Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Kapitel. Das Urtheil.
die eine die schlechthin einfache Farbe seyn, welche den
Gegensatz gleichschwebend und in ihre Intensität einge-
schlossen und negirt enthält; ihr gegenüber muß der Ge-
gensatz des Verhältnisses des Hellen und Dunkeln sich
darstellen, wozu, da es ein Naturphänomen betrifft,
noch die gleichgültige Neutralität des Gegensatzes kommen
muß. -- Vermischungen, wie Violett, und Orange, und
Gradunterschiede wie Indigoblau und Hellblau für Ar-
ten zu halten, kann nur in einem ganz unüberlegten
Verfahren seinen Grund haben, das selbst für den Em-
pirismus zu wenig Reflexion zeigt. -- Was übrigens
die Disjunction, je nachdem sie im Elemente der Natur
oder des Geistes geschieht, für unterschiedene und noch
näher bestimmte Formen habe, gehört nicht hieher
auszuführen.

Das disjunctive Urtheil hat zunächst in seinem
Prädicate die Glieder der Disjunction; aber ebensosehr
ist es selbst disjungirt; sein Subject und Prädicat sind
die Glieder der Disjunction; sie sind die in ihrer Be-
stimmtheit aber zugleich als identisch gesetzten Begriffs-
momente, als identisch a) in der objectiven Allge-
meinheit, welche in dem Subjecte als die einfache Gat-
tung
, und in dem Prädicat als die allgemeine Sphäre
und als Totalität der Begriffsmomente ist, und b) in
der negativen Einheit, dem entwickelten Zusammen-
hange der Nothwendigkeit, nach welchem die einfache
Bestimmtheit
im Subjecte, in den Unterschied
der Arten
auseinandergegangen, und eben darin deren
wesentliche Beziehung und das mit sich selbst identische ist.

Diese Einheit, die Copula dieses Urtheils, worein
die Extreme durch ihre Identität zusammen gegangen
sind, ist somit der Begriff selbst, und zwar als ge-

setzt;

II. Kapitel. Das Urtheil.
die eine die ſchlechthin einfache Farbe ſeyn, welche den
Gegenſatz gleichſchwebend und in ihre Intenſitaͤt einge-
ſchloſſen und negirt enthaͤlt; ihr gegenuͤber muß der Ge-
genſatz des Verhaͤltniſſes des Hellen und Dunkeln ſich
darſtellen, wozu, da es ein Naturphaͤnomen betrifft,
noch die gleichguͤltige Neutralitaͤt des Gegenſatzes kommen
muß. — Vermiſchungen, wie Violett, und Orange, und
Gradunterſchiede wie Indigoblau und Hellblau fuͤr Ar-
ten zu halten, kann nur in einem ganz unuͤberlegten
Verfahren ſeinen Grund haben, das ſelbſt fuͤr den Em-
pirismus zu wenig Reflexion zeigt. — Was uͤbrigens
die Disjunction, je nachdem ſie im Elemente der Natur
oder des Geiſtes geſchieht, fuͤr unterſchiedene und noch
naͤher beſtimmte Formen habe, gehoͤrt nicht hieher
auszufuͤhren.

Das disjunctive Urtheil hat zunaͤchſt in ſeinem
Praͤdicate die Glieder der Disjunction; aber ebenſoſehr
iſt es ſelbſt disjungirt; ſein Subject und Praͤdicat ſind
die Glieder der Disjunction; ſie ſind die in ihrer Be-
ſtimmtheit aber zugleich als identiſch geſetzten Begriffs-
momente, als identiſch α) in der objectiven Allge-
meinheit, welche in dem Subjecte als die einfache Gat-
tung
, und in dem Praͤdicat als die allgemeine Sphaͤre
und als Totalitaͤt der Begriffsmomente iſt, und β) in
der negativen Einheit, dem entwickelten Zuſammen-
hange der Nothwendigkeit, nach welchem die einfache
Beſtimmtheit
im Subjecte, in den Unterſchied
der Arten
auseinandergegangen, und eben darin deren
weſentliche Beziehung und das mit ſich ſelbſt identiſche iſt.

Dieſe Einheit, die Copula dieſes Urtheils, worein
die Extreme durch ihre Identitaͤt zuſammen gegangen
ſind, iſt ſomit der Begriff ſelbſt, und zwar als ge-

