Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812.Erstes Buch. II. Abschnitt. tigt. Sondern indem hier nicht von einer Summe dieRede ist, sondern von einem Verhältniß, so ist das Differential vollkommen durch das erste Glied er- schöpft, indem die fernern Glieder, oder Differentiale höherer Ordnungen sich auf dieselbe Weise aus ihren vorhergehenden entwickeln, als das Differential der ur- sprünglichen Function aus derselben, somit in ihnen nichts, als nur die Wiederhohlung eines und des- selben Verhältnisses, das man allein will, und das somit im ersten Glied bereits vollkommen er- reicht ist. Ich führe die Erläuterungen, welche Carnot über Lagrange hat bekanntlich die ursprüngliche Me- nicht
Erſtes Buch. II. Abſchnitt. tigt. Sondern indem hier nicht von einer Summe dieRede iſt, ſondern von einem Verhaͤltniß, ſo iſt das Differential vollkommen durch das erſte Glied er- ſchoͤpft, indem die fernern Glieder, oder Differentiale hoͤherer Ordnungen ſich auf dieſelbe Weiſe aus ihren vorhergehenden entwickeln, als das Differential der ur- ſpruͤnglichen Function aus derſelben, ſomit in ihnen nichts, als nur die Wiederhohlung eines und deſ- ſelben Verhaͤltniſſes, das man allein will, und das ſomit im erſten Glied bereits vollkommen er- reicht iſt. Ich fuͤhre die Erlaͤuterungen, welche Carnot uͤber Lagrange hat bekanntlich die urſpruͤngliche Me- nicht
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <p><pb facs="#f0288" n="240"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Erſtes Buch</hi>. <hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#g">Abſchnitt</hi>.</fw><lb/> tigt. Sondern indem hier nicht von einer <hi rendition="#g">Summe</hi> die<lb/> Rede iſt, ſondern von einem <hi rendition="#g">Verhaͤltniß</hi>, ſo iſt das<lb/> Differential vollkommen <hi rendition="#g">durch das erſte Glied er-<lb/> ſchoͤpft</hi>, indem die fernern Glieder, oder Differentiale<lb/> hoͤherer Ordnungen ſich auf dieſelbe Weiſe aus ihren<lb/> vorhergehenden entwickeln, als das Differential der ur-<lb/> ſpruͤnglichen Function aus derſelben, ſomit in ihnen<lb/> nichts, als nur die <hi rendition="#g">Wiederhohlung</hi> eines und deſ-<lb/> ſelben <hi rendition="#g">Verhaͤltniſſes</hi>, das man allein will, und das<lb/> ſomit im <hi rendition="#g">erſten Glied</hi> bereits <hi rendition="#g">vollkommen er-<lb/> reicht iſt</hi>.</p><lb/> <p>Ich fuͤhre die Erlaͤuterungen, welche <hi rendition="#g">Carnot</hi> uͤber<lb/> die Methode der unendlichen Groͤßen gibt, nicht beſon-<lb/> ders an. Sie enthalten das gelaͤutertſte, was in den<lb/> oben angefuͤhrten Vorſtellungen vorkam. Aber bey dem<lb/> Uebergange zur Operation ſelbſt treten mehr oder weni-<lb/> ger die gewoͤhnlichen Vorſtellungen, von der unendlichen<lb/><hi rendition="#g">Kleinheit</hi> der weggelaſſenen Glieder <hi rendition="#g">gegen</hi> die an-<lb/> dern ein. Er rechtfertigt die Methode vielmehr durch die<lb/> Thatſache, daß die Reſultate richtig werden, und durch<lb/> den <hi rendition="#g">Nutzen</hi>, den die Einfuͤhrung unvollkommner Glei-<lb/> chungen, d. h. ſolcher, in denen eine ſolche arithmetiſch<lb/> unrichtige Weglaſſung geſchehen iſt, fuͤr die Vereinfa-<lb/> chung und Abkuͤrzung des Calculs hat, als durch die Na-<lb/> tur der Sache ſelbſt.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Lagrange</hi> hat bekanntlich die urſpruͤngliche Me-<lb/> thode Newtons, die Methode der Reihen, wieder auf-<lb/> genommen, um der Schwierigkeiten, welche die Vorſtel-<lb/> lung des Unendlich-kleinen, ſo wie derjenigen, welche<lb/> die Methode der erſten und letzten Verhaͤltniſſe und Gren-<lb/> zen mit ſich fuͤhrt, uͤberhoben zu ſeyn. Es iſt von ſei-<lb/> nem Functionen-Calcul, deſſen ſonſtige Vorzuͤge in Ruͤck-<lb/> ſicht auf Praͤciſion, Abſtraction und Allgemeinheit hier<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [240/0288]
Erſtes Buch. II. Abſchnitt.
tigt. Sondern indem hier nicht von einer Summe die
Rede iſt, ſondern von einem Verhaͤltniß, ſo iſt das
Differential vollkommen durch das erſte Glied er-
ſchoͤpft, indem die fernern Glieder, oder Differentiale
hoͤherer Ordnungen ſich auf dieſelbe Weiſe aus ihren
vorhergehenden entwickeln, als das Differential der ur-
ſpruͤnglichen Function aus derſelben, ſomit in ihnen
nichts, als nur die Wiederhohlung eines und deſ-
ſelben Verhaͤltniſſes, das man allein will, und das
ſomit im erſten Glied bereits vollkommen er-
reicht iſt.
Ich fuͤhre die Erlaͤuterungen, welche Carnot uͤber
die Methode der unendlichen Groͤßen gibt, nicht beſon-
ders an. Sie enthalten das gelaͤutertſte, was in den
oben angefuͤhrten Vorſtellungen vorkam. Aber bey dem
Uebergange zur Operation ſelbſt treten mehr oder weni-
ger die gewoͤhnlichen Vorſtellungen, von der unendlichen
Kleinheit der weggelaſſenen Glieder gegen die an-
dern ein. Er rechtfertigt die Methode vielmehr durch die
Thatſache, daß die Reſultate richtig werden, und durch
den Nutzen, den die Einfuͤhrung unvollkommner Glei-
chungen, d. h. ſolcher, in denen eine ſolche arithmetiſch
unrichtige Weglaſſung geſchehen iſt, fuͤr die Vereinfa-
chung und Abkuͤrzung des Calculs hat, als durch die Na-
tur der Sache ſelbſt.
Lagrange hat bekanntlich die urſpruͤngliche Me-
thode Newtons, die Methode der Reihen, wieder auf-
genommen, um der Schwierigkeiten, welche die Vorſtel-
lung des Unendlich-kleinen, ſo wie derjenigen, welche
die Methode der erſten und letzten Verhaͤltniſſe und Gren-
zen mit ſich fuͤhrt, uͤberhoben zu ſeyn. Es iſt von ſei-
nem Functionen-Calcul, deſſen ſonſtige Vorzuͤge in Ruͤck-
ſicht auf Praͤciſion, Abſtraction und Allgemeinheit hier
nicht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |