II. Per. C. II. Gesch. d. nördl. Eur. Staatensyst.
auf die Moldau und Wallachey nachließ, und auf den entschlossenen MustaphaIII. sein ungleicher 1774 21. Jan.Bruder Abdul-Hamid gefolgt war. Die Art, wie der Friede zu Kainardge bey Silistria, ohne fremde Vermittelung, abgeschlossen wurde, machte vollends, daß sie ihn dictiren konnte.
Zweyter Uebergang Romanzow's über die Donau 1774 und Einschließung des Großveziers in den Gebirgen der Bulgarey. Kurze Unterhandlung im Russischen Lager zwi- schen Repnin und Achmer Effendi, und Abschluß des Frie- dens zu Kutschuk Kainardge 22. Jul. Bedingungen: 1. Unabhängigkeit der Tartaren in der Krimm und im Cuban unter ihrem Chan. 2. Rückgabe der Eroberungen, beson- ders der Moldau und Wallachey, an die, von der Pforte ernannten, Fürsten. Jedoch behält sich Rußland das Recht vor, sich ihrer Angelegenheiten in Constantinopel anzuneh- men. 3. Rußland behält Kimburn und Asow, so wie in der Krimm Jenikale und Kertsch mit ihren Districten, nebst der großen und kleinen Cabardei. 4. Freye Handelsschiff- fahrt auf dem schwarzen Meer, und in allen Türkischen Meeren. 5. Mehrere Bestimmungen über die Vorrechte des Russischen Gesandten bey der Pforte, der Russischen Consuls, dem Kaysertitel etc.
31. So war durch diesen Frieden und die Polnische Theilung im Norden eine Ordnung der Dinge gegründet, die unmöglich lange dieselbe blei- ben zu können schien. Die Verbindung Rußlands mit Preußen dauerte noch fort; mit Dänemark war nach der Schwedischen Revolution eine ge- 1772heime Allianz geschlossen; der Principat in Po-
len
II. Per. C. II. Geſch. d. noͤrdl. Eur. Staatenſyſt.
auf die Moldau und Wallachey nachließ, und auf den entſchloſſenen MuſtaphaIII. ſein ungleicher 1774 21. Jan.Bruder Abdul-Hamid gefolgt war. Die Art, wie der Friede zu Kainardge bey Siliſtria, ohne fremde Vermittelung, abgeſchloſſen wurde, machte vollends, daß ſie ihn dictiren konnte.
Zweyter Uebergang Romanzow's uͤber die Donau 1774 und Einſchließung des Großveziers in den Gebirgen der Bulgarey. Kurze Unterhandlung im Ruſſiſchen Lager zwi- ſchen Repnin und Achmer Effendi, und Abſchluß des Frie- dens zu Kutſchuk Kainardgé 22. Jul. Bedingungen: 1. Unabhaͤngigkeit der Tartaren in der Krimm und im Cuban unter ihrem Chan. 2. Ruͤckgabe der Eroberungen, beſon- ders der Moldau und Wallachey, an die, von der Pforte ernannten, Fuͤrſten. Jedoch behaͤlt ſich Rußland das Recht vor, ſich ihrer Angelegenheiten in Conſtantinopel anzuneh- men. 3. Rußland behaͤlt Kimburn und Aſow, ſo wie in der Krimm Jenikale und Kertſch mit ihren Diſtricten, nebſt der großen und kleinen Cabardei. 4. Freye Handelsſchiff- fahrt auf dem ſchwarzen Meer, und in allen Tuͤrkiſchen Meeren. 5. Mehrere Beſtimmungen uͤber die Vorrechte des Ruſſiſchen Geſandten bey der Pforte, der Ruſſiſchen Conſuls, dem Kayſertitel ꝛc.
31. So war durch dieſen Frieden und die Polniſche Theilung im Norden eine Ordnung der Dinge gegruͤndet, die unmoͤglich lange dieſelbe blei- ben zu koͤnnen ſchien. Die Verbindung Rußlands mit Preußen dauerte noch fort; mit Daͤnemark war nach der Schwediſchen Revolution eine ge- 1772heime Allianz geſchloſſen; der Principat in Po-
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II. Per. C. II. Geſch. d. noͤrdl. Eur. Staatenſyſt.
auf die Moldau und Wallachey nachließ, und auf
den entſchloſſenen Muſtapha III. ſein ungleicher
Bruder Abdul-Hamid gefolgt war. Die Art,
wie der Friede zu Kainardge bey Siliſtria,
ohne fremde Vermittelung, abgeſchloſſen wurde,
machte vollends, daß ſie ihn dictiren konnte.
1774
21.
Jan.
Zweyter Uebergang Romanzow's uͤber die Donau 1774
und Einſchließung des Großveziers in den Gebirgen der
Bulgarey. Kurze Unterhandlung im Ruſſiſchen Lager zwi-
ſchen Repnin und Achmer Effendi, und Abſchluß des Frie-
dens zu Kutſchuk Kainardgé 22. Jul. Bedingungen:
1. Unabhaͤngigkeit der Tartaren in der Krimm und im Cuban
unter ihrem Chan. 2. Ruͤckgabe der Eroberungen, beſon-
ders der Moldau und Wallachey, an die, von der Pforte
ernannten, Fuͤrſten. Jedoch behaͤlt ſich Rußland das Recht
vor, ſich ihrer Angelegenheiten in Conſtantinopel anzuneh-
men. 3. Rußland behaͤlt Kimburn und Aſow, ſo wie in der
Krimm Jenikale und Kertſch mit ihren Diſtricten, nebſt
der großen und kleinen Cabardei. 4. Freye Handelsſchiff-
fahrt auf dem ſchwarzen Meer, und in allen Tuͤrkiſchen
Meeren. 5. Mehrere Beſtimmungen uͤber die Vorrechte
des Ruſſiſchen Geſandten bey der Pforte, der Ruſſiſchen
Conſuls, dem Kayſertitel ꝛc.
31. So war durch dieſen Frieden und die
Polniſche Theilung im Norden eine Ordnung der
Dinge gegruͤndet, die unmoͤglich lange dieſelbe blei-
ben zu koͤnnen ſchien. Die Verbindung Rußlands
mit Preußen dauerte noch fort; mit Daͤnemark
war nach der Schwediſchen Revolution eine ge-
heime Allianz geſchloſſen; der Principat in Po-
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1772
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 520. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/558>, abgerufen am 22.11.2024.
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