her nur überhaupt Gesetze suchte, und die Mo- mente derselben ihm als ein bestimmter Inhalt, nicht als die Gedanken derselben vorschwebte. -- In Ansehung des Inhalts sollen hiemit hier nicht solche Gesetze erhalten werden, welche nur ein ruhiges Aufnehmen rein seyender Unterschiede in die Form der Allgemeinheit sind, sondern Gese- tze, die unmittelbar an diesen Unterschieden auch die Unruhe des Begriffes, und damit zugleich die Nothwendigkeit der Beziehung der Seiten haben. Allein weil eben der Gegenstand, die organische Einheit, das unendliche Aufheben oder die absolute Negation des Seyns mit dem ruhigen Seyn unmittel- bar vereinigt, und die Momente wesentlich reines Uebergehen sind, so ergeben sich keine solche seyende Seiten, als für das Gesetz erfodert werden.
Um solche zu erhalten muss der Verstand sich an das andre Moment des organischen Verhältnisses halten; nemlich an das Reflectirtseyn des organischen Daseyns in sich selbst. Aber dieses Seyn ist so voll- kommen in sich reflectirt, dass ihm keine Bestimmt- heit gegen anderes übrig bleibt. Das unmittelbare sinnliche Seyn ist unmittelbar mit der Bestimmtheit als solcher eins, und drückt daher einen qualitati- ven Unterschied an ihm aus; wie z. B. Blau gegen Roth, Saures gegen Alkalisches u. s. f. Aber das in sich zurückgekommene organische Seyn ist vollkom- men gleichgültig gegen anderes, sein Daseyn ist die einfache Allgemeinheit, und verweigert dem Beob-
her nur überhaupt Gesetze suchte, und die Mo- mente derselben ihm als ein bestimmter Inhalt, nicht als die Gedanken derselben vorschwebte. — In Ansehung des Inhalts sollen hiemit hier nicht solche Gesetze erhalten werden, welche nur ein ruhiges Aufnehmen rein seyender Unterschiede in die Form der Allgemeinheit sind, sondern Gese- tze, die unmittelbar an diesen Unterschieden auch die Unruhe des Begriffes, und damit zugleich die Nothwendigkeit der Beziehung der Seiten haben. Allein weil eben der Gegenstand, die organische Einheit, das unendliche Aufheben oder die absolute Negation des Seyns mit dem ruhigen Seyn unmittel- bar vereinigt, und die Momente wesentlich reines Uebergehen sind, so ergeben sich keine solche seyende Seiten, als für das Gesetz erfodert werden.
Um solche zu erhalten muſs der Verstand sich an das andre Moment des organischen Verhältnisses halten; nemlich an das Reflectirtseyn des organischen Daseyns in sich selbst. Aber dieses Seyn ist so voll- kommen in sich reflectirt, daſs ihm keine Bestimmt- heit gegen anderes übrig bleibt. Das unmittelbare sinnliche Seyn ist unmittelbar mit der Bestimmtheit als solcher eins, und drückt daher einen qualitati- ven Unterschied an ihm aus; wie z. B. Blau gegen Roth, Saures gegen Alkalisches u. s. f. Aber das in sich zurückgekommene organische Seyn ist vollkom- men gleichgültig gegen anderes, sein Daseyn ist die einfache Allgemeinheit, und verweigert dem Beob-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0322"n="213"/>
her nur überhaupt Gesetze suchte, und die Mo-<lb/>
mente derselben ihm als ein bestimmter Inhalt,<lb/>
nicht als die Gedanken derselben vorschwebte. —<lb/>
In Ansehung des Inhalts sollen hiemit hier nicht<lb/>
solche Gesetze erhalten werden, welche nur<lb/>
ein ruhiges Aufnehmen rein <hirendition="#i">seyender</hi> Unterschiede<lb/>
in die Form der Allgemeinheit sind, sondern Gese-<lb/>
tze, die unmittelbar an diesen Unterschieden auch<lb/>
die Unruhe des Begriffes, und damit zugleich die<lb/>
Nothwendigkeit der Beziehung der Seiten haben.<lb/>
Allein weil eben der Gegenstand, die organische<lb/>
Einheit, das unendliche Aufheben oder die absolute<lb/>
Negation des Seyns mit dem ruhigen Seyn unmittel-<lb/>
bar vereinigt, und die Momente wesentlich <hirendition="#i">reines<lb/>
Uebergehen</hi> sind, so ergeben sich keine solche <hirendition="#i">seyende</hi><lb/>
Seiten, als für das Gesetz erfodert werden.</p><lb/><p>Um solche zu erhalten muſs der Verstand sich<lb/>
an das andre Moment des organischen Verhältnisses<lb/>
halten; nemlich an das <hirendition="#i">Reflectirtseyn</hi> des organischen<lb/>
Daseyns in sich selbst. Aber dieses Seyn ist so voll-<lb/>
kommen in sich reflectirt, daſs ihm keine Bestimmt-<lb/>
heit gegen anderes übrig bleibt. Das <hirendition="#i">unmittelbare</hi><lb/>
sinnliche Seyn ist unmittelbar mit der Bestimmtheit<lb/>
als solcher eins, und drückt daher einen qualitati-<lb/>
ven Unterschied an ihm aus; wie z. B. Blau gegen<lb/>
Roth, Saures gegen Alkalisches u. s. f. Aber das in<lb/>
sich zurückgekommene organische Seyn ist vollkom-<lb/>
men gleichgültig gegen anderes, sein Daseyn ist die<lb/>
einfache Allgemeinheit, und verweigert dem Beob-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[213/0322]
her nur überhaupt Gesetze suchte, und die Mo-
mente derselben ihm als ein bestimmter Inhalt,
nicht als die Gedanken derselben vorschwebte. —
In Ansehung des Inhalts sollen hiemit hier nicht
solche Gesetze erhalten werden, welche nur
ein ruhiges Aufnehmen rein seyender Unterschiede
in die Form der Allgemeinheit sind, sondern Gese-
tze, die unmittelbar an diesen Unterschieden auch
die Unruhe des Begriffes, und damit zugleich die
Nothwendigkeit der Beziehung der Seiten haben.
Allein weil eben der Gegenstand, die organische
Einheit, das unendliche Aufheben oder die absolute
Negation des Seyns mit dem ruhigen Seyn unmittel-
bar vereinigt, und die Momente wesentlich reines
Uebergehen sind, so ergeben sich keine solche seyende
Seiten, als für das Gesetz erfodert werden.
Um solche zu erhalten muſs der Verstand sich
an das andre Moment des organischen Verhältnisses
halten; nemlich an das Reflectirtseyn des organischen
Daseyns in sich selbst. Aber dieses Seyn ist so voll-
kommen in sich reflectirt, daſs ihm keine Bestimmt-
heit gegen anderes übrig bleibt. Das unmittelbare
sinnliche Seyn ist unmittelbar mit der Bestimmtheit
als solcher eins, und drückt daher einen qualitati-
ven Unterschied an ihm aus; wie z. B. Blau gegen
Roth, Saures gegen Alkalisches u. s. f. Aber das in
sich zurückgekommene organische Seyn ist vollkom-
men gleichgültig gegen anderes, sein Daseyn ist die
einfache Allgemeinheit, und verweigert dem Beob-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/322>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.