Betrachten wir der Rede dieser sich selbst kla- ren Verwirrung gegenüber die Rede jenes einfachen Bewusstseyns des Wahren und Guten, so kann sie gegen die offene und ihrer bewusste Beredsamkeit des Geistes der Bildung nur einsylbig seyn; denn es kann diesem nichts sagen, was er nicht selbst weiss und sagt. Geht es über seine Einsylbigkeit hinaus, so sagt es daher dasselbe, was er ausspricht, begeht aber darin noch dazu die Thorheit zu meynen, dass es etwas neues und anderes sage. Selbst seine Syl- ben, schändlich, niederträchtig, sind schon diese Thor- heit, denn jener sagt sie von sich selbst. Wenn dieser Geist in seiner Rede alles eintönige verkehrt, weil dieses sich gleiche nur eine Abstraction, in sei- ner Wirklichkeit aber die Verkehrung an sich selbst ist, und wenn dagegen das gerade Bewusstseyn, das Gute und Edle, d. h. das sich in seiner Aeusserung gleichhaltende, auf die einzige Weise, die hier mög- lich ist, in Schutz nimmt, -- dass es nemlich seinen Werth nicht darum verliere, weil es an das Schlechte geknüpft oder mit ihm gemischt sey; denn diss sey seine Bedingung und Nothwendigkeit, hierin bestehe die Weisheit der Natur; -- so hat diss Bewusstseyn, indem es zu widersprechen meynte, damit nur den Inhalt der Rede des Geistes in eine triviale Weise zusammengefasst, welche gedankenlos, indem sie das Gegentheil des Edeln und Guten zur Bedingung und Nothwendigkeit des Edeln und Guten macht, etwas [a]nderes zu sagen meynt, als diss, dass das Edel und
Betrachten wir der Rede dieser sich selbſt kla- ren Verwirrung gegenüber die Rede jenes einfachen Bewuſstseyns des Wahren und Guten, so kann sie gegen die offene und ihrer bewuſste Beredsamkeit des Geiſtes der Bildung nur einsylbig seyn; denn es kann diesem nichts ſagen, was er nicht selbſt weiſs und sagt. Geht es über seine Einsylbigkeit hinaus, so ſagt es daher daſſelbe, was er ausſpricht, begeht aber darin noch dazu die Thorheit zu meynen, daſs es etwas neues und anderes sage. Selbſt seine Syl- ben, ſchändlich, niederträchtig, sind schon diese Thor- heit, denn jener sagt sie von sich selbſt. Wenn dieſer Geiſt in seiner Rede alles eintönige verkehrt, weil dieſes sich gleiche nur eine Abſtraction, in sei- ner Wirklichkeit aber die Verkehrung an sich selbſt ist, und wenn dagegen das gerade Bewuſstseyn, das Gute und Edle, d. h. das sich in seiner Aeuſſerung gleichhaltende, auf die einzige Weise, die hier mög- lich ist, in Schutz nimmt, — daſs es nemlich seinen Werth nicht darum verliere, weil es an das Schlechte geknüpft oder mit ihm gemiſcht ſey; denn diſs sey seine Bedingung und Nothwendigkeit, hierin beſtehe die Weisheit der Natur; — so hat diſs Bewuſstseyn, indem es zu widerſprechen meynte, damit nur den Inhalt der Rede des Geistes in eine triviale Weiſe zusammengefaſst, welche gedankenlos, indem sie das Gegentheil des Edeln und Guten zur Bedingung und Nothwendigkeit des Edeln und Guten macht, etwas [a]nderes zu sagen meynt, als diſs, daſs das Edel und
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Betrachten wir der Rede dieser sich selbſt kla-
ren Verwirrung gegenüber die Rede jenes einfachen
Bewuſstseyns des Wahren und Guten, so kann sie
gegen die offene und ihrer bewuſste Beredsamkeit
des Geiſtes der Bildung nur einsylbig seyn; denn es
kann diesem nichts ſagen, was er nicht selbſt weiſs
und sagt. Geht es über seine Einsylbigkeit hinaus,
so ſagt es daher daſſelbe, was er ausſpricht, begeht
aber darin noch dazu die Thorheit zu meynen, daſs
es etwas neues und anderes sage. Selbſt seine Syl-
ben, ſchändlich, niederträchtig, sind schon diese Thor-
heit, denn jener sagt sie von sich selbſt. Wenn
dieſer Geiſt in seiner Rede alles eintönige verkehrt,
weil dieſes sich gleiche nur eine Abſtraction, in sei-
ner Wirklichkeit aber die Verkehrung an sich selbſt
ist, und wenn dagegen das gerade Bewuſstseyn, das
Gute und Edle, d. h. das sich in seiner Aeuſſerung
gleichhaltende, auf die einzige Weise, die hier mög-
lich ist, in Schutz nimmt, — daſs es nemlich seinen
Werth nicht darum verliere, weil es an das Schlechte
geknüpft oder mit ihm gemiſcht ſey; denn diſs sey
seine Bedingung und Nothwendigkeit, hierin beſtehe
die Weisheit der Natur; — so hat diſs Bewuſstseyn,
indem es zu widerſprechen meynte, damit nur den
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zusammengefaſst, welche gedankenlos, indem sie das
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Nothwendigkeit des Edeln und Guten macht, etwas
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/579>, abgerufen am 22.11.2024.
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