die Seemächte rathsam scheinen, auf seinem Haupte allein die Kayserkrone nebst der von Ungern und Böhmen mit der Spanischen zu vereinigen.
Fall des Whig-Ministeriums durch die Entlassung Sun- derlands und Godolphins Aug. 1710. Neues Mini- sterium der Torys unter Harley, Graf von Oxford; und St. John, Vicomte von Bolingbroke; und bald An- knüpfung geheimer Unterhandlungen mit Frankreich durch Gauthier, und nachmals durch Prior. Wie sorgfältig man auch den Schein eines Separatfriedens vermied, so war doch jetzt das Vertrauen der Verbündeten dahin; und seit Marlborough's Absetzung Jan. 1712 (dem Ormond nur zum Schein folgte;) und Villars Siege bey Denain 24. Jul. ward auch selbst das Kriegsglück Frankreich gün- stig. Friedenspräliminarien zwischen Frankreich und England 11. Oct. 1711 den Verbündeten zwar nur als Pro- ject mitgetheilt; aber der Kriegszustand hörte auf.
18. Diese Trennung der Verbindung mußte wohl zu einem Frieden, aber zu einem ganz andern Frieden führen, als man noch vor kurzem hatte er- halten können; und bald ward Utrecht, -- da Holland noch immer als der Centralpunct der Poli- tik betrachtet ward, -- zum Congreßorte bestimmt. Die Natur der Dinge brachte es jetzt mit sich, daß statt eines allgemeinen Friedens eine Reihe Frie- densschlüsse theils zwischen Frankreich, theils zwi- schen Spanien und den einzelnen Alliirten hier zu Stande kamen, in deren jedem auch jeder seine eig- nen Vortheile bestimmte. Aber weder über diese,
noch
T
1. Staatshaͤndel in Europa 1700--1740.
die Seemaͤchte rathſam ſcheinen, auf ſeinem Haupte allein die Kayſerkrone nebſt der von Ungern und Boͤhmen mit der Spaniſchen zu vereinigen.
Fall des Whig-Miniſteriums durch die Entlaſſung Sun- derlands und Godolphins Aug. 1710. Neues Mini- ſterium der Torys unter Harley, Graf von Oxford; und St. John, Vicomte von Bolingbroke; und bald An- knuͤpfung geheimer Unterhandlungen mit Frankreich durch Gauthier, und nachmals durch Prior. Wie ſorgfaͤltig man auch den Schein eines Separatfriedens vermied, ſo war doch jetzt das Vertrauen der Verbuͤndeten dahin; und ſeit Marlborough's Abſetzung Jan. 1712 (dem Ormond nur zum Schein folgte;) und Villars Siege bey Denain 24. Jul. ward auch ſelbſt das Kriegsgluͤck Frankreich guͤn- ſtig. Friedenspraͤliminarien zwiſchen Frankreich und England 11. Oct. 1711 den Verbuͤndeten zwar nur als Pro- ject mitgetheilt; aber der Kriegszuſtand hoͤrte auf.
18. Dieſe Trennung der Verbindung mußte wohl zu einem Frieden, aber zu einem ganz andern Frieden fuͤhren, als man noch vor kurzem hatte er- halten koͤnnen; und bald ward Utrecht, — da Holland noch immer als der Centralpunct der Poli- tik betrachtet ward, — zum Congreßorte beſtimmt. Die Natur der Dinge brachte es jetzt mit ſich, daß ſtatt eines allgemeinen Friedens eine Reihe Frie- densſchluͤſſe theils zwiſchen Frankreich, theils zwi- ſchen Spanien und den einzelnen Alliirten hier zu Stande kamen, in deren jedem auch jeder ſeine eig- nen Vortheile beſtimmte. Aber weder uͤber dieſe,
noch
T
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0327"n="289"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">1. Staatshaͤndel in Europa 1700--1740.</hi></fw><lb/>
die Seemaͤchte rathſam ſcheinen, auf ſeinem Haupte<lb/><hirendition="#g">allein</hi> die Kayſerkrone nebſt der von Ungern und<lb/>
Boͤhmen mit der Spaniſchen zu vereinigen.</p><lb/><p><hirendition="#et">Fall des Whig-Miniſteriums durch die Entlaſſung <hirendition="#g">Sun-<lb/>
derlands</hi> und <hirendition="#g">Godolphins</hi> Aug. 1710. Neues Mini-<lb/>ſterium der Torys unter Harley, Graf <hirendition="#g">von Oxford</hi>; und<lb/>
St. John, Vicomte von <hirendition="#g">Bolingbroke</hi>; und bald An-<lb/>
knuͤpfung geheimer Unterhandlungen mit Frankreich durch<lb/>
Gauthier, und nachmals durch Prior. Wie ſorgfaͤltig man<lb/>
auch den Schein eines Separatfriedens vermied, ſo war<lb/>
doch jetzt das Vertrauen der Verbuͤndeten dahin; und ſeit<lb/><hirendition="#g">Marlborough's Abſetzung</hi> Jan. 1712 (dem <hirendition="#g">Ormond</hi><lb/>
nur zum Schein folgte;) und Villars Siege bey <hirendition="#g">Denain</hi><lb/>
24. Jul. ward auch ſelbſt das Kriegsgluͤck Frankreich guͤn-<lb/>ſtig. <hirendition="#g">Friedenspraͤliminarien</hi> zwiſchen Frankreich und<lb/>
England 11. Oct. 1711 den Verbuͤndeten zwar nur als <hirendition="#g">Pro-<lb/>
ject</hi> mitgetheilt; aber der Kriegszuſtand hoͤrte auf.</hi></p><lb/><p>18. Dieſe Trennung der Verbindung mußte<lb/>
wohl zu einem Frieden, aber zu einem ganz andern<lb/>
Frieden fuͤhren, als man noch vor kurzem hatte er-<lb/>
halten koͤnnen; und bald ward <hirendition="#g">Utrecht</hi>, — da<lb/>
Holland noch immer als der Centralpunct der Poli-<lb/>
tik betrachtet ward, — zum Congreßorte beſtimmt.<lb/>
Die Natur der Dinge brachte es jetzt mit ſich, daß<lb/>ſtatt eines <hirendition="#g">allgemeinen</hi> Friedens eine Reihe Frie-<lb/>
densſchluͤſſe theils zwiſchen Frankreich, theils zwi-<lb/>ſchen Spanien und den einzelnen Alliirten hier zu<lb/>
Stande kamen, in deren jedem auch jeder ſeine eig-<lb/>
nen Vortheile beſtimmte. Aber weder uͤber dieſe,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T</fw><fwplace="bottom"type="catch">noch</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[289/0327]
1. Staatshaͤndel in Europa 1700--1740.
die Seemaͤchte rathſam ſcheinen, auf ſeinem Haupte
allein die Kayſerkrone nebſt der von Ungern und
Boͤhmen mit der Spaniſchen zu vereinigen.
Fall des Whig-Miniſteriums durch die Entlaſſung Sun-
derlands und Godolphins Aug. 1710. Neues Mini-
ſterium der Torys unter Harley, Graf von Oxford; und
St. John, Vicomte von Bolingbroke; und bald An-
knuͤpfung geheimer Unterhandlungen mit Frankreich durch
Gauthier, und nachmals durch Prior. Wie ſorgfaͤltig man
auch den Schein eines Separatfriedens vermied, ſo war
doch jetzt das Vertrauen der Verbuͤndeten dahin; und ſeit
Marlborough's Abſetzung Jan. 1712 (dem Ormond
nur zum Schein folgte;) und Villars Siege bey Denain
24. Jul. ward auch ſelbſt das Kriegsgluͤck Frankreich guͤn-
ſtig. Friedenspraͤliminarien zwiſchen Frankreich und
England 11. Oct. 1711 den Verbuͤndeten zwar nur als Pro-
ject mitgetheilt; aber der Kriegszuſtand hoͤrte auf.
18. Dieſe Trennung der Verbindung mußte
wohl zu einem Frieden, aber zu einem ganz andern
Frieden fuͤhren, als man noch vor kurzem hatte er-
halten koͤnnen; und bald ward Utrecht, — da
Holland noch immer als der Centralpunct der Poli-
tik betrachtet ward, — zum Congreßorte beſtimmt.
Die Natur der Dinge brachte es jetzt mit ſich, daß
ſtatt eines allgemeinen Friedens eine Reihe Frie-
densſchluͤſſe theils zwiſchen Frankreich, theils zwi-
ſchen Spanien und den einzelnen Alliirten hier zu
Stande kamen, in deren jedem auch jeder ſeine eig-
nen Vortheile beſtimmte. Aber weder uͤber dieſe,
noch
T
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/327>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.