durch die Vermählung des jungen Herzogs Friedrich's IV. mit der Schwester Carl's XII., Hedwig Sophie (s. oben S. 269.); und die persönliche Freundschaft der bey- den jungen Fursten knüpfte die Verbindung zwischen Schwe- den und Holstein-Gottorp fast noch fester als die Ver- wandtschaft.
3. So waren die innern Verhältnisse der nor- dischen Staaten, als mit dem Anfange des Jahr- hunderts der furchtbare zwanzigjährige Kampf begann, der den Norden umformen sollte. Es mußte ein furchtbarer Kampf werden; denn Men- schen wie Peter und Carl unterliegen nicht leicht; aber auch ein weit verbreiteter Kampf. War oder wurde auch das Uebergewicht Rußlands oder Schwe- dens sein Ziel, so war doch des Zunders zum Krie- ge in dem ganzen Norden so viel zerstreut, daß die Flamme hier allgemein um sich greifen mußte.
Ursachen des nordischen Kriegs. Sie lagen 1. in dem entschiedenen Willen Peter's, Rußland bis zur Ost- see auszudehnen; ein Ziel, das nur auf Kosten Schwedens zu erreichen stand. 2. In dem Versuch König August's des II., von Patkul aufgemuntert, Liefland an Polen zu bringen. 3. In dem Zwist Dänemarks mit Friedrich IV. von Holstein-Gottorp; und der Erbitterung und Furcht über dessen Verbindung mit Schweden.
4. Geheime Verbindung zwischen Dänemark1699 11. Nov und dem König von Polen (umsonst versuchte es August II., die mißtrauische Nation zur Theilnah- me zu bewegen;) gegen Schweden, der auch bald
Peter
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Von 1700 bis 1740.
durch die Vermaͤhlung des jungen Herzogs Friedrich's IV. mit der Schweſter Carl's XII., Hedwig Sophie (ſ. oben S. 269.); und die perſoͤnliche Freundſchaft der bey- den jungen Furſten knuͤpfte die Verbindung zwiſchen Schwe- den und Holſtein-Gottorp faſt noch feſter als die Ver- wandtſchaft.
3. So waren die innern Verhaͤltniſſe der nor- diſchen Staaten, als mit dem Anfange des Jahr- hunderts der furchtbare zwanzigjaͤhrige Kampf begann, der den Norden umformen ſollte. Es mußte ein furchtbarer Kampf werden; denn Men- ſchen wie Peter und Carl unterliegen nicht leicht; aber auch ein weit verbreiteter Kampf. War oder wurde auch das Uebergewicht Rußlands oder Schwe- dens ſein Ziel, ſo war doch des Zunders zum Krie- ge in dem ganzen Norden ſo viel zerſtreut, daß die Flamme hier allgemein um ſich greifen mußte.
Urſachen des nordiſchen Kriegs. Sie lagen 1. in dem entſchiedenen Willen Peter's, Rußland bis zur Oſt- ſee auszudehnen; ein Ziel, das nur auf Koſten Schwedens zu erreichen ſtand. 2. In dem Verſuch Koͤnig Auguſt's des II., von Patkul aufgemuntert, Liefland an Polen zu bringen. 3. In dem Zwiſt Daͤnemarks mit Friedrich IV. von Holſtein-Gottorp; und der Erbitterung und Furcht uͤber deſſen Verbindung mit Schweden.
4. Geheime Verbindung zwiſchen Daͤnemark1699 11. Nov und dem Koͤnig von Polen (umſonſt verſuchte es Auguſt II., die mißtrauiſche Nation zur Theilnah- me zu bewegen;) gegen Schweden, der auch bald
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Von 1700 bis 1740.
durch die Vermaͤhlung des jungen Herzogs Friedrich's
IV. mit der Schweſter Carl's XII., Hedwig Sophie (ſ.
oben S. 269.); und die perſoͤnliche Freundſchaft der bey-
den jungen Furſten knuͤpfte die Verbindung zwiſchen Schwe-
den und Holſtein-Gottorp faſt noch feſter als die Ver-
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3. So waren die innern Verhaͤltniſſe der nor-
diſchen Staaten, als mit dem Anfange des Jahr-
hunderts der furchtbare zwanzigjaͤhrige Kampf
begann, der den Norden umformen ſollte. Es
mußte ein furchtbarer Kampf werden; denn Men-
ſchen wie Peter und Carl unterliegen nicht leicht;
aber auch ein weit verbreiteter Kampf. War oder
wurde auch das Uebergewicht Rußlands oder Schwe-
dens ſein Ziel, ſo war doch des Zunders zum Krie-
ge in dem ganzen Norden ſo viel zerſtreut, daß die
Flamme hier allgemein um ſich greifen mußte.
Urſachen des nordiſchen Kriegs. Sie lagen 1.
in dem entſchiedenen Willen Peter's, Rußland bis zur Oſt-
ſee auszudehnen; ein Ziel, das nur auf Koſten Schwedens
zu erreichen ſtand. 2. In dem Verſuch Koͤnig Auguſt's des
II., von Patkul aufgemuntert, Liefland an Polen zu
bringen. 3. In dem Zwiſt Daͤnemarks mit Friedrich IV.
von Holſtein-Gottorp; und der Erbitterung und Furcht
uͤber deſſen Verbindung mit Schweden.
4. Geheime Verbindung zwiſchen Daͤnemark
und dem Koͤnig von Polen (umſonſt verſuchte es
Auguſt II., die mißtrauiſche Nation zur Theilnah-
me zu bewegen;) gegen Schweden, der auch bald
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/377>, abgerufen am 22.11.2024.
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