Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

den Gegenstand der Begierde, und auf das Bewusst-
seyn, dem die Dingheit das wesentliche ist; und,
indem er a) als Begriff des Selbstbewusstseyns, un-
mittelbare Beziehung des Fürsichseyns ist, aber b)
nunmehr zugleich als Vermittlung, oder als ein Für-
sichseyn, welches nur durch ein anderes für sich
ist, so bezieht er sich a) unmittelbar auf beyde, und
b) mittelbar auf jedes durch das andere. Der Herr
bezieht sich auf den Knecht mittelbar durch das selbst-
standige Seyn;
denn eben hieran ist der Knecht ge-
halten; es ist seine Kette, von der er im Kampfe
nicht abstrahiren konnte, und darum sich als un-
selbstständig, seine Selbstständigkeit in der Dingheit
zu haben, erwies. Der Herr aber ist die Macht über
diss Seyn, denn er erwies im Kampfe, dass es ihm
nur als ein negatives gilt; indem er die Macht darü-
ber, diss Seyn aber die Macht über den Andern ist,
so hat er in diesem Schlusse diesen andern unter sich.
Ebenso bezieht sich der Herr mittelbar durch den
Knecht auf das Ding;
der Knecht bezieht sich als
Selbstbewusstseyn überhaupt, auf das Ding auch ne-
gativ und hebt es auf; aber es ist zugleich selbststän-
dig für ihn, und er kann darum durch sein Negi-
ren nicht bis zur Vernichtung mit ihm fertig wer-
den, oder er bearbeitet es nur. Dem Herrn dagegen
wird durch diese Vermittlung die unmittelbare Bezie-
hung als die reine Negation desselben, oder der Ge-
nuss;
was der Begierde nicht gelang, gelingt ihm,
damit fertig zu werden, und im Genusse sich zu be-

den Gegenstand der Begierde, und auf das Bewuſst-
seyn, dem die Dingheit das wesentliche ist; und,
indem er a) als Begriff des Selbstbewuſstseyns, un-
mittelbare Beziehung des Fürsichseyns ist, aber b)
nunmehr zugleich als Vermittlung, oder als ein Für-
sichseyn, welches nur durch ein anderes für sich
ist, so bezieht er sich a) unmittelbar auf beyde, und
b) mittelbar auf jedes durch das andere. Der Herr
bezieht sich auf den Knecht mittelbar durch das selbst-
standige Seyn;
denn eben hieran ist der Knecht ge-
halten; es ist seine Kette, von der er im Kampfe
nicht abstrahiren konnte, und darum sich als un-
selbstständig, seine Selbstständigkeit in der Dingheit
zu haben, erwies. Der Herr aber ist die Macht über
diſs Seyn, denn er erwies im Kampfe, daſs es ihm
nur als ein negatives gilt; indem er die Macht darü-
ber, diſs Seyn aber die Macht über den Andern ist,
so hat er in diesem Schlusse diesen andern unter sich.
