Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812.Das Maaß. Punkte mit einemmahle unterbrochen und gehemmt, undder Eintritt eines andern Zustandes ist ein Sprung. -- Alle Geburt und Tod, sind statt eine fortgesetzte All- mähligkeit zu seyn, vielmehr ein absolutes Abbrechen derselben, und der Sprung aus dem Quantitativen in das Qualitative. Es gibt keinen Sprung in der Natur; damit
Das Maaß. Punkte mit einemmahle unterbrochen und gehemmt, undder Eintritt eines andern Zuſtandes iſt ein Sprung. — Alle Geburt und Tod, ſind ſtatt eine fortgeſetzte All- maͤhligkeit zu ſeyn, vielmehr ein abſolutes Abbrechen derſelben, und der Sprung aus dem Quantitativen in das Qualitative. Es gibt keinen Sprung in der Natur; damit
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Das Maaß.
Punkte mit einemmahle unterbrochen und gehemmt, und
der Eintritt eines andern Zuſtandes iſt ein Sprung. —
Alle Geburt und Tod, ſind ſtatt eine fortgeſetzte All-
maͤhligkeit zu ſeyn, vielmehr ein abſolutes Abbrechen
derſelben, und der Sprung aus dem Quantitativen in
das Qualitative.
Es gibt keinen Sprung in der Natur;
und die gewoͤhnliche Vorſtellung, wenn ſie ein Ent-
ſtehen oder Vergehen begreifen ſoll, meynt, wie
bereits erinnert, es damit begriffen zu haben, daß ſie
es als ein allmaͤhliges Hervorgehen oder Verſchwin-
den vorſtellt. Es hat ſich aber gezeigt, daß die Veraͤn-
derungen des Seyns uͤberhaupt nicht nur das Uebergehen
eines Quantums in ein anderes Quantum, ſondern Ue-
bergang vom Qualitativen in das Quantitative, und
umgekehrt ſind, ein Andreswerden, das ein Abbrechen
des Allmaͤhligen und ein Qualitativ-Anderes gegen das
vorhergehende Daſeyn iſt. — So wird das Waſſer
durch die Erkaͤltung nicht nach und nach hart, ſo daß es
breyartig wuͤrde und allmaͤhlig bis zur Conſiſtenz des
Eiſes ſich verhaͤrtete, ſondern es iſt auf einmal hart;
ſchon wenn es die ganze Temperatur des Eispunktes hat,
aber ruhig ſteht, hat es noch ſeine ganze Fluͤſſigkeit, und
eine geringe Erſchuͤtterung bringt es in den Zuſtand der
Haͤrte. — Bey der Allmaͤhligkeit des Entſtehens liegt
die Vorſtellung zu Grunde, daß das Entſtehende ſchon
ſinnlich oder uͤberhaupt wirklich vorhanden, nur wegen
ſeiner Kleinheit noch nicht wahrnehmbar, ſo wie bey
der Allmaͤhligkeit des Verſchwindens, daß das Nichtſeyn
oder das Andre an ſeine Stelle tretende gleichfalls vor-
handen, nur noch nicht bemerkbar ſey; — und zwar
vorhanden nicht in dem Sinne, daß das Andre in dem
vorhandenen Andern an ſich enthalten, ſondern daß es
als Daſeyn, nur unbemerkbar vorhanden ſey. Es wird
damit
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