Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Staatshändel in Europa 1661--1700.
Reihe einzelner Vorfälle, die, wie heterogen sie
auch sonst waren, doch alle dazu wirkten, die Er-
bitterung gegen den Uebermächtigen zu vermehren;
aber auch des Zunders so viel und auf so verschie-
denen Seiten verbreiteten, daß ein endlich ausbre-
chender Krieg fast nothwendig ein allgemeiner Krieg
werden mußte. Die neuen Streitigkeiten mit dem
Pabst; die Pfälzische Erbschaftssache; und der
Zwist über die Bischofswahl zu Cölln wirkten alle
dazu. Auch die, schon lange organisirte Hugenot-
tenverfolgung, die durch die Aufhebung des
Edicts von Nantes
mit ihrer Vertreibung en-1685
digte, mußte Ludwig um so mehr in eine dauernde
Spannung mit den protestantischen Mächten setzen,
da man solcher Auftritte in Europa schon nicht mehr
gewohnt war. Und zu diesen kamen noch die ste-
ten Neckereyen zwischen Frankreich und der Repu-
blik durch Zolltarife und Waarenverbote!

Händel mit Pabst Innocenz XI. über die Regale, schon
seit 1673, die 1682 zu der Versammlung eines National-
Conciliums führten, das die Verhältnisse gegen Rom be-
stimmte; und 1682 über die widersinnige Quartierfreyheit.
-- Pfälzischer Erbschaftsstreit, indem Ludwig nach dem Aus-
sterben des Pfalz-Simmerschen Mannsstamms mit Chur-
fürst Carl 1685 die Ansprüche dessen Schwester, der
Herzogin von Orleans, auf die Allodialverlassenschaft auch
auf einen großen Theil des Landes ausdehnte. -- Streit
über die Erzbischofswahl zu Cöln 1688, indem Ludwig sei-
nen
Clienten, den Bischof von Fürstenberg von Stras-
burg, gegen den Prinzen Joh. Clemens von Bayern un-

ter-
P 3

1. Staatshaͤndel in Europa 1661--1700.
Reihe einzelner Vorfaͤlle, die, wie heterogen ſie
auch ſonſt waren, doch alle dazu wirkten, die Er-
bitterung gegen den Uebermaͤchtigen zu vermehren;
aber auch des Zunders ſo viel und auf ſo verſchie-
denen Seiten verbreiteten, daß ein endlich ausbre-
chender Krieg faſt nothwendig ein allgemeiner Krieg
werden mußte. Die neuen Streitigkeiten mit dem
Pabſt; die Pfaͤlziſche Erbſchaftsſache; und der
Zwiſt uͤber die Biſchofswahl zu Coͤlln wirkten alle
dazu. Auch die, ſchon lange organiſirte Hugenot-
tenverfolgung, die durch die Aufhebung des
Edicts von Nantes
mit ihrer Vertreibung en-1685
digte, mußte Ludwig um ſo mehr in eine dauernde
Spannung mit den proteſtantiſchen Maͤchten ſetzen,
da man ſolcher Auftritte in Europa ſchon nicht mehr
gewohnt war. Und zu dieſen kamen noch die ſte-
ten Neckereyen zwiſchen Frankreich und der Repu-
blik durch Zolltarife und Waarenverbote!

Haͤndel mit Pabſt Innocenz XI. uͤber die Regale, ſchon
ſeit 1673, die 1682 zu der Verſammlung eines National-
Conciliums fuͤhrten, das die Verhaͤltniſſe gegen Rom be-
ſtimmte; und 1682 uͤber die widerſinnige Quartierfreyheit.
— Pfaͤlziſcher Erbſchaftsſtreit, indem Ludwig nach dem Aus-
ſterben des Pfalz-Simmerſchen Mannsſtamms mit Chur-
fuͤrſt Carl 1685 die Anſpruͤche deſſen Schweſter, der
Herzogin von Orleans, auf die Allodialverlaſſenſchaft auch
auf einen großen Theil des Landes ausdehnte. — Streit
uͤber die Erzbiſchofswahl zu Coͤln 1688, indem Ludwig ſei-
nen
Clienten, den Biſchof von Fuͤrſtenberg von Stras-
burg, gegen den Prinzen Joh. Clemens von Bayern un-