Ebenso bezieht sich der Herr mittelbar durch den
Knecht auf das Ding;
der Knecht bezieht sich als
Selbstbewuſstseyn überhaupt, auf das Ding auch ne-
gativ und hebt es auf; aber es ist zugleich selbststän-
dig für ihn, und er kann darum durch sein Negi-
ren nicht bis zur Vernichtung mit ihm fertig wer-
den, oder er bearbeitet es nur. Dem Herrn dagegen
wird durch diese Vermittlung die unmittelbare Bezie-
hung als die reine Negation desselben, oder der Ge-
nuſs;
was der Begierde nicht gelang, gelingt ihm,
damit fertig zu werden, und im Genusse sich zu be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0231" n="122"/>
den Gegenstand der Begierde, und auf das Bewu&#x017F;st-<lb/>
seyn, dem die Dingheit das wesentliche ist; und,<lb/>
indem er a) als Begriff des Selbstbewu&#x017F;stseyns, un-<lb/>
mittelbare Beziehung des <hi rendition="#i">Fürsichseyns</hi> ist, aber b)<lb/>
nunmehr zugleich als Vermittlung, oder als ein Für-<lb/>
sichseyn, welches nur durch ein anderes für sich<lb/>
ist, so bezieht er sich a) unmittelbar auf beyde, und<lb/>
b) mittelbar auf jedes durch das andere. Der Herr<lb/>
bezieht sich <hi rendition="#i">auf den Knecht mittelbar durch das selbst-<lb/>
standige Seyn;</hi> denn eben hieran ist der Knecht ge-<lb/>
halten; es ist seine Kette, von der er im Kampfe<lb/>
nicht abstrahiren konnte, und darum sich als un-<lb/>
selbstständig, seine Selbstständigkeit in der Dingheit<lb/>
zu haben, erwies. Der Herr aber ist die Macht über<lb/>
di&#x017F;s Seyn, denn er erwies im Kampfe, da&#x017F;s es ihm<lb/>
nur als ein negatives gilt; indem er die Macht darü-<lb/>
ber, di&#x017F;s Seyn aber die Macht über den Andern ist,<lb/>
so hat er in diesem Schlusse diesen andern unter sich.<lb/>
Ebenso bezieht sich der Herr <hi rendition="#i">mittelbar durch den<lb/>
Knecht auf das Ding;</hi> der Knecht bezieht sich als<lb/>
Selbstbewu&#x017F;stseyn überhaupt, auf das Ding auch ne-<lb/>
gativ und hebt es auf; aber es ist zugleich selbststän-<lb/>
dig für ihn, und er kann darum durch sein Negi-<lb/>
ren nicht bis zur Vernichtung mit ihm fertig wer-<lb/>
den, oder er <hi rendition="#i">bearbeitet</hi> es nur. Dem Herrn dagegen<lb/><hi rendition="#i">wird</hi> durch diese Vermittlung die <hi rendition="#i">unmittelbare</hi> Bezie-<lb/>
hung als die reine Negation desselben, oder der <hi rendition="#i">Ge-<lb/>
nu&#x017F;s;</hi> was der Begierde nicht gelang, gelingt ihm,<lb/>
damit fertig zu werden, und im Genusse sich zu be-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0231] den Gegenstand der Begierde, und auf das Bewuſst- seyn, dem die Dingheit das wesentliche ist; und, indem er a) als Begriff des Selbstbewuſstseyns, un- mittelbare Beziehung des Fürsichseyns ist, aber b) nunmehr zugleich als Vermittlung, oder als ein Für- sichseyn, welches nur durch ein anderes für sich ist, so bezieht er sich a) unmittelbar auf beyde, und b) mittelbar auf jedes durch das andere. Der Herr bezieht sich auf den Knecht mittelbar durch das selbst- standige Seyn; denn eben hieran ist der Knecht ge- halten; es ist seine Kette, von der er im Kampfe nicht abstrahiren konnte, und darum sich als un- selbstständig, seine Selbstständigkeit in der Dingheit zu haben, erwies. Der Herr aber ist die Macht über diſs Seyn, denn er erwies im Kampfe, daſs es ihm nur als ein negatives gilt; indem er die Macht darü- ber, diſs Seyn aber die Macht über den Andern ist, so hat er in diesem Schlusse diesen andern unter sich. Ebenso bezieht sich der Herr mittelbar durch den Knecht auf das Ding; der Knecht bezieht sich als Selbstbewuſstseyn überhaupt, auf das Ding auch ne- gativ und hebt es auf; aber es ist zugleich selbststän- dig für ihn, und er kann darum durch sein Negi- ren nicht bis zur Vernichtung mit ihm fertig wer- den, oder er bearbeitet es nur. Dem Herrn dagegen wird durch diese Vermittlung die unmittelbare Bezie- hung als die reine Negation desselben, oder der Ge- nuſs; was der Begierde nicht gelang, gelingt ihm, damit fertig zu werden, und im Genusse sich zu be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/231
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/231>, abgerufen am 27.11.2024.