Im ersten Buche der objectiven Logik wurde das abstracte Seyn dargestellt, als übergehend in das Da- seyn, aber eben so zurückgehend in das Wesen. Im zweyten zeigt sich das Wesen, daß es sich zum Grunde bestimmt, dadurch in die Existenz tritt und sich zur Substanz realisirt, aber wieder in den Begriff zu- rückgeht. Vom Begriffe ist nun zunächst gezeigt wor- den, daß er sich zur Objectivität bestimmt. Es er- hellt von selbst, daß dieser letztere Uebergang seiner Be- stimmung nach dasselbe ist, was sonst in der Meta- physik als der Schluß vom Begriffe, nemlich vom Begriffe Gottes auf sein Daseyn, oder als der sogenannte ontologische Beweis vom Daseyn Gottes vorkam. -- Es ist eben so bekannt, daß der erhabenste Gedanke Deskartes, daß der Gott das ist, dessen Begriff sein Seyn in sich schließt, nach- dem er in die schlechte Form des formalen Schlusses, nemlich in die Form jenes Beweises herabgesunken, end- lich der Kritik der Vernunft, und dem Gedanken, daß sich das Daseyn nicht aus dem Begriffe her- ausklauben lasse, unterlegen ist. Einiges diesen Be- weis betreffende ist schon früher beleuchtet worden; im ersten Theile S. 27. ff. indem das Seyn in seinem nächsten Gegensatze dem Nichtseyn verschwunden und
als
Zweyter Abſchnitt. Die Objectivitaͤt.
Im erſten Buche der objectiven Logik wurde das abſtracte Seyn dargeſtellt, als uͤbergehend in das Da- ſeyn, aber eben ſo zuruͤckgehend in das Weſen. Im zweyten zeigt ſich das Weſen, daß es ſich zum Grunde beſtimmt, dadurch in die Exiſtenz tritt und ſich zur Subſtanz realiſirt, aber wieder in den Begriff zu- ruͤckgeht. Vom Begriffe iſt nun zunaͤchſt gezeigt wor- den, daß er ſich zur Objectivitaͤt beſtimmt. Es er- hellt von ſelbſt, daß dieſer letztere Uebergang ſeiner Be- ſtimmung nach daſſelbe iſt, was ſonſt in der Meta- phyſik als der Schluß vom Begriffe, nemlich vom Begriffe Gottes auf ſein Daſeyn, oder als der ſogenannte ontologiſche Beweis vom Daſeyn Gottes vorkam. — Es iſt eben ſo bekannt, daß der erhabenſte Gedanke Deskartes, daß der Gott das iſt, deſſen Begriff ſein Seyn in ſich ſchließt, nach- dem er in die ſchlechte Form des formalen Schluſſes, nemlich in die Form jenes Beweiſes herabgeſunken, end- lich der Kritik der Vernunft, und dem Gedanken, daß ſich das Daſeyn nicht aus dem Begriffe her- ausklauben laſſe, unterlegen iſt. Einiges dieſen Be- weis betreffende iſt ſchon fruͤher beleuchtet worden; im erſten Theile S. 27. ff. indem das Seyn in ſeinem naͤchſten Gegenſatze dem Nichtſeyn verſchwunden und
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Zweyter Abſchnitt.
Die Objectivitaͤt.
Im erſten Buche der objectiven Logik wurde das
abſtracte Seyn dargeſtellt, als uͤbergehend in das Da-
ſeyn, aber eben ſo zuruͤckgehend in das Weſen. Im
zweyten zeigt ſich das Weſen, daß es ſich zum Grunde
beſtimmt, dadurch in die Exiſtenz tritt und ſich zur
Subſtanz realiſirt, aber wieder in den Begriff zu-
ruͤckgeht. Vom Begriffe iſt nun zunaͤchſt gezeigt wor-
den, daß er ſich zur Objectivitaͤt beſtimmt. Es er-
hellt von ſelbſt, daß dieſer letztere Uebergang ſeiner Be-
ſtimmung nach daſſelbe iſt, was ſonſt in der Meta-
phyſik als der Schluß vom Begriffe, nemlich vom
Begriffe Gottes auf ſein Daſeyn, oder als der
ſogenannte ontologiſche Beweis vom Daſeyn
Gottes vorkam. — Es iſt eben ſo bekannt, daß der
erhabenſte Gedanke Deskartes, daß der Gott das iſt,
deſſen Begriff ſein Seyn in ſich ſchließt, nach-
dem er in die ſchlechte Form des formalen Schluſſes,
nemlich in die Form jenes Beweiſes herabgeſunken, end-
lich der Kritik der Vernunft, und dem Gedanken, daß
ſich das Daſeyn nicht aus dem Begriffe her-
ausklauben laſſe, unterlegen iſt. Einiges dieſen Be-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/210>, abgerufen am 24.11.2024.
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