ein in sich reflectirtes, einer bloss sinnlichen Be- stimmtheit gegen eine organische verliert also wieder ihren Werth, und zwar dadurch dass der Verstand das Gesetzgeben noch nicht aufgehoben hat.
Um die Vergleichung in Ansehung dieses Um- tausches an einigen Beyspielen anzustellen, so wird etwa etwas, das für die Wahrnehmung ein Thier von starken Muskeln ist, -- als thierischer Orga- nismus von hoher Irritabilität, oder was für die Wahrnehmung ein Zustand grosser Schwäche ist, -- als Zustand hoher Sensibilität oder wenn man lieber will als eine innormale Affection und zwar eine Po- tenzirung derselben (Ausdrücke, welche das sinnliche, statt in den Begriff, in ein Deutschlatein übersetzen) bestimmt. Dass das Thier starke Muskeln habe, kann vom Verstande auch so ausgedrückt werden, das Thier besitze eine grosse Muskelkraft, -- wie die grosse Schwä- che als eine geringe Krafft. Die Bestimmung durch Irritabilität hat vor der Bestimmung als Krafft voraus, dass diese die unbestimmte Reflexion in sich, jene aber die bestimmte ausdrückt, denn die eigenthüm- liche Krafft des Muskels ist eben Irritabilität, -- und vor der Bestimmung als starke Muskeln, dass wie schon in der Krafft die Reflexion in sich zugleich darin enthalten ist. So wie die Schwäche oder die ge- ringe Krafft, die organische Passivität bestimmt durch Sensibilität ausgedrückt wird. Aber diese Sensibilität so für sich genommen und fixirt, und noch mit der
ein in sich reflectirtes, einer bloſs sinnlichen Be- stimmtheit gegen eine organische verliert also wieder ihren Werth, und zwar dadurch daſs der Verstand das Gesetzgeben noch nicht aufgehoben hat.
Um die Vergleichung in Ansehung dieses Um- tausches an einigen Beyspielen anzustellen, so wird etwa etwas, das für die Wahrnehmung ein Thier von starken Muskeln ist, — als thierischer Orga- nismus von hoher Irritabilität, oder was für die Wahrnehmung ein Zustand groſser Schwäche ist, — als Zustand hoher Sensibilität oder wenn man lieber will als eine innormale Affection und zwar eine Po- tenzirung derselben (Ausdrücke, welche das sinnliche, statt in den Begriff, in ein Deutschlatein übersetzen) bestimmt. Daſs das Thier starke Muskeln habe, kann vom Verſtande auch so ausgedrückt werden, das Thier besitze eine groſse Muskelkraft, — wie die groſse Schwä- che als eine geringe Krafft. Die Bestimmung durch Irritabilität hat vor der Bestimmung als Krafft voraus, daſs diese die unbestimmte Reflexion in sich, jene aber die bestimmte ausdrückt, denn die eigenthüm- liche Krafft des Muskels ist eben Irritabilität, — und vor der Bestimmung als starke Muskeln, daſs wie schon in der Krafft die Reflexion in sich zugleich darin enthalten ist. So wie die Schwäche oder die ge- ringe Krafft, die organische Passivität bestimmt durch Sensibilität ausgedrückt wird. Aber diese Sensibilität so für sich genommen und fixirt, und noch mit der
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ein in sich reflectirtes, einer bloſs sinnlichen Be-
stimmtheit gegen eine organische verliert also
wieder ihren Werth, und zwar dadurch daſs der
Verstand das Gesetzgeben noch nicht aufgehoben
hat.
Um die Vergleichung in Ansehung dieses Um-
tausches an einigen Beyspielen anzustellen, so wird
etwa etwas, das für die Wahrnehmung ein Thier
von starken Muskeln ist, — als thierischer Orga-
nismus von hoher Irritabilität, oder was für die
Wahrnehmung ein Zustand groſser Schwäche ist, —
als Zustand hoher Sensibilität oder wenn man lieber
will als eine innormale Affection und zwar eine Po-
tenzirung derselben (Ausdrücke, welche das sinnliche,
statt in den Begriff, in ein Deutschlatein übersetzen)
bestimmt. Daſs das Thier starke Muskeln habe, kann
vom Verſtande auch so ausgedrückt werden, das Thier
besitze eine groſse Muskelkraft, — wie die groſse Schwä-
che als eine geringe Krafft. Die Bestimmung durch
Irritabilität hat vor der Bestimmung als Krafft voraus,
daſs diese die unbestimmte Reflexion in sich, jene
aber die bestimmte ausdrückt, denn die eigenthüm-
liche Krafft des Muskels ist eben Irritabilität, — und
vor der Bestimmung als starke Muskeln, daſs wie schon
in der Krafft die Reflexion in sich zugleich darin
enthalten ist. So wie die Schwäche oder die ge-
ringe Krafft, die organische Passivität bestimmt durch
Sensibilität ausgedrückt wird. Aber diese Sensibilität
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/324>, abgerufen am 21.11.2024.
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