Ich beschränke mich hier auf eine Bemerkung, die für das Auffassen der hier entwickelten Begriffe dienen kann, und es erleichtern mag, sich darein zu finden. Der Begriff, insofern er zu einer solchen Existenz gediehen ist, welche selbst frey ist, ist nichts anderes als Ich oder das reine Selbstbewußtseyn. Ich habe wohl Begriffe, das heißt, bestimmte Begriffe; aber Ich ist der reine Begriff selbst, der als Begriff zum Da- seyn gekommen ist. Wenn man daher an die Grund- bestimmungen, welche die Natur des Ich ausmachen, erinnert, so darf man voraussetzen, daß an etwas Be- kanntes, d. i. der Vorstellung geläuffiges, erinnert wird. Ich aber ist diese erstlich reine sich auf sich beziehen- de Einheit, und diß nicht unmittelbar, sondern indem es von aller Bestimmtheit und Inhalt abstrahirt, und in die Freyheit der schrankenlosen Gleichheit mit sich selbst zurückgeht. So ist es Allgemeinheit; Einheit, welche nur durch jenes negative Verhalten, welches als das Abstrahiren erscheint, Einheit mit sich ist, und dadurch alles Bestimmtseyn in sich aufgelöst enthält. Zweytens ist Ich eben so unmittelbar als die sich auf sich selbst beziehende Negativität, Einzelnheit, absolutes Bestimmtseyn, welches sich anderem gegenüberstellt, und es ausschließt; individuelle Persönlichkeit. Jene absolute Allgemeinheit, die eben so unmittelbar absolute Vereinzelung ist, und ein An- und Für-sichseyn, welches schlechthin Ge- setztseyn und nur diß An- und Für-sichseyn durch die Einheit mit dem Gesetztseyn ist, macht ebenso die Natur des Ich, als des Begriffes aus; von dem einen und dem andern ist nichts zu begreiffen, wenn nicht die angegebenen beyden Momente zugleich in ihrer Abstraction und zugleich in ihrer vollkommenen Einheit aufgefaßt werden.
Wenn
im Allgemeinen.
Ich beſchraͤnke mich hier auf eine Bemerkung, die fuͤr das Auffaſſen der hier entwickelten Begriffe dienen kann, und es erleichtern mag, ſich darein zu finden. Der Begriff, inſofern er zu einer ſolchen Exiſtenz gediehen iſt, welche ſelbſt frey iſt, iſt nichts anderes als Ich oder das reine Selbſtbewußtſeyn. Ich habe wohl Begriffe, das heißt, beſtimmte Begriffe; aber Ich iſt der reine Begriff ſelbſt, der als Begriff zum Da- ſeyn gekommen iſt. Wenn man daher an die Grund- beſtimmungen, welche die Natur des Ich ausmachen, erinnert, ſo darf man vorausſetzen, daß an etwas Be- kanntes, d. i. der Vorſtellung gelaͤuffiges, erinnert wird. Ich aber iſt dieſe erſtlich reine ſich auf ſich beziehen- de Einheit, und diß nicht unmittelbar, ſondern indem es von aller Beſtimmtheit und Inhalt abſtrahirt, und in die Freyheit der ſchrankenloſen Gleichheit mit ſich ſelbſt zuruͤckgeht. So iſt es Allgemeinheit; Einheit, welche nur durch jenes negative Verhalten, welches als das Abſtrahiren erſcheint, Einheit mit ſich iſt, und dadurch alles Beſtimmtſeyn in ſich aufgeloͤſt enthaͤlt. Zweytens iſt Ich eben ſo unmittelbar als die ſich auf ſich ſelbſt beziehende Negativitaͤt, Einzelnheit, abſolutes Beſtimmtſeyn, welches ſich anderem gegenuͤberſtellt, und es ausſchließt; individuelle Perſoͤnlichkeit. Jene abſolute Allgemeinheit, die eben ſo unmittelbar abſolute Vereinzelung iſt, und ein An- und Fuͤr-ſichſeyn, welches ſchlechthin Ge- ſetztſeyn und nur diß An- und Fuͤr-ſichſeyn durch die Einheit mit dem Geſetztſeyn iſt, macht ebenſo die Natur des Ich, als des Begriffes aus; von dem einen und dem andern iſt nichts zu begreiffen, wenn nicht die angegebenen beyden Momente zugleich in ihrer Abſtraction und zugleich in ihrer vollkommenen Einheit aufgefaßt werden.
