der Luft, nicht der des Baus der Vögel. Um die- ser Freyheit beyder Seiten gegeneinander willen gibt es auch Landthiere, welche die wesentlichen Cha- raktere eines Vogels, des Fisches haben u. s. f. Die Nothwendigkeit, weil sie als keine innere des We- sens begriffen werden kann, hört auch auf, sinnli- ches Daseyn zu haben, und kann nicht mehr an der Wirklichkeit beobachtet werden, sondern ist aus ihr herausgetreten. So an dem realen Wesen selbst sich nicht findend, ist sie das, was teleologische Bezie- hung genannt wird, eine Beziehung, die den bezo- genen äusserlich, und daher vielmehr das Gegentheil eines Gesetzes ist. Sie ist der von der nothwendigen Natur ganz befreyte Gedanke, welcher sie verlässt, und über ihr sich für sich bewegt.
Wenn die vorhin berührte Beziehung des Or- ganischen auf die elementarische Natur, das Wesen desselben nicht ausdrückt, so ist es dagegen in dem Zweckbegriffe enthalten. Diesem beobachten- den Bewusstseyn zwar, ist er nicht das eigne We- sen des Organischen, sondern fällt ihm ausser dem- selben, und ist dann nur jene äusserliche, te- leologische Beziehung. Allein wie vorhin das Or- ganische bestimmt worden, ist es in der That der reale Zweck selbst; denn indem es sich in der Be- ziehung auf Anderes selbst erhält, ist es eben dasje- nige natürliche Wesen, in welchem die Natur sich in den Begriff reflectirt, und die an der Nothwen- digkeit auseinandergelegten Momente einer Ursache
der Luft, nicht der des Baus der Vögel. Um die- ser Freyheit beyder Seiten gegeneinander willen gibt es auch Landthiere, welche die wesentlichen Cha- raktere eines Vogels, des Fisches haben u. s. f. Die Nothwendigkeit, weil sie als keine innere des We- sens begriffen werden kann, hört auch auf, sinnli- ches Daseyn zu haben, und kann nicht mehr an der Wirklichkeit beobachtet werden, sondern ist aus ihr herausgetreten. So an dem realen Wesen selbst sich nicht findend, ist sie das, was teleologische Bezie- hung genannt wird, eine Beziehung, die den bezo- genen äuſserlich, und daher vielmehr das Gegentheil eines Gesetzes ist. Sie ist der von der nothwendigen Natur ganz befreyte Gedanke, welcher sie verläſst, und über ihr sich für sich bewegt.
Wenn die vorhin berührte Beziehung des Or- ganischen auf die elementarische Natur, das Wesen desselben nicht ausdrückt, so ist es dagegen in dem Zweckbegriffe enthalten. Diesem beobachten- den Bewuſstseyn zwar, ist er nicht das eigne We- sen des Organischen, sondern fällt ihm auſser dem- selben, und ist dann nur jene äuſserliche, te- leologische Beziehung. Allein wie vorhin das Or- ganische bestimmt worden, ist es in der That der reale Zweck selbst; denn indem es sich in der Be- ziehung auf Anderes selbst erhält, ist es eben dasje- nige natürliche Wesen, in welchem die Natur sich in den Begriff reflectirt, und die an der Nothwen- digkeit auseinandergelegten Momente einer Ursache
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[192/0301]
der Luft, nicht der des Baus der Vögel. Um die-
ser Freyheit beyder Seiten gegeneinander willen gibt
es auch Landthiere, welche die wesentlichen Cha-
raktere eines Vogels, des Fisches haben u. s. f. Die
Nothwendigkeit, weil sie als keine innere des We-
sens begriffen werden kann, hört auch auf, sinnli-
ches Daseyn zu haben, und kann nicht mehr an der
Wirklichkeit beobachtet werden, sondern ist aus ihr
herausgetreten. So an dem realen Wesen selbst sich
nicht findend, ist sie das, was teleologische Bezie-
hung genannt wird, eine Beziehung, die den bezo-
genen äuſserlich, und daher vielmehr das Gegentheil
eines Gesetzes ist. Sie ist der von der nothwendigen
Natur ganz befreyte Gedanke, welcher sie verläſst,
und über ihr sich für sich bewegt.
Wenn die vorhin berührte Beziehung des Or-
ganischen auf die elementarische Natur, das Wesen
desselben nicht ausdrückt, so ist es dagegen in
dem Zweckbegriffe enthalten. Diesem beobachten-
den Bewuſstseyn zwar, ist er nicht das eigne We-
sen des Organischen, sondern fällt ihm auſser dem-
selben, und ist dann nur jene äuſserliche, te-
leologische Beziehung. Allein wie vorhin das Or-
ganische bestimmt worden, ist es in der That der
reale Zweck selbst; denn indem es sich in der Be-
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nige natürliche Wesen, in welchem die Natur sich
in den Begriff reflectirt, und die an der Nothwen-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/301>, abgerufen am 21.11.2024.
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