lebendige Natur nicht ausdrückt und enthält -- und wenn in Ansehung des Unorganischen nach seinem ganzen in der Menge seiner Eigenschafften entwickel- ten Daseyn ebendiss gesagt werden muss, -- so ist es itzt das allgemeine Individuum, welches nicht nur als frey von jeder Gliederung der Gattung, sondern auch als ihre Macht zu betrachten ist. Die Gattung, welche sich in Arten nach der allgemeinen Bestimmt- heit der Zahl zerlegt, oder auch einzelne Bestimmt- heiten ihres Daseyns, z. B. die Figur, Farbe u. s. f. zu ihrem Eintheilungsgrunde nehmen mag, erleidet in diesem ruhigen Geschäffte Gewalt von der Seite des allgemeinen Individuums, der Erde, welches als die allgemeine Negativität, die Unterschiede, wie sie dieselben an sich hat und deren Natur um der Substanz willen, der sie angehören, eine andere ist als die Natur jener, gegen das Systematisiren der Gattung geltend macht. Dieses Thun der Gattung wird zu einem ganz eingeschränkten Geschäffte, das sie nur innerhalb jener mächtigen Elemente treiben darf, und das durch die zügellose Gewalt derselben al- lenthalben unterbrochen, lückenhaft und verküm- mert wird.
Es folgt hieraus, dass der Beobachtung an dem gestalteten Daseyn nur die Vernunft als Leben über- haupt werden kann, welches aber in seinem Unter- scheiden keine vernünftige Reihung und Geglie- derung an sich selbst wirklich hat, und nicht ein in sich gegründetes System der Gestalten ist. -- Wenn
lebendige Natur nicht ausdrückt und enthält — und wenn in Ansehung des Unorganischen nach seinem ganzen in der Menge seiner Eigenschafften entwickel- ten Daseyn ebendiſs gesagt werden muſs, — so ist es itzt das allgemeine Individuum, welches nicht nur als frey von jeder Gliederung der Gattung, sondern auch als ihre Macht zu betrachten ist. Die Gattung, welche sich in Arten nach der allgemeinen Bestimmt- heit der Zahl zerlegt, oder auch einzelne Bestimmt- heiten ihres Daseyns, z. B. die Figur, Farbe u. s. f. zu ihrem Eintheilungsgrunde nehmen mag, erleidet in diesem ruhigen Geschäffte Gewalt von der Seite des allgemeinen Individuums, der Erde, welches als die allgemeine Negativität, die Unterschiede, wie sie dieselben an sich hat und deren Natur um der Substanz willen, der sie angehören, eine andere ist als die Natur jener, gegen das Systematisiren der Gattung geltend macht. Dieses Thun der Gattung wird zu einem ganz eingeschränkten Geschäffte, das sie nur innerhalb jener mächtigen Elemente treiben darf, und das durch die zügellose Gewalt derselben al- lenthalben unterbrochen, lückenhaft und verküm- mert wird.
Es folgt hieraus, daſs der Beobachtung an dem gestalteten Daseyn nur die Vernunft als Leben über- haupt werden kann, welches aber in seinem Unter- scheiden keine vernünftige Reihung und Geglie- derung an sich selbst wirklich hat, und nicht ein in sich gegründetes System der Gestalten ist. — Wenn
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lebendige Natur nicht ausdrückt und enthält — und
wenn in Ansehung des Unorganischen nach seinem
ganzen in der Menge seiner Eigenschafften entwickel-
ten Daseyn ebendiſs gesagt werden muſs, — so ist
es itzt das allgemeine Individuum, welches nicht nur
als frey von jeder Gliederung der Gattung, sondern
auch als ihre Macht zu betrachten ist. Die Gattung,
welche sich in Arten nach der allgemeinen Bestimmt-
heit der Zahl zerlegt, oder auch einzelne Bestimmt-
heiten ihres Daseyns, z. B. die Figur, Farbe u. s. f.
zu ihrem Eintheilungsgrunde nehmen mag, erleidet
in diesem ruhigen Geschäffte Gewalt von der Seite
des allgemeinen Individuums, der Erde, welches als
die allgemeine Negativität, die Unterschiede, wie
sie dieselben an sich hat und deren Natur um der
Substanz willen, der sie angehören, eine andere ist als
die Natur jener, gegen das Systematisiren der Gattung
geltend macht. Dieses Thun der Gattung wird zu
einem ganz eingeschränkten Geschäffte, das sie nur
innerhalb jener mächtigen Elemente treiben darf,
und das durch die zügellose Gewalt derselben al-
lenthalben unterbrochen, lückenhaft und verküm-
mert wird.
Es folgt hieraus, daſs der Beobachtung an dem
gestalteten Daseyn nur die Vernunft als Leben über-
haupt werden kann, welches aber in seinem Unter-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/339>, abgerufen am 21.11.2024.
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