lich. -- Alles gibt sich andern preis, lässt sich itzt von an- dern gebrauchen, und ist für sie; und itzt stellt es sich, es so zu sagen, wieder auf die Hinterbeine, thut sprö- de gegen anderes, ist für sich und gebraucht das ande- re seinerseits. -- Für den Menschen, als das dieser Beziehung bewusste Ding, ergibt sich daraus sein We- sen und seine Stellung. Er ist, wie er unmittelbar ist, als natürliches Bewusstsyen an sich, gut, als einzelnes absolut, und anderes ist für ihn; und zwar da für ihn als das seiner bewusste Thier die Momente die Bedeu- tung der Allgemeinheit haben, ist Alles für sein Ver- gnügen und Ergötzlichkeit, und er geht, wie er aus Gottes Hand gekommen, in der Welt als einem für ihn gepflanzten Garten umher. -- Er muss auch vom Baume der Erkenntniss des Guten und des Bösen gepflückt haben; er besitzt darin einen Nutzen, der ihn von allem Andern unterscheidet, denn zufälliger- weise ist seine an sich gute Natur auch so beschaffen, dass ihr das Uebermass der Ergötzlichkeit Schaden thut, oder vielmehr seine Einzelnheit hat auch ihr Jenseits an ihr, kann über sich selbst hinausgehen und sich zerstören. Hiegegen ist ihm die Vernunft ein nütz- liches Mittel, diss Hinausgehen gehörig zu beschrän- ken, oder vielmehr im Hinausgehen über das Bestimm- te sich selbst zu erhalten; denn diss ist die Kraft des Bewusstseyns. Der Genuss des bewussten an sich all- gemeinen Wesens muss nach Mannichfaltigkeit und Dauer selbst nicht ein bestimmtes, sondern allgemein seyn; das Mass hat daher die Bestimmung, zu ver-
lich. — Alles gibt ſich andern preis, läſst ſich itzt von an- dern gebrauchen, und iſt für ſie; und itzt ſtellt es ſich, es ſo zu ſagen, wieder auf die Hinterbeine, thut ſprö- de gegen anderes, iſt für ſich und gebraucht das ande- re ſeinerſeits. — Für den Menſchen, als das dieſer Beziehung bewuſste Ding, ergibt ſich daraus ſein We- ſen und ſeine Stellung. Er iſt, wie er unmittelbar iſt, als natürliches Bewuſstſyen an ſich, gut, als einzelnes abſolut, und anderes iſt für ihn; und zwar da für ihn als das ſeiner bewuſste Thier die Momente die Bedeu- tung der Allgemeinheit haben, iſt Alles für ſein Ver- gnügen und Ergötzlichkeit, und er geht, wie er aus Gottes Hand gekommen, in der Welt als einem für ihn gepflanzten Garten umher. — Er muſs auch vom Baume der Erkenntniſs des Guten und des Böſen gepflückt haben; er beſitzt darin einen Nutzen, der ihn von allem Andern unterſcheidet, denn zufälliger- weiſe iſt ſeine an ſich gute Natur auch ſo beſchaffen, daſs ihr das Uebermaſs der Ergötzlichkeit Schaden thut, oder vielmehr ſeine Einzelnheit hat auch ihr Jenſeits an ihr, kann über ſich ſelbſt hinausgehen und ſich zerſtören. Hiegegen iſt ihm die Vernunft ein nütz- liches Mittel, diſs Hinausgehen gehörig zu beſchrän- ken, oder vielmehr im Hinausgehen über das Beſtimm- te ſich ſelbſt zu erhalten; denn diſs iſt die Kraft des Bewuſstſeyns. Der Genuſs des bewuſsten an ſich all- gemeinen Weſens muſs nach Mannichfaltigkeit und Dauer ſelbſt nicht ein beſtimmtes, ſondern allgemein ſeyn; das Maſs hat daher die Beſtimmung, zu ver-
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lich. — Alles gibt ſich andern preis, läſst ſich itzt von an-
dern gebrauchen, und iſt für ſie; und itzt ſtellt es ſich,
es ſo zu ſagen, wieder auf die Hinterbeine, thut ſprö-
de gegen anderes, iſt für ſich und gebraucht das ande-
re ſeinerſeits. — Für den Menſchen, als das dieſer
Beziehung bewuſste Ding, ergibt ſich daraus ſein We-
ſen und ſeine Stellung. Er iſt, wie er unmittelbar iſt,
als natürliches Bewuſstſyen an ſich, gut, als einzelnes
abſolut, und anderes iſt für ihn; und zwar da für ihn
als das ſeiner bewuſste Thier die Momente die Bedeu-
tung der Allgemeinheit haben, iſt Alles für ſein Ver-
gnügen und Ergötzlichkeit, und er geht, wie er aus
Gottes Hand gekommen, in der Welt als einem
für ihn gepflanzten Garten umher. — Er muſs auch
vom Baume der Erkenntniſs des Guten und des Böſen
gepflückt haben; er beſitzt darin einen Nutzen, der
ihn von allem Andern unterſcheidet, denn zufälliger-
weiſe iſt ſeine an ſich gute Natur auch ſo beſchaffen,
daſs ihr das Uebermaſs der Ergötzlichkeit Schaden
thut, oder vