Der Schluß der unmittelbaren Realisirung selbst bedarf hier keiner nähern Ausführung; er ist ganz nur der oben betrachtete Schluß der äusserlichen Zweck- mässigkeit; nur der Inhalt macht den Unterschied aus. In der äusserlichen als der formellen Zweckmäs- sigkeit war er ein unbestimmter endlicher Inhalt über- haupt, hier ist er zwar auch ein endlicher, aber als sol- cher zugleich absolut geltender. Aber in Ansehung des Schlußsatzes, des ausgeführten Zwecks, tritt ein weite- rer Unterschied ein. Der endliche Zweck kommt in sei- ner Realisirung ebensosehr nur bis zum Mittel; da er nicht in seinem Anfange schon an und für sich be- stimmter Zweck ist, bleibt er auch als ausgeführt ein solches, das nicht an und für sich ist. Ist das Gute auch wieder als ein Endliches fixirt, und wesentlich ein solches, so kann es auch, seiner innerlichen Unend- lichkeit unerachtet, dem Schicksale der Endlichkeit nicht entgehen; -- ein Schicksal, das in mehrern Formen er- scheint. Das ausgeführte Gute ist gut durch das, was es schon im subjectiven Zweck, in seiner Idee ist; die Ausführung gibt ihm ein äusserliches Daseyn; aber da diß Daseyn nur bestimmt ist, als die an und für sich nichtige Aeusserlichkeit, so hat das Gute in ihr nur ein zufälliges, zerstörbares Daseyn, nicht eine seiner Idee entsprechende Ausführung erreicht. -- Ferner da es sei- nem Inhalte nach ein beschränktes ist, so gibt es auch des Guten mehrerley; das existirende Gute ist nicht nur der Zerstörung durch äusserliche Zufälligkeit und durch das Böse unterworfen, sondern durch die Collision und den Widerstreit des Guten selbst. Von Seiten der ihm vorausgesetzten, objectiven Welt, in deren Voraussetzung die Subjectivität und Endlichkeit des Guten besteht, und die als eine Andere ihren eigenen Gang geht, ist selbst die Ausführung des Guten Hindernissen, ja sogar de[r] Unmöglichkeit ausgesetzt. Das Gute bleibt so ein S[o]l-
len;
II.Kapitel. Das Erkennen.
Der Schluß der unmittelbaren Realiſirung ſelbſt bedarf hier keiner naͤhern Ausfuͤhrung; er iſt ganz nur der oben betrachtete Schluß der aͤuſſerlichen Zweck- maͤſſigkeit; nur der Inhalt macht den Unterſchied aus. In der aͤuſſerlichen als der formellen Zweckmaͤſ- ſigkeit war er ein unbeſtimmter endlicher Inhalt uͤber- haupt, hier iſt er zwar auch ein endlicher, aber als ſol- cher zugleich abſolut geltender. Aber in Anſehung des Schlußſatzes, des ausgefuͤhrten Zwecks, tritt ein weite- rer Unterſchied ein. Der endliche Zweck kommt in ſei- ner Realiſirung ebenſoſehr nur bis zum Mittel; da er nicht in ſeinem Anfange ſchon an und fuͤr ſich be- ſtimmter Zweck iſt, bleibt er auch als ausgefuͤhrt ein ſolches, das nicht an und fuͤr ſich iſt. Iſt das Gute auch wieder als ein Endliches fixirt, und weſentlich ein ſolches, ſo kann es auch, ſeiner innerlichen Unend- lichkeit unerachtet, dem Schickſale der Endlichkeit nicht entgehen; — ein Schickſal, das in mehrern Formen er- ſcheint. Das ausgefuͤhrte Gute iſt gut durch das, was es ſchon im ſubjectiven Zweck, in ſeiner Idee iſt; die Ausfuͤhrung gibt ihm ein aͤuſſerliches Daſeyn; aber da diß Daſeyn nur beſtimmt iſt, als die an und fuͤr ſich nichtige Aeuſſerlichkeit, ſo hat das Gute in ihr nur ein zufaͤlliges, zerſtoͤrbares Daſeyn, nicht eine ſeiner Idee entſprechende Ausfuͤhrung erreicht. — Ferner da es ſei- nem Inhalte nach ein beſchraͤnktes iſt, ſo gibt es auch des Guten mehrerley; das exiſtirende Gute iſt nicht nur der Zerſtoͤrung durch aͤuſſerliche Zufaͤlligkeit und durch das Boͤſe unterworfen, ſondern durch die Colliſion und den Widerſtreit des Guten ſelbſt. Von Seiten der ihm vorausgeſetzten, objectiven Welt, in deren Vorausſetzung die Subjectivitaͤt und Endlichkeit des Guten beſteht, und die als eine Andere ihren eigenen Gang geht, iſt ſelbſt die Ausfuͤhrung des Guten Hinderniſſen, ja ſogar de[r] Unmoͤglichkeit ausgeſetzt. Das Gute bleibt ſo ein S[o]l-
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II. Kapitel. Das Erkennen.
