frietligen. Der Begierde gelang diss nicht wegen der Selbstständigkeit des Dinges; der Herr aber, der den Knecht zwischen es und sich eingeschoben, schliesst sich dadurch nur mit der Unselbstständigkeit des Dinges zusammen, und geniesst es rein; die Seite der Selbstständigkeit aber überlässt er dem Knechte, der es bearbeitet.
In diesen beyden Momenten wird für den Herrn sein Anerkanntseyn durch ein anderes Be- wusstseyn; denn dieses setzt sich in ihnen als un- wesentliches, einmal in der Bearbeitung des Dings, das anderemal in der Abhängigkeit von einem be- stimmten Daseyn; in beyden kann es nicht über das Seyn Meister werden und zur absoluten Negation ge- langen. Es ist also hierin diss Moment des Aner- kennens vorhanden, dass das andere Bewusstseyn sich als Fürsichseyn aufhebt, und hiemit selbst das thut, was das erste gegen es thut. Ebenso das an- dere Moment, dass diss Thun des Zweyten das eigne Thun des ersten ist; denn, was der Knecht thut, ist eigentlich Thun des Herrn; diesem ist nur das Fürsichseyn, das Wesen; er ist die reine negative Macht, der das Ding Nichts ist, und also das reine wesentliche Thun in diesem Verhältnisse; der Knecht aber ein nicht reines, sondern unwesentliches Thun. Aber zum eigentlichen Anerkennen fehlt das Mo- ment, dass was der Herr gegen den andern thut, er auch gegen sich selbst, und was der Knecht gegen sich, er auch gegen den andern thue. Es ist da-
frietligen. Der Begierde gelang diſs nicht wegen der Selbstständigkeit des Dinges; der Herr aber, der den Knecht zwischen es und sich eingeschoben, schlieſst sich dadurch nur mit der Unselbstständigkeit des Dinges zusammen, und genieſst es rein; die Seite der Selbstständigkeit aber überläſst er dem Knechte, der es bearbeitet.
In diesen beyden Momenten wird für den Herrn sein Anerkanntseyn durch ein anderes Be- wuſstseyn; denn dieses setzt sich in ihnen als un- wesentliches, einmal in der Bearbeitung des Dings, das anderemal in der Abhängigkeit von einem be- stimmten Daseyn; in beyden kann es nicht über das Seyn Meister werden und zur absoluten Negation ge- langen. Es ist also hierin diſs Moment des Aner- kennens vorhanden, daſs das andere Bewuſstseyn sich als Fürsichseyn aufhebt, und hiemit selbst das thut, was das erste gegen es thut. Ebenso das an- dere Moment, daſs diſs Thun des Zweyten das eigne Thun des ersten ist; denn, was der Knecht thut, ist eigentlich Thun des Herrn; diesem ist nur das Fürsichseyn, das Wesen; er ist die reine negative Macht, der das Ding Nichts ist, und also das reine wesentliche Thun in diesem Verhältnisse; der Knecht aber ein nicht reines, sondern unwesentliches Thun. Aber zum eigentlichen Anerkennen fehlt das Mo- ment, daſs was der Herr gegen den andern thut, er auch gegen sich selbst, und was der Knecht gegen sich, er auch gegen den andern thue. Es ist da-
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frietligen. Der Begierde gelang diſs nicht wegen der
Selbstständigkeit des Dinges; der Herr aber, der den
Knecht zwischen es und sich eingeschoben, schlieſst
sich dadurch nur mit der Unselbstständigkeit des
Dinges zusammen, und genieſst es rein; die Seite der
Selbstständigkeit aber überläſst er dem Knechte, der
es bearbeitet.
In diesen beyden Momenten wird für den
Herrn sein Anerkanntseyn durch ein anderes Be-
wuſstseyn; denn dieses setzt sich in ihnen als un-
wesentliches, einmal in der Bearbeitung des Dings,
das anderemal in der Abhängigkeit von einem be-
stimmten Daseyn; in beyden kann es nicht über das
Seyn Meister werden und zur absoluten Negation ge-
langen. Es ist also hierin diſs Moment des Aner-
kennens vorhanden, daſs das andere Bewuſstseyn
sich als Fürsichseyn aufhebt, und hiemit selbst das
thut, was das erste gegen es thut. Ebenso das an-
dere Moment, daſs diſs Thun des Zweyten das eigne
Thun des ersten ist; denn, was der Knecht thut,
ist eigentlich Thun des Herrn; diesem ist nur das
Fürsichseyn, das Wesen; er ist die reine negative
Macht, der das Ding Nichts ist, und also das reine
wesentliche Thun in diesem Verhältnisse; der Knecht
aber ein nicht reines, sondern unwesentliches Thun.
Aber zum eigentlichen Anerkennen fehlt das Mo-
ment, daſs was der Herr gegen den andern thut, er
auch gegen sich selbst, und was der Knecht gegen
sich, er auch gegen den andern thue. Es ist da-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/232>, abgerufen am 23.11.2024.
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