als dass sie Moment des Selbstbewusstseyns geworden, d. h. nur als aufgehobne ist. Hiemit ist sie nun das Wesen als ein solches, dessen Geist es ist, aufge- opfert und preissgegeben zu seyn, oder sie existirt als Reichthum. -- Sie bleibt zwar dem Reichthume, zu welchem sie dem Begriffe nach immer wird, ge- genüber zugleich als eine Wirklichkeit bestehen; aber eine solche, deren Begriff eben diese Bewegung ist, durch den Dienst und die Verehrung, wodurch sie wird, in ihr Gegentheil, in die Entäusserung der Macht, überzugehen. Für sich wird also das eigen- thümliche Selbst, das ihr Willen ist, durch die Wegwerfung des edelmüthigen Bewusstseyns, zur sich entäussernden Allgemeinheit, zu einer vollkommnen Einzelnheit und Zufälligkeit, die jedem mächtigern Willen preissgegeben ist; was ihm an allgemein anerkannter und nicht mittheilb[arer] Selbstständigkeit bleibt, ist der leere Nahmen.
Wenn also das edelmüthige Bewusstseyn sich als dasjenige bestimmte, welches sich auf die allge- meine Macht auf eine gleiche Weise bezöge, so ist die Wahrheit desselben vielmehr, in seinem Dienste sein eignes Fürsichseyn sich zu behalten, in der ei- gentlichen Entsagung seiner Persönlichkeit aber das wirkliche Aufheben und Zerreissen der allgemeinen Substanz zu seyn. Sein Geist ist das Verhältniss der völligen Ungleichheit, einerseits in seiner Ehre sei- nen Willen zu behalten; andererseits in dem Auf- geben desselben theils seines Innern sich zu ent-
als daſs sie Moment des Selbstbewuſstseyns geworden, d. h. nur als aufgehobne ist. Hiemit ist sie nun das Wesen als ein solches, dessen Geist es ist, aufge- opfert und preiſsgegeben zu seyn, oder sie existirt als Reichthum. — Sie bleibt zwar dem Reichthume, zu welchem sie dem Begriffe nach immer wird, ge- genüber zugleich als eine Wirklichkeit bestehen; aber eine solche, deren Begriff eben diese Bewegung ist, durch den Dienſt und die Verehrung, wodurch sie wird, in ihr Gegentheil, in die Entäuſſerung der Macht, überzugehen. Für sich wird also das eigen- thümliche Selbst, das ihr Willen ist, durch die Wegwerfung des edelmüthigen Bewuſstseyns, zur sich entäuſſernden Allgemeinheit, zu einer vollkommnen Einzelnheit und Zufälligkeit, die jedem mächtigern Willen preiſsgegeben ist; was ihm an allgemein anerkannter und nicht mittheilb[arer] Selbstständigkeit bleibt, ist der leere Nahmen.
Wenn also das edelmüthige Bewuſstseyn sich als dasjenige beſtimmte, welches sich auf die allge- meine Macht auf eine gleiche Weise bezöge, so ist die Wahrheit deſſelben vielmehr, in seinem Dienſte sein eignes Fürsichseyn sich zu behalten, in der ei- gentlichen Entſagung seiner Persönlichkeit aber das wirkliche Aufheben und Zerreiſſen der allgemeinen Subſtanz zu seyn. Sein Geiſt ist das Verhältniſs der völligen Ungleichheit, einerseits in seiner Ehre sei- nen Willen zu behalten; andererseits in dem Auf- geben deſſelben theils seines Innern sich zu ent-
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als daſs sie Moment des Selbstbewuſstseyns geworden,
d. h. nur als aufgehobne ist. Hiemit ist sie nun das
Wesen als ein solches, dessen Geist es ist, aufge-
opfert und preiſsgegeben zu seyn, oder sie existirt
als Reichthum. — Sie bleibt zwar dem Reichthume,
zu welchem sie dem Begriffe nach immer wird, ge-
genüber zugleich als eine Wirklichkeit bestehen;
aber eine solche, deren Begriff eben diese Bewegung
ist, durch den Dienſt und die Verehrung, wodurch
sie wird, in ihr Gegentheil, in die Entäuſſerung der
Macht, überzugehen. Für sich wird also das eigen-
thümliche Selbst, das ihr Willen ist, durch die
Wegwerfung des edelmüthigen Bewuſstseyns, zur sich
entäuſſernden Allgemeinheit, zu einer vollkommnen
Einzelnheit und Zufälligkeit, die jedem mächtigern
Willen preiſsgegeben ist; was ihm an allgemein
anerkannter und nicht mittheilbarer Selbstständigkeit
bleibt, ist der leere Nahmen.
Wenn also das edelmüthige Bewuſstseyn sich
als dasjenige beſtimmte, welches sich auf die allge-
meine Macht auf eine gleiche Weise bezöge, so ist
die Wahrheit deſſelben vielmehr, in seinem Dienſte
sein eignes Fürsichseyn sich zu behalten, in der ei-
gentlichen Entſagung seiner Persönlichkeit aber das
wirkliche Aufheben und Zerreiſſen der allgemeinen
Subſtanz zu seyn. Sein Geiſt ist das Verhältniſs der
völligen Ungleichheit, einerseits in seiner Ehre sei-
nen Willen zu behalten; andererseits in dem Auf-
geben deſſelben theils seines Innern sich zu ent-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/568>, abgerufen am 22.11.2024.
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