ſetzt;
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0139" n="121"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#g">Kapitel. Das Urtheil</hi>.</fw><lb/>
die eine die &#x017F;chlechthin einfache Farbe &#x017F;eyn, welche den<lb/>
Gegen&#x017F;atz gleich&#x017F;chwebend und in ihre Inten&#x017F;ita&#x0364;t einge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en und negirt entha&#x0364;lt; ihr gegenu&#x0364;ber muß der Ge-<lb/>
gen&#x017F;atz des Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;es des Hellen und Dunkeln &#x017F;ich<lb/>
dar&#x017F;tellen, wozu, da es ein Naturpha&#x0364;nomen betrifft,<lb/>
noch die gleichgu&#x0364;ltige Neutralita&#x0364;t des Gegen&#x017F;atzes kommen<lb/>
muß. &#x2014; Vermi&#x017F;chungen, wie Violett, und Orange, und<lb/>
Gradunter&#x017F;chiede wie Indigoblau und Hellblau fu&#x0364;r Ar-<lb/>
ten zu halten, kann nur in einem ganz unu&#x0364;berlegten<lb/>
Verfahren &#x017F;einen Grund haben, das &#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r den Em-<lb/>
pirismus zu wenig Reflexion zeigt. &#x2014; Was u&#x0364;brigens<lb/>
die Disjunction, je nachdem &#x017F;ie im Elemente der Natur<lb/>
oder des Gei&#x017F;tes ge&#x017F;chieht, fu&#x0364;r unter&#x017F;chiedene und noch<lb/>
na&#x0364;her be&#x017F;timmte Formen habe, geho&#x0364;rt nicht hieher<lb/>
auszufu&#x0364;hren.</p><lb/>
                <p>Das disjunctive Urtheil hat zuna&#x0364;ch&#x017F;t in &#x017F;einem<lb/>
Pra&#x0364;dicate die Glieder der Disjunction; aber eben&#x017F;o&#x017F;ehr<lb/>
i&#x017F;t es &#x017F;elb&#x017F;t disjungirt; &#x017F;ein Subject und Pra&#x0364;dicat &#x017F;ind<lb/>
die Glieder der Disjunction; &#x017F;ie &#x017F;ind die in ihrer Be-<lb/>
&#x017F;timmtheit aber zugleich als identi&#x017F;ch ge&#x017F;etzten Begriffs-<lb/>
momente, als <hi rendition="#g">identi&#x017F;ch</hi> &#x03B1;) in der objectiven Allge-<lb/>
meinheit, welche in dem Subjecte als die einfache <hi rendition="#g">Gat-<lb/>
tung</hi>, und in dem Pra&#x0364;dicat als die allgemeine Spha&#x0364;re<lb/>
und als Totalita&#x0364;t der Begriffsmomente i&#x017F;t, und <hi rendition="#i">&#x03B2;</hi>) in<lb/>
der <hi rendition="#g">negativen</hi> Einheit, dem entwickelten Zu&#x017F;ammen-<lb/>
hange der Nothwendigkeit, nach welchem die <hi rendition="#g">einfache<lb/>
Be&#x017F;timmtheit</hi> im Subjecte, in den <hi rendition="#g">Unter&#x017F;chied<lb/>
der Arten</hi> auseinandergegangen, und eben darin deren<lb/>
we&#x017F;entliche Beziehung und das mit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t identi&#x017F;che i&#x017F;t.</p><lb/>
                <p>Die&#x017F;e Einheit, die Copula die&#x017F;es Urtheils, worein<lb/>
die Extreme durch ihre Identita&#x0364;t zu&#x017F;ammen gegangen<lb/>
&#x017F;ind, i&#x017F;t &#x017F;omit der Begriff &#x017F;elb&#x017F;t, und zwar <hi rendition="#g">als ge-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">&#x017F;etzt</hi>;</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0139] II. Kapitel. Das Urtheil. die eine die ſchlechthin einfache Farbe ſeyn, welche den Gegenſatz gleichſchwebend und in ihre Intenſitaͤt einge- ſchloſſen und negirt enthaͤlt; ihr gegenuͤber muß der Ge- genſatz des Verhaͤltniſſes des Hellen und Dunkeln ſich darſtellen, wozu, da es ein Naturphaͤnomen betrifft, noch die gleichguͤltige Neutralitaͤt des Gegenſatzes kommen muß. — Vermiſchungen, wie Violett, und Orange, und Gradunterſchiede wie Indigoblau und Hellblau fuͤr Ar- ten zu halten, kann nur in einem ganz unuͤberlegten Verfahren ſeinen Grund haben, das ſelbſt fuͤr den Em- pirismus zu wenig Reflexion zeigt. — Was uͤbrigens die Disjunction, je nachdem ſie im Elemente der Natur oder des Geiſtes geſchieht, fuͤr unterſchiedene und noch naͤher beſtimmte Formen habe, gehoͤrt nicht hieher auszufuͤhren. Das disjunctive Urtheil hat zunaͤchſt in ſeinem Praͤdicate die Glieder der Disjunction; aber ebenſoſehr iſt es ſelbſt disjungirt; ſein Subject und Praͤdicat ſind die Glieder der Disjunction; ſie ſind die in ihrer Be- ſtimmtheit aber zugleich als identiſch geſetzten Begriffs- momente, als identiſch α) in der objectiven Allge- meinheit, welche in dem Subjecte als die einfache Gat- tung, und in dem Praͤdicat als die allgemeine Sphaͤre und als Totalitaͤt der Begriffsmomente iſt, und β) in der negativen Einheit, dem entwickelten Zuſammen- hange der Nothwendigkeit, nach welchem die einfache Beſtimmtheit im Subjecte, in den Unterſchied der Arten auseinandergegangen, und eben darin deren weſentliche Beziehung und das mit ſich ſelbſt identiſche iſt. Dieſe Einheit, die Copula dieſes Urtheils, worein die Extreme durch ihre Identitaͤt zuſammen gegangen ſind, iſt ſomit der Begriff ſelbſt, und zwar als ge- ſetzt;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/139
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/139>, abgerufen am 24.11.2024.