und ausgesprochen wird, darin das andere unmittelbar begriffen und ausgesprochen ist.
Das so eben vorgetragene ist als der Begriff des Begriffes zu betrachten. Wenn derselbe von demjenigen abzuweichen scheinen kann, was man sonst unter Begriff verstehe, so könnte verlangt werden, daß aufgezeigt würde, wie dasselbe, was hier als der Begriff sich ergeben hat, in andern Vorstellungen oder Er- klärungen enthalten sey: Einerseits kann es jedoch nicht um eine durch die Autorität des gewöhnlichen Ver- stehens begründete Bestätigung zu thun seyn; in der Wissenschaft des Begriffes kann dessen Innhalt und Be- stimmung allein durch die immanente Deduction bewährt werden, welche seine Genesis enthält, und wel- che bereits hinter uns liegt. Auf der andern Seite muß wohl an sich in demjenigen, was sonst als der Be- griff des Begriffs vorgelegt wird, der hier deducirte zu erkennen seyn. Aber es ist nicht so leicht, das auf- zufinden, was Andere von der Natur des Begriffes ge- sagt haben. Denn meistens befassen sie sich mit dieser Aufsuchung gar nicht, und setzen voraus, daß jeder es schon von selbst verstehe, wenn man von dem Begriffe spreche. Neuerlich konnte man sich der Bemühung mit dem Begriffe um so mehr überhoben glauben, da, wie es eine Zeitlang Ton war, der Einbildungskraft, dann dem Gedächtnisse alles mögliche Schlimme nachzusagen, es in der Philosophie seit geraumer Zeit zur Gewohnheit ge- worden, und zum Theil noch gegenwärtig ist, auf den Begriff alle üble Nachrede zu häuffen, ihn, der das höchste des Denkens ist, verächtlich zu machen und da- gegen für den höchsten sowohl scientifischen als mora- lischen Gipfel das Unbegreifliche und das Nicht- Begreiffen anzusehen.
Ich
Vom Begriff
und ausgeſprochen wird, darin das andere unmittelbar begriffen und ausgeſprochen iſt.
Das ſo eben vorgetragene iſt als der Begriff des Begriffes zu betrachten. Wenn derſelbe von demjenigen abzuweichen ſcheinen kann, was man ſonſt unter Begriff verſtehe, ſo koͤnnte verlangt werden, daß aufgezeigt wuͤrde, wie daſſelbe, was hier als der Begriff ſich ergeben hat, in andern Vorſtellungen oder Er- klaͤrungen enthalten ſey: Einerſeits kann es jedoch nicht um eine durch die Autoritaͤt des gewoͤhnlichen Ver- ſtehens begruͤndete Beſtaͤtigung zu thun ſeyn; in der Wiſſenſchaft des Begriffes kann deſſen Innhalt und Be- ſtimmung allein durch die immanente Deduction bewaͤhrt werden, welche ſeine Geneſis enthaͤlt, und wel- che bereits hinter uns liegt. Auf der andern Seite muß wohl an ſich in demjenigen, was ſonſt als der Be- griff des Begriffs vorgelegt wird, der hier deducirte zu erkennen ſeyn. Aber es iſt nicht ſo leicht, das auf- zufinden, was Andere von der Natur des Begriffes ge- ſagt haben. Denn meiſtens befaſſen ſie ſich mit dieſer Aufſuchung gar nicht, und ſetzen voraus, daß jeder es ſchon von ſelbſt verſtehe, wenn man von dem Begriffe ſpreche. Neuerlich konnte man ſich der Bemuͤhung mit dem Begriffe um ſo mehr uͤberhoben glauben, da, wie es eine Zeitlang Ton war, der Einbildungskraft, dann dem Gedaͤchtniſſe alles moͤgliche Schlimme nachzuſagen, es in der Philoſophie ſeit geraumer Zeit zur Gewohnheit ge- worden, und zum Theil noch gegenwaͤrtig iſt, auf den Begriff alle uͤble Nachrede zu haͤuffen, ihn, der das hoͤchſte des Denkens iſt, veraͤchtlich zu machen und da- gegen fuͤr den hoͤchſten ſowohl ſcientifiſchen als mora- liſchen Gipfel das Unbegreifliche und das Nicht- Begreiffen anzuſehen.
Ich
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Vom Begriff
und ausgeſprochen wird, darin das andere unmittelbar
begriffen und ausgeſprochen iſt.
Das ſo eben vorgetragene iſt als der Begriff
des Begriffes zu betrachten. Wenn derſelbe von
demjenigen abzuweichen ſcheinen kann, was man ſonſt
unter Begriff verſtehe, ſo koͤnnte verlangt werden, daß
aufgezeigt wuͤrde, wie daſſelbe, was hier als der Begriff
ſich ergeben hat, in andern Vorſtellungen oder Er-
klaͤrungen enthalten ſey: Einerſeits kann es jedoch nicht
um eine durch die Autoritaͤt des gewoͤhnlichen Ver-
ſtehens begruͤndete Beſtaͤtigung zu thun ſeyn; in der
Wiſſenſchaft des Begriffes kann deſſen Innhalt und Be-
ſtimmung allein durch die immanente Deduction
bewaͤhrt werden, welche ſeine Geneſis enthaͤlt, und wel-
che bereits hinter uns liegt. Auf der andern Seite
muß wohl an ſich in demjenigen, was ſonſt als der Be-
griff des Begriffs vorgelegt wird, der hier deducirte
zu erkennen ſeyn. Aber es iſt nicht ſo leicht, das auf-
zufinden, was Andere von der Natur des Begriffes ge-
ſagt haben. Denn meiſtens befaſſen ſie ſich mit dieſer
Aufſuchung gar nicht, und ſetzen voraus, daß jeder es
ſchon von ſelbſt verſtehe, wenn man von dem Begriffe
ſpreche. Neuerlich konnte man ſich der Bemuͤhung mit
dem Begriffe um ſo mehr uͤberhoben glauben, da, wie es
eine Zeitlang Ton war, der Einbildungskraft, dann dem
Gedaͤchtniſſe alles moͤgliche Schlimme nachzuſagen, es
in der Philoſophie ſeit geraumer Zeit zur Gewohnheit ge-
worden, und zum Theil noch gegenwaͤrtig iſt, auf den
Begriff alle uͤble Nachrede zu haͤuffen, ihn, der das
hoͤchſte des Denkens iſt, veraͤchtlich zu machen und da-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/28>, abgerufen am 23.11.2024.
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