Der Schluß der unmittelbaren Realiſirung ſelbſt
bedarf hier keiner naͤhern Ausfuͤhrung; er iſt ganz nur
der oben betrachtete Schluß der aͤuſſerlichen Zweck-
maͤſſigkeit; nur der Inhalt macht den Unterſchied
aus. In der aͤuſſerlichen als der formellen Zweckmaͤſ-
ſigkeit war er ein unbeſtimmter endlicher Inhalt uͤber-
haupt, hier iſt er zwar auch ein endlicher, aber als ſol-
cher zugleich abſolut geltender. Aber in Anſehung des
Schlußſatzes, des ausgefuͤhrten Zwecks, tritt ein weite-
rer Unterſchied ein. Der endliche Zweck kommt in ſei-
ner Realiſirung ebenſoſehr nur bis zum Mittel;
da er nicht in ſeinem Anfange ſchon an und fuͤr ſich be-
ſtimmter Zweck iſt, bleibt er auch als ausgefuͤhrt ein
ſolches, das nicht an und fuͤr ſich iſt. Iſt das Gute
auch wieder als ein Endliches fixirt, und weſentlich
ein ſolches, ſo kann es auch, ſeiner innerlichen Unend-
lichkeit unerachtet, dem Schickſale der Endlichkeit nicht
entgehen; — ein Schickſal, das in mehrern Formen er-
ſcheint. Das ausgefuͤhrte Gute iſt gut durch das, was
es ſchon im ſubjectiven Zweck, in ſeiner Idee iſt; die
Ausfuͤhrung gibt ihm ein aͤuſſerliches Daſeyn; aber da
diß Daſeyn nur beſtimmt iſt, als die an und fuͤr ſich
nichtige Aeuſſerlichkeit, ſo hat das Gute in ihr nur ein
zufaͤlliges, zerſtoͤrbares Daſeyn, nicht eine ſeiner Idee
entſprechende Ausfuͤhrung erreicht. — Ferner da es ſei-
nem Inhalte nach ein beſchraͤnktes iſt, ſo gibt es auch
des Guten mehrerley; das exiſtirende Gute iſt nicht nur
der Zerſtoͤrung durch aͤuſſerliche Zufaͤlligkeit und durch
das Boͤſe unterworfen, ſondern durch die Colliſion und
den Widerſtreit des Guten ſelbſt. Von Seiten der ihm
vorausgeſetzten, objectiven Welt, in deren Vorausſetzung
die Subjectivitaͤt und Endlichkeit des Guten beſteht, und
die als eine Andere ihren eigenen Gang geht, iſt ſelbſt
die Ausfuͤhrung des Guten Hinderniſſen, ja ſogar der
Unmoͤglichkeit ausgeſetzt. Das Gute bleibt ſo ein Sol-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/383>, abgerufen am 22.11.2024.
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