Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite
Quantität.

Gewöhnlich wird eine Größe definirt, als etwas,
das sich vermehren oder vermindern läßt. Ver-
mehren aber heißt, etwas mehr groß, vermindern
weniger groß machen, und das Mehr in mehr
groß, und das Weniger in weniger groß -- löst
sich wieder so auf. Es liegt darin ein Unterschied
der Größe überhaupt von ihr selbst, und die Größe
wäre also das, dessen Größe sich verändern läßt.
Die Definition zeigt sich deßwegen als ungeschikt, weil
in ihr diejenige Bestimmung selbst gebraucht wird,
welche definirt werden sollte. Es ist jedoch in diesem
unvollkommenen Ausdruck das Hauptmoment nicht zu
verkennen, worauf es ankommt; nemlich die Gleich-
gültigkeit der Veränderung, daß in ihrem Begriff
selbst ihr eigenes Mehr Minder liegt; ihre Gleichgül-
tigkeit gegen sich selbst.



Erstes
L
Quantitaͤt.

Gewoͤhnlich wird eine Groͤße definirt, als etwas,
das ſich vermehren oder vermindern laͤßt. Ver-
mehren aber heißt, etwas mehr groß, vermindern
weniger groß machen, und das Mehr in mehr
groß, und das Weniger in weniger groß — loͤst
ſich wieder ſo auf. Es liegt darin ein Unterſchied
der Groͤße uͤberhaupt von ihr ſelbſt, und die Groͤße
waͤre alſo das, deſſen Groͤße ſich veraͤndern laͤßt.
Die Definition zeigt ſich deßwegen als ungeſchikt, weil
in ihr diejenige Beſtimmung ſelbſt gebraucht wird,
welche definirt werden ſollte. Es iſt jedoch in dieſem
unvollkommenen Ausdruck das Hauptmoment nicht zu
verkennen, worauf es ankommt; nemlich die Gleich-
guͤltigkeit der Veraͤnderung, daß in ihrem Begriff
ſelbſt ihr eigenes Mehr Minder liegt; ihre Gleichguͤl-
tigkeit gegen ſich ſelbſt.



Erſtes
L
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0181" n="133"/>
              <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Quantita&#x0364;t</hi>.</fw><lb/>
              <p>Gewo&#x0364;hnlich wird eine Gro&#x0364;ße definirt, als etwas,<lb/>
das &#x017F;ich <hi rendition="#g">vermehren</hi> oder <hi rendition="#g">vermindern</hi> la&#x0364;ßt. Ver-<lb/>
mehren aber heißt, etwas mehr <hi rendition="#g">groß</hi>, vermindern<lb/>
weniger <hi rendition="#g">groß</hi> machen, und das Mehr in <hi rendition="#g">mehr</hi><lb/>
groß, und das Weniger in <hi rendition="#g">weniger</hi> groß &#x2014; lo&#x0364;st<lb/>
&#x017F;ich wieder &#x017F;o auf. Es liegt darin ein <hi rendition="#g">Unter&#x017F;chied</hi><lb/>
der Gro&#x0364;ße u&#x0364;berhaupt von ihr &#x017F;elb&#x017F;t, und die Gro&#x0364;ße<lb/>
wa&#x0364;re al&#x017F;o das, de&#x017F;&#x017F;en Gro&#x0364;ße &#x017F;ich vera&#x0364;ndern la&#x0364;ßt.<lb/>
Die Definition zeigt &#x017F;ich deßwegen als unge&#x017F;chikt, weil<lb/>
in ihr diejenige Be&#x017F;timmung &#x017F;elb&#x017F;t gebraucht wird,<lb/>
welche definirt werden &#x017F;ollte. Es i&#x017F;t jedoch in die&#x017F;em<lb/>
unvollkommenen Ausdruck das Hauptmoment nicht zu<lb/>
verkennen, worauf es ankommt; nemlich die Gleich-<lb/>
gu&#x0364;ltigkeit der Vera&#x0364;nderung, daß in ihrem Begriff<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ihr eigenes Mehr Minder liegt; ihre Gleichgu&#x0364;l-<lb/>
tigkeit gegen &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <fw place="bottom" type="sig">L</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Er&#x017F;tes</hi> </hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0181] Quantitaͤt. Gewoͤhnlich wird eine Groͤße definirt, als etwas, das ſich vermehren oder vermindern laͤßt. Ver- mehren aber heißt, etwas mehr groß, vermindern weniger groß machen, und das Mehr in mehr groß, und das Weniger in weniger groß — loͤst ſich wieder ſo auf. Es liegt darin ein Unterſchied der Groͤße uͤberhaupt von ihr ſelbſt, und die Groͤße waͤre alſo das, deſſen Groͤße ſich veraͤndern laͤßt. Die Definition zeigt ſich deßwegen als ungeſchikt, weil in ihr diejenige Beſtimmung ſelbſt gebraucht wird, welche definirt werden ſollte. Es iſt jedoch in dieſem unvollkommenen Ausdruck das Hauptmoment nicht zu verkennen, worauf es ankommt; nemlich die Gleich- guͤltigkeit der Veraͤnderung, daß in ihrem Begriff ſelbſt ihr eigenes Mehr Minder liegt; ihre Gleichguͤl- tigkeit gegen ſich ſelbſt. Erſtes L

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/181
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/181>, abgerufen am 21.11.2024.