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Heffter, August Wilhelm: Das Europäische Völkerrecht der Gegenwart. Berlin, 1844.

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Drittes Buch. §. 226.
ferner
das Recht einer freiwilligen Gerichtsbarkeit für den vertre-
tenen Staat wenigstens zur Beglaubigung der Schiffspapiere,
sofern ihr keine größere Ausdehnung ausdrücklich oder ob-
servanzmäßig zugestanden ist;

endlich, wie sich von selbst versteht,
das Recht der schiedsrichterlichen Intervention und Entschei-
dung, wenn eine solche von den Nationalen in Anspruch ge-
nommen wird.

Von einem größeren Umfang sind die Attributionen der Consuln
in den muselmännischen Staaten, wiewohl in neuerer Zeit auf de-
ren Beschränkung hingearbeitet ist; fast durchgängig ist aber selbst
noch in neueren Verträgen den dortigen europäischen Consuln eine
Criminalgerichtsbarkeit über die Angehörigen der vertretenen Na-
tion zugestanden, woraus dann ferner das stillschweigende Zuge-
ständniß der vollen bürgerlichen Gerichtsbarkeit unter den Nationa-
len des Consuls, obschon ohne executorische Kraft für die musel-
männischen Behörden gefolgert werden darf.

Zu den Vorrechten der Consuln in den europäischen christ-
lichen Staaten gehört wesentlich nur eine Unverletzbarkeit der Per-
son, welche ihnen möglich macht ihren Consulargeschäften ohne per-
sönliches Hinderniß nachzukommen. Durch Verträge ist diese Un-
verletzbarkeit bald unbedingt, bald mit Beschränkung, insbesondere
unter Ausnahme schwerer Verbrechen anerkannt worden. Der bür-
gerlichen Gerichtsbarkeit des Landes, worin sie fungiren, sind sie
regelmäßig unterworfen, ja, selbst wenn sie Ausländer sind und ih-
nen im Uebrigen Exterritorialität zugestanden wäre, wenigstens in
Beziehung auf Handelsgeschäfte. 1 In den muselmännischen Staa-

1 Man vgl. den vorhin angeführten Vertrag zwischen Frankreich und Spa-
nien von 1769. Art. 2.
Das allgemeine Princip ist noch vor kurzem durch ein arret der cour
roiale
von Aix im Jahre 1843 (mitgetheilt in der Gazette des Tribunaux
von dem gedachten Jahre) ausgesprochen:
Attendu que si les Ambassadeurs sont independants de l'autorite
souveraine du pais dans lequel ils exercent leur ministere, ce pri-
vilege n'est pas applicable aux consuls;
qui ceux ci ne sont que des agens commerciels; que si les lois de
police et de securete obligent en general tous ceux qui habitent
le territoire francais il en resulte que l'etranger, qui se trouve

Drittes Buch. §. 226.
ferner
das Recht einer freiwilligen Gerichtsbarkeit für den vertre-
tenen Staat wenigſtens zur Beglaubigung der Schiffspapiere,
ſofern ihr keine größere Ausdehnung ausdrücklich oder ob-
ſervanzmäßig zugeſtanden iſt;

endlich, wie ſich von ſelbſt verſteht,
das Recht der ſchiedsrichterlichen Intervention und Entſchei-
dung, wenn eine ſolche von den Nationalen in Anſpruch ge-
nommen wird.

Von einem größeren Umfang ſind die Attributionen der Conſuln
in den muſelmänniſchen Staaten, wiewohl in neuerer Zeit auf de-
ren Beſchränkung hingearbeitet iſt; faſt durchgängig iſt aber ſelbſt
noch in neueren Verträgen den dortigen europäiſchen Conſuln eine
Criminalgerichtsbarkeit über die Angehörigen der vertretenen Na-
tion zugeſtanden, woraus dann ferner das ſtillſchweigende Zuge-
ſtändniß der vollen bürgerlichen Gerichtsbarkeit unter den Nationa-
len des Conſuls, obſchon ohne executoriſche Kraft für die muſel-
männiſchen Behörden gefolgert werden darf.

