Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Erscheinung.
B.
Das Bestehen des Dings aus Materien.

Der Uebergang der Eigenschaft in eine Ma-
terie
oder in einen selbstständigen Stoff ist der be-
kannte Uebergang, den an der sinnlichen Materie die
Chemie macht, indem sie die Eigenschaften der Far-
be, des Geruchs, des Geschmaks u. s. f. als Licht-
stoff, Färbestoff, Riechstoff,
sauren, bittern u. s. f.
Stoff darzustellen sucht oder andere wie den Wärme-
stoff,
die elektrische, magnetische Materie geradezu nur
annimmt, und damit die Eigenschaften in ihrer Wahr-
haftigkeit zu handhaben überzeugt ist. -- Eben so geläu-
fig ist der Ausdruck, daß die Dinge aus verschiedenen
Materien oder Stoffen bestehen. Man hütet sich,
diese Materien oder Stoffe Dinge zu nennen; ob
man wohl auch einräumen wird, daß z. B. ein Pigment,
ein Ding ist; ich weiß aber nicht, ob z. B. auch der
Lichtstoff, der Wärmestoff, oder die elektrische Materie
u. s. f. Dinge genannt werden. Man unterscheidet die
Dinge und ihre Bestandtheile, ohne genau anzugeben,
ob diese und in weit sie auch Dinge, oder etwa nur
Halbdinge seyen; aber Existirende überhaupt sind sie
wenigstens.

Die Nothwendigkeit, von den Eigenschaften zu Ma-
terien überzugehen, oder daß die Eigenschaften in Wahr-
heit Materien sind, hat sich daraus ergeben, daß sie das
Wesentliche und damit das wahrhaft Selbstständige der
Dinge sind. -- Zugleich aber macht die Reflexion der
Eigenschaft in sich nur die eine Seite der ganzen Reflexion

aus;
Die Erſcheinung.
B.
Das Beſtehen des Dings aus Materien.

Der Uebergang der Eigenſchaft in eine Ma-
terie
oder in einen ſelbſtſtaͤndigen Stoff iſt der be-
kannte Uebergang, den an der ſinnlichen Materie die
Chemie macht, indem ſie die Eigenſchaften der Far-
be, des Geruchs, des Geſchmaks u. ſ. f. als Licht-
ſtoff, Faͤrbeſtoff, Riechſtoff,
ſauren, bittern u. ſ. f.
Stoff darzuſtellen ſucht oder andere wie den Waͤrme-
ſtoff,
die elektriſche, magnetiſche Materie geradezu nur
annimmt, und damit die Eigenſchaften in ihrer Wahr-
haftigkeit zu handhaben uͤberzeugt iſt. — Eben ſo gelaͤu-
fig iſt der Ausdruck, daß die Dinge aus verſchiedenen
Materien oder Stoffen beſtehen. Man huͤtet ſich,
dieſe Materien oder Stoffe Dinge zu nennen; ob
man wohl auch einraͤumen wird, daß z. B. ein Pigment,
ein Ding iſt; ich weiß aber nicht, ob z. B. auch der
Lichtſtoff, der Waͤrmeſtoff, oder die elektriſche Materie
u. ſ. f. Dinge genannt werden. Man unterſcheidet die
Dinge und ihre Beſtandtheile, ohne genau anzugeben,
ob dieſe und in weit ſie auch Dinge, oder etwa nur
Halbdinge ſeyen; aber Exiſtirende uͤberhaupt ſind ſie
wenigſtens.

Die Nothwendigkeit, von den Eigenſchaften zu Ma-
terien uͤberzugehen, oder daß die Eigenſchaften in Wahr-
heit Materien ſind, hat ſich daraus ergeben, daß ſie das
Weſentliche und damit das wahrhaft Selbſtſtaͤndige der
Dinge ſind. — Zugleich aber macht die Reflexion der
Eigenſchaft in ſich nur die eine Seite der ganzen Reflexion