ter-
P 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0267" n="229"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1. Staatsha&#x0364;ndel in Europa 1661--1700.</hi></fw><lb/>
Reihe einzelner Vorfa&#x0364;lle, die, wie heterogen &#x017F;ie<lb/>
auch &#x017F;on&#x017F;t waren, doch alle dazu wirkten, die Er-<lb/>
bitterung gegen den Ueberma&#x0364;chtigen zu vermehren;<lb/>
aber auch des Zunders &#x017F;o viel und auf &#x017F;o ver&#x017F;chie-<lb/>
denen Seiten verbreiteten, daß ein endlich ausbre-<lb/>
chender Krieg fa&#x017F;t nothwendig ein allgemeiner Krieg<lb/>
werden mußte. Die neuen Streitigkeiten mit dem<lb/>
Pab&#x017F;t; die Pfa&#x0364;lzi&#x017F;che Erb&#x017F;chafts&#x017F;ache; und der<lb/>
Zwi&#x017F;t u&#x0364;ber die Bi&#x017F;chofswahl zu Co&#x0364;lln wirkten alle<lb/>
dazu. Auch die, &#x017F;chon lange organi&#x017F;irte Hugenot-<lb/>
tenverfolgung, die durch <hi rendition="#g">die Aufhebung des<lb/>
Edicts von Nantes</hi> mit ihrer Vertreibung en-<note place="right">1685</note><lb/>
digte, mußte Ludwig um &#x017F;o mehr in eine dauernde<lb/>
Spannung mit den prote&#x017F;tanti&#x017F;chen Ma&#x0364;chten &#x017F;etzen,<lb/>
da man &#x017F;olcher Auftritte in Europa &#x017F;chon nicht mehr<lb/>
gewohnt war. Und zu die&#x017F;en kamen noch die &#x017F;te-<lb/>
ten Neckereyen zwi&#x017F;chen Frankreich und der Repu-<lb/>
blik durch Zolltarife und Waarenverbote!</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et">Ha&#x0364;ndel mit Pab&#x017F;t Innocenz <hi rendition="#aq">XI.</hi> u&#x0364;ber die Regale, &#x017F;chon<lb/>
&#x017F;eit 1673, die 1682 zu der Ver&#x017F;ammlung eines National-<lb/>
Conciliums fu&#x0364;hrten, das die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e gegen Rom be-<lb/>
&#x017F;timmte; und 1682 u&#x0364;ber die wider&#x017F;innige Quartierfreyheit.<lb/>
&#x2014; Pfa&#x0364;lzi&#x017F;cher Erb&#x017F;chafts&#x017F;treit, indem Ludwig nach dem Aus-<lb/>
&#x017F;terben des Pfalz-Simmer&#x017F;chen Manns&#x017F;tamms mit Chur-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;t Carl 1685 die An&#x017F;pru&#x0364;che de&#x017F;&#x017F;en Schwe&#x017F;ter, der<lb/>
Herzogin von Orleans, auf die Allodialverla&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft auch<lb/>
auf einen großen Theil des Landes ausdehnte. &#x2014; Streit<lb/>
u&#x0364;ber die Erzbi&#x017F;chofswahl zu Co&#x0364;ln 1688, indem Ludwig <hi rendition="#g">&#x017F;ei-<lb/>
nen</hi> Clienten, den Bi&#x017F;chof <hi rendition="#g">von Fu&#x0364;r&#x017F;tenberg</hi> von Stras-<lb/>
burg, gegen den Prinzen <hi rendition="#g">Joh. Clemens</hi> von Bayern un-</hi><lb/>
                  <fw place="bottom" type="sig">P 3</fw>
                  <fw place="bottom" type="catch">ter-</fw><lb/>
                </p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0267] 1. Staatshaͤndel in Europa 1661--1700. Reihe einzelner Vorfaͤlle, die, wie heterogen ſie auch ſonſt waren, doch alle dazu wirkten, die Er- bitterung gegen den Uebermaͤchtigen zu vermehren; aber auch des Zunders ſo viel und auf ſo verſchie- denen Seiten verbreiteten, daß ein endlich ausbre- chender Krieg faſt nothwendig ein allgemeiner Krieg werden mußte. Die neuen Streitigkeiten mit dem Pabſt; die Pfaͤlziſche Erbſchaftsſache; und der Zwiſt uͤber die Biſchofswahl zu Coͤlln wirkten alle dazu. Auch die, ſchon lange organiſirte Hugenot- tenverfolgung, die durch die Aufhebung des Edicts von Nantes mit ihrer Vertreibung en- digte, mußte Ludwig um ſo mehr in eine dauernde Spannung mit den proteſtantiſchen Maͤchten ſetzen, da man ſolcher Auftritte in Europa ſchon nicht mehr gewohnt war. Und zu dieſen kamen noch die ſte- ten Neckereyen zwiſchen Frankreich und der Repu- blik durch Zolltarife und Waarenverbote! 1685 Haͤndel mit Pabſt Innocenz XI. uͤber die Regale, ſchon ſeit 1673, die 1682 zu der Verſammlung eines National- Conciliums fuͤhrten, das die Verhaͤltniſſe gegen Rom be- ſtimmte; und 1682 uͤber die widerſinnige Quartierfreyheit. — Pfaͤlziſcher Erbſchaftsſtreit, indem Ludwig nach dem Aus- ſterben des Pfalz-Simmerſchen Mannsſtamms mit Chur- fuͤrſt Carl 1685 die Anſpruͤche deſſen Schweſter, der Herzogin von Orleans, auf die Allodialverlaſſenſchaft auch auf einen großen Theil des Landes ausdehnte. — Streit uͤber die Erzbiſchofswahl zu Coͤln 1688, indem Ludwig ſei- nen Clienten, den Biſchof von Fuͤrſtenberg von Stras- burg, gegen den Prinzen Joh. Clemens von Bayern un- ter- P 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/267
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/267>, abgerufen am 22.11.2024.