Zu den Vorrechten der Conſuln in den europäiſchen chriſt-
lichen Staaten gehört weſentlich nur eine Unverletzbarkeit der Per-
ſon, welche ihnen möglich macht ihren Conſulargeſchäften ohne per-
ſönliches Hinderniß nachzukommen. Durch Verträge iſt dieſe Un-
verletzbarkeit bald unbedingt, bald mit Beſchränkung, insbeſondere
unter Ausnahme ſchwerer Verbrechen anerkannt worden. Der bür-
gerlichen Gerichtsbarkeit des Landes, worin ſie fungiren, ſind ſie
regelmäßig unterworfen, ja, ſelbſt wenn ſie Ausländer ſind und ih-
nen im Uebrigen Exterritorialität zugeſtanden wäre, wenigſtens in
Beziehung auf Handelsgeſchäfte. 1 In den muſelmänniſchen Staa-

1 Man vgl. den vorhin angeführten Vertrag zwiſchen Frankreich und Spa-
nien von 1769. Art. 2.
Das allgemeine Princip iſt noch vor kurzem durch ein arrêt der cour
roiale
von Aix im Jahre 1843 (mitgetheilt in der Gazette des Tribunaux
von dem gedachten Jahre) ausgeſprochen:
Attendu que si les Ambassadeurs sont indépendants de l’autorité
souveraine du pais dans lequel ils exercent leur ministère, ce pri-
vilège n’est pas applicable aux consuls;
qui ceux ci ne sont que des agens commerciels; que si les lois de
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[368/0392] Drittes Buch. §. 226. ferner das Recht einer freiwilligen Gerichtsbarkeit für den vertre- tenen Staat wenigſtens zur Beglaubigung der Schiffspapiere, ſofern ihr keine größere Ausdehnung ausdrücklich oder ob- ſervanzmäßig zugeſtanden iſt; endlich, wie ſich von ſelbſt verſteht, das Recht der ſchiedsrichterlichen Intervention und Entſchei- dung, wenn eine ſolche von den Nationalen in Anſpruch ge- nommen wird. Von einem größeren Umfang ſind die Attributionen der Conſuln in den muſelmänniſchen Staaten, wiewohl in neuerer Zeit auf de- ren Beſchränkung hingearbeitet iſt; faſt durchgängig iſt aber ſelbſt noch in neueren Verträgen den dortigen europäiſchen Conſuln eine Criminalgerichtsbarkeit über die Angehörigen der vertretenen Na- tion zugeſtanden, woraus dann ferner das ſtillſchweigende Zuge- ſtändniß der vollen bürgerlichen Gerichtsbarkeit unter den Nationa- len des Conſuls, obſchon ohne executoriſche Kraft für die muſel- männiſchen Behörden gefolgert werden darf. Zu den Vorrechten der Conſuln in den europäiſchen chriſt- lichen Staaten gehört weſentlich nur eine Unverletzbarkeit der Per- ſon, welche ihnen möglich macht ihren Conſulargeſchäften ohne per- ſönliches Hinderniß nachzukommen. Durch Verträge iſt dieſe Un- verletzbarkeit bald unbedingt, bald mit Beſchränkung, insbeſondere unter Ausnahme ſchwerer Verbrechen anerkannt worden. Der bür- gerlichen Gerichtsbarkeit des Landes, worin ſie fungiren, ſind ſie regelmäßig unterworfen, ja, ſelbſt wenn ſie Ausländer ſind und ih- nen im Uebrigen Exterritorialität zugeſtanden wäre, wenigſtens in Beziehung auf Handelsgeſchäfte. 1 In den muſelmänniſchen Staa- 1 Man vgl. den vorhin angeführten Vertrag zwiſchen Frankreich und Spa- nien von 1769. Art. 2. Das allgemeine Princip iſt noch vor kurzem durch ein arrêt der cour roiale von Aix im Jahre 1843 (mitgetheilt in der Gazette des Tribunaux von dem gedachten Jahre) ausgeſprochen: Attendu que si les Ambassadeurs sont indépendants de l’autorité souveraine du pais dans lequel ils exercent leur ministère, ce pri- vilège n’est pas applicable aux consuls; qui ceux ci ne sont que des agens commerciels; que si les lois de police et de securété obligent en général tous ceux qui habitent le territoire français il en resulte que l’étranger, qui se trouve

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Zitationshilfe: Heffter, August Wilhelm: Das Europäische Völkerrecht der Gegenwart. Berlin, 1844, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heffter_voelkerrecht_1844/392>, abgerufen am 27.11.2024.