aus;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0167" n="155"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Die Er&#x017F;cheinung.</hi> </fw><lb/>
              <div n="5">
                <head><hi rendition="#aq">B.</hi><lb/>
Das Be&#x017F;tehen des Dings aus Materien.</head><lb/>
                <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
                <p>Der Uebergang der <hi rendition="#g">Eigen&#x017F;chaft</hi> in eine <hi rendition="#g">Ma-<lb/>
terie</hi> oder in einen &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndigen <hi rendition="#g">Stoff</hi> i&#x017F;t der be-<lb/>
kannte Uebergang, den an der &#x017F;innlichen Materie die<lb/>
Chemie macht, indem &#x017F;ie die <hi rendition="#g">Eigen&#x017F;chaften</hi> der Far-<lb/>
be, des Geruchs, des Ge&#x017F;chmaks u. &#x017F;. f. als <hi rendition="#g">Licht-<lb/>
&#x017F;toff, Fa&#x0364;rbe&#x017F;toff, Riech&#x017F;toff,</hi> &#x017F;auren, bittern u. &#x017F;. f.<lb/><hi rendition="#g">Stoff</hi> darzu&#x017F;tellen &#x017F;ucht oder andere wie den <hi rendition="#g">Wa&#x0364;rme-<lb/>
&#x017F;toff,</hi> die elektri&#x017F;che, magneti&#x017F;che Materie geradezu nur<lb/>
annimmt, und damit die Eigen&#x017F;chaften in ihrer Wahr-<lb/>
haftigkeit zu handhaben u&#x0364;berzeugt i&#x017F;t. &#x2014; Eben &#x017F;o gela&#x0364;u-<lb/>
fig i&#x017F;t der Ausdruck, daß die Dinge aus ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Materien oder Stoffen <hi rendition="#g">be&#x017F;tehen.</hi> Man hu&#x0364;tet &#x017F;ich,<lb/>
die&#x017F;e <hi rendition="#g">Materien</hi> oder Stoffe <hi rendition="#g">Dinge</hi> zu nennen; ob<lb/>
man wohl auch einra&#x0364;umen wird, daß z. B. ein Pigment,<lb/>
ein Ding i&#x017F;t; ich weiß aber nicht, ob z. B. auch der<lb/>
Licht&#x017F;toff, der Wa&#x0364;rme&#x017F;toff, oder die elektri&#x017F;che Materie<lb/>
u. &#x017F;. f. Dinge genannt werden. Man unter&#x017F;cheidet die<lb/>
Dinge und ihre Be&#x017F;tandtheile, ohne genau anzugeben,<lb/>
ob die&#x017F;e und in weit &#x017F;ie auch Dinge, oder etwa nur<lb/>
Halbdinge &#x017F;eyen; aber <hi rendition="#g">Exi&#x017F;tirende</hi> u&#x0364;berhaupt &#x017F;ind &#x017F;ie<lb/>
wenig&#x017F;tens.</p><lb/>
                <p>Die Nothwendigkeit, von den Eigen&#x017F;chaften zu Ma-<lb/>
terien u&#x0364;berzugehen, oder daß die Eigen&#x017F;chaften in Wahr-<lb/>
heit Materien &#x017F;ind, hat &#x017F;ich daraus ergeben, daß &#x017F;ie das<lb/>
We&#x017F;entliche und damit das wahrhaft Selb&#x017F;t&#x017F;ta&#x0364;ndige der<lb/>
Dinge &#x017F;ind. &#x2014; Zugleich aber macht die Reflexion der<lb/>
Eigen&#x017F;chaft in &#x017F;ich nur die eine Seite der ganzen Reflexion<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aus;</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0167] Die Erſcheinung. B. Das Beſtehen des Dings aus Materien. Der Uebergang der Eigenſchaft in eine Ma- terie oder in einen ſelbſtſtaͤndigen Stoff iſt der be- kannte Uebergang, den an der ſinnlichen Materie die Chemie macht, indem ſie die Eigenſchaften der Far- be, des Geruchs, des Geſchmaks u. ſ. f. als Licht- ſtoff, Faͤrbeſtoff, Riechſtoff, ſauren, bittern u. ſ. f. Stoff darzuſtellen ſucht oder andere wie den Waͤrme- ſtoff, die elektriſche, magnetiſche Materie geradezu nur annimmt, und damit die Eigenſchaften in ihrer Wahr- haftigkeit zu handhaben uͤberzeugt iſt. — Eben ſo gelaͤu- fig iſt der Ausdruck, daß die Dinge aus verſchiedenen Materien oder Stoffen beſtehen. Man huͤtet ſich, dieſe Materien oder Stoffe Dinge zu nennen; ob man wohl auch einraͤumen wird, daß z. B. ein Pigment, ein Ding iſt; ich weiß aber nicht, ob z. B. auch der Lichtſtoff, der Waͤrmeſtoff, oder die elektriſche Materie u. ſ. f. Dinge genannt werden. Man unterſcheidet die Dinge und ihre Beſtandtheile, ohne genau anzugeben, ob dieſe und in weit ſie auch Dinge, oder etwa nur Halbdinge ſeyen; aber Exiſtirende uͤberhaupt ſind ſie wenigſtens. Die Nothwendigkeit, von den Eigenſchaften zu Ma- terien uͤberzugehen, oder daß die Eigenſchaften in Wahr- heit Materien ſind, hat ſich daraus ergeben, daß ſie das Weſentliche und damit das wahrhaft Selbſtſtaͤndige der Dinge ſind. — Zugleich aber macht die Reflexion der Eigenſchaft in ſich nur die eine Seite der ganzen Reflexion aus;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/167
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/167>, abgerufen am 25.11.2024.