Wenn
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0029"n="11"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">im Allgemeinen</hi>.</fw><lb/><p>Ich beſchraͤnke mich hier auf eine Bemerkung, die<lb/>
fuͤr das Auffaſſen der hier entwickelten Begriffe dienen<lb/>
kann, und es erleichtern mag, ſich darein zu finden.<lb/>
Der Begriff, inſofern er zu einer ſolchen <hirendition="#g">Exiſtenz</hi><lb/>
gediehen iſt, welche ſelbſt frey iſt, iſt nichts anderes<lb/>
als <hirendition="#g">Ich</hi> oder das reine Selbſtbewußtſeyn. Ich <hirendition="#g">habe</hi><lb/>
wohl Begriffe, das heißt, beſtimmte Begriffe; aber Ich<lb/>
iſt der reine Begriff ſelbſt, der als Begriff zum <hirendition="#g">Da-<lb/>ſeyn</hi> gekommen iſt. Wenn man daher an die Grund-<lb/>
beſtimmungen, welche die Natur des Ich ausmachen,<lb/>
erinnert, ſo darf man vorausſetzen, daß an etwas Be-<lb/>
kanntes, d. i. der Vorſtellung gelaͤuffiges, erinnert wird.<lb/><hirendition="#g">Ich</hi> aber iſt dieſe <hirendition="#g">erſtlich</hi> reine ſich auf ſich beziehen-<lb/>
de Einheit, und diß nicht unmittelbar, ſondern indem<lb/>
es von aller Beſtimmtheit und Inhalt abſtrahirt, und in<lb/>
die Freyheit der ſchrankenloſen Gleichheit mit ſich ſelbſt<lb/>
zuruͤckgeht. So iſt es <hirendition="#g">Allgemeinheit</hi>; Einheit,<lb/>
welche nur durch jenes <hirendition="#g">negative</hi> Verhalten, welches<lb/>
als das Abſtrahiren erſcheint, Einheit mit ſich iſt, und<lb/>
dadurch alles Beſtimmtſeyn in ſich aufgeloͤſt enthaͤlt.<lb/><hirendition="#g">Zweytens</hi> iſt Ich eben ſo unmittelbar als die ſich<lb/>
auf ſich ſelbſt beziehende Negativitaͤt, <hirendition="#g">Einzelnheit,<lb/>
abſolutes Beſtimmtſeyn</hi>, welches ſich anderem<lb/>
gegenuͤberſtellt, und es ausſchließt; <hirendition="#g">individuelle<lb/>
Perſoͤnlichkeit</hi>. Jene abſolute <hirendition="#g">Allgemeinheit</hi>,<lb/>
die eben ſo unmittelbar abſolute <hirendition="#g">Vereinzelung</hi> iſt,<lb/>
und ein An- und Fuͤr-ſichſeyn, welches ſchlechthin Ge-<lb/>ſetztſeyn und nur diß <hirendition="#g">An- und Fuͤr-ſichſeyn</hi> durch<lb/>
die Einheit mit dem <hirendition="#g">Geſetztſeyn</hi> iſt, macht ebenſo die<lb/>
Natur des <hirendition="#g">Ich</hi>, als des <hirendition="#g">Begriffes</hi> aus; von dem<lb/>
einen und dem andern iſt nichts zu begreiffen, wenn<lb/>
nicht die angegebenen beyden Momente zugleich in ihrer<lb/>
Abſtraction und zugleich in ihrer vollkommenen Einheit<lb/>
aufgefaßt werden.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wenn</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[11/0029]
im Allgemeinen.
Ich beſchraͤnke mich hier auf eine Bemerkung, die
fuͤr das Auffaſſen der hier entwickelten Begriffe dienen
kann, und es erleichtern mag, ſich darein zu finden.
Der Begriff, inſofern er zu einer ſolchen Exiſtenz
gediehen iſt, welche ſelbſt frey iſt, iſt nichts anderes
als Ich oder das reine Selbſtbewußtſeyn. Ich habe
wohl Begriffe, das heißt, beſtimmte Begriffe; aber Ich
iſt der reine Begriff ſelbſt, der als Begriff zum Da-
ſeyn gekommen iſt. Wenn man daher an die Grund-
beſtimmungen, welche die Natur des Ich ausmachen,
erinnert, ſo darf man vorausſetzen, daß an etwas Be-
kanntes, d. i. der Vorſtellung gelaͤuffiges, erinnert wird.
Ich aber iſt dieſe erſtlich reine ſich auf ſich beziehen-
de Einheit, und diß nicht unmittelbar, ſondern indem
es von aller Beſtimmtheit und Inhalt abſtrahirt, und in
die Freyheit der ſchrankenloſen Gleichheit mit ſich ſelbſt
zuruͤckgeht. So iſt es Allgemeinheit; Einheit,
welche nur durch jenes negative Verhalten, welches
als das Abſtrahiren erſcheint, Einheit mit ſich iſt, und
dadurch alles Beſtimmtſeyn in ſich aufgeloͤſt enthaͤlt.
Zweytens iſt Ich eben ſo unmittelbar als die ſich
auf ſich ſelbſt beziehende Negativitaͤt, Einzelnheit,
abſolutes Beſtimmtſeyn, welches ſich anderem
gegenuͤberſtellt, und es ausſchließt; individuelle
Perſoͤnlichkeit. Jene abſolute Allgemeinheit,
die eben ſo unmittelbar abſolute Vereinzelung iſt,
und ein An- und Fuͤr-ſichſeyn, welches ſchlechthin Ge-
ſetztſeyn und nur diß An- und Fuͤr-ſichſeyn durch
die Einheit mit dem Geſetztſeyn iſt, macht ebenſo die
Natur des Ich, als des Begriffes aus; von dem
einen und dem andern iſt nichts zu begreiffen, wenn
nicht die angegebenen beyden Momente zugleich in ihrer
Abſtraction und zugleich in ihrer vollkommenen Einheit
aufgefaßt werden.
Wenn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/29>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.