Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

wusstseyn ist diese positive Bedeutung des negativ
gesetzten einzelnen Willens der Willen des andern
Extrems, der ihm, weil er eben ein anderes für es
ist, nicht durch sich, sondern durch das Dritte, den
Vermittler als Rath, wird. Es wird daher für es
sein Willen wohl zum allgemeinen, und an sich sey-
enden Willen, aber es selbst ist sich nicht diss an sich;
das Aufgeben des seinigen als einzelnen ist ihm nicht
dem Begriffe nach das positive des allgemeinen Wil-
lens. Ebenso sein Aufgeben des Besitzes und Ge-
nusses hat nur dieselbe negative Bedeutung, und
das Allgemeine, das für es dadurch wird, ist ihm
nicht sein eignes Thun. Diese Einheit des gegenständ-
lichen und des fürsichseyns, welche im Begriffe des
Thuns ist, und welche darum dem Bewusstseyn als
das Wesen und Gegenstand wird, -- wie sie ihm
nicht der Begriff seines Thuns ist, so ist ihm auch
diss nicht, dass sie als Gegenstand für es wird, un-
mittelbar und durch es selbst, sondern es lässt sich
von dem vermittelnden Diener diese selbst noch ge-
brochne Gewissheit aussprechen, dass nur an sich
sein Unglück das verkehrte, nemlich sich in sei-
nem Thun selbstbefriedigendes Thun, oder seeliger
Genuss; sein ärmliches Thun ebenso an sich das
verkehrte, nemlich absolutes Thun; dem Begriffe
nach, das Thun nur als Thun des Einzelnen über-
haupt Thun ist. Aber für es selbst bleibt das Thun,
und sein wirkliches Thun ein ärmliches, und sein
Genuss der Schmerz, und das Aufgehobenseyn der-

wuſstseyn ist diese positive Bedeutung des negativ
gesetzten einzelnen Willens der Willen des andern
Extrems, der ihm, weil er eben ein anderes für es
ist, nicht durch sich, sondern durch das Dritte, den
Vermittler als Rath, wird. Es wird daher für es
sein Willen wohl zum allgemeinen, und an sich sey-
enden Willen, aber es selbst ist sich nicht diſs an sich;
das Aufgeben des seinigen als einzelnen ist ihm nicht
dem Begriffe nach das positive des allgemeinen Wil-
lens. Ebenso sein Aufgeben des Besitzes und Ge-
nusses hat nur dieselbe negative Bedeutung, und
das Allgemeine, das für es dadurch wird, ist ihm
nicht sein eignes Thun. Diese Einheit des gegenständ-
lichen und des fürsichseyns, welche im Begriffe des
Thuns ist, und welche darum dem Bewuſstseyn als
das Wesen und Gegenstand wird, — wie sie ihm
nicht der Begriff seines Thuns ist, so ist ihm auch
diſs nicht, daſs sie als Gegenstand für es wird, un-
mittelbar und durch es selbst, sondern es läſst sich
von dem vermittelnden Diener diese selbst noch ge-
brochne Gewiſsheit aussprechen, daſs nur an sich
sein Unglück das verkehrte, nemlich sich in sei-
nem Thun selbstbefriedigendes Thun, oder seeliger
Genuſs; sein ärmliches Thun ebenso an sich das
verkehrte, nemlich absolutes Thun; dem Begriffe
nach, das Thun nur als Thun des Einzelnen über-
haupt Thun ist. Aber für es selbst bleibt das Thun,
und sein wirkliches Thun ein ärmliches, und sein
Genuſs der Schmerz, und das Aufgehobenseyn der-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0269" n="160"/>
wu&#x017F;stseyn ist diese positive Bedeutung des negativ<lb/>
gesetzten einzelnen Willens der Willen des andern<lb/>
Extrems, der ihm, weil er eben ein anderes für es<lb/>
ist, nicht durch sich, sondern durch das Dritte, den<lb/>
Vermittler als Rath, wird. Es wird daher <hi rendition="#i">für es</hi><lb/>
sein Willen wohl zum allgemeinen, und <hi rendition="#i">an sich</hi> sey-<lb/>
enden Willen, aber <hi rendition="#i">es selbst</hi> ist <hi rendition="#i">sich nicht</hi> di&#x017F;s <hi rendition="#i">an sich;</hi><lb/>
das Aufgeben des seinigen als <hi rendition="#i">einzelnen</hi> ist ihm nicht<lb/>
dem Begriffe nach das positive des allgemeinen Wil-<lb/>
lens. Ebenso sein Aufgeben des Besitzes und Ge-<lb/>
nusses hat nur dieselbe negative Bedeutung, und<lb/>
das Allgemeine, das für es dadurch wird, ist ihm<lb/>
nicht sein <hi rendition="#i">eignes Thun</hi>. Diese <hi rendition="#i">Einheit</hi> des gegenständ-<lb/>
lichen und des fürsichseyns, welche im <hi rendition="#i">Begriffe</hi> des<lb/>
Thuns ist, und welche darum dem Bewu&#x017F;stseyn als<lb/>
das Wesen und <hi rendition="#i">Gegenstand</hi> wird, &#x2014; wie sie ihm<lb/>
nicht der Begriff seines Thuns ist, so ist ihm auch<lb/>
di&#x017F;s nicht, da&#x017F;s sie als Gegenstand <hi rendition="#i">für es</hi> wird, un-<lb/>
mittelbar und durch es selbst, sondern es lä&#x017F;st sich<lb/>
von dem vermittelnden Diener diese selbst noch ge-<lb/>
brochne Gewi&#x017F;sheit aussprechen, da&#x017F;s nur <hi rendition="#i">an sich</hi><lb/>
sein Unglück das verkehrte, nemlich sich in sei-<lb/>
nem Thun selbstbefriedigendes Thun, oder seeliger<lb/>
Genu&#x017F;s; sein ärmliches Thun ebenso <hi rendition="#i">an sich</hi> das<lb/>
verkehrte, nemlich absolutes Thun; dem Begriffe<lb/>
nach, das Thun nur als Thun des Einzelnen über-<lb/>
haupt Thun ist. Aber <hi rendition="#i">für es</hi> selbst bleibt das Thun,<lb/>
und sein wirkliches Thun ein ärmliches, und sein<lb/>
Genu&#x017F;s der Schmerz, und das Aufgehobenseyn der-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0269] wuſstseyn ist diese positive Bedeutung des negativ gesetzten einzelnen Willens der Willen des andern Extrems, der ihm, weil er eben ein anderes für es ist, nicht durch sich, sondern durch das Dritte, den Vermittler als Rath, wird. Es wird daher für es sein Willen wohl zum allgemeinen, und an sich sey- enden Willen, aber es selbst ist sich nicht diſs an sich; das Aufgeben des seinigen als einzelnen ist ihm nicht dem Begriffe nach das positive des allgemeinen Wil- lens. Ebenso sein Aufgeben des Besitzes und Ge- nusses hat nur dieselbe negative Bedeutung, und das Allgemeine, das für es dadurch wird, ist ihm nicht sein eignes Thun. Diese Einheit des gegenständ- lichen und des fürsichseyns, welche im Begriffe des Thuns ist, und welche darum dem Bewuſstseyn als das Wesen und Gegenstand wird, — wie sie ihm nicht der Begriff seines Thuns ist, so ist ihm auch diſs nicht, daſs sie als Gegenstand für es wird, un- mittelbar und durch es selbst, sondern es läſst sich von dem vermittelnden Diener diese selbst noch ge- brochne Gewiſsheit aussprechen, daſs nur an sich sein Unglück das verkehrte, nemlich sich in sei- nem Thun selbstbefriedigendes Thun, oder seeliger Genuſs; sein ärmliches Thun ebenso an sich das verkehrte, nemlich absolutes Thun; dem Begriffe nach, das Thun nur als Thun des Einzelnen über- haupt Thun ist. Aber für es selbst bleibt das Thun, und sein wirkliches Thun ein ärmliches, und sein Genuſs der Schmerz, und das Aufgehobenseyn der-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/269
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/269>, abgerufen am 28.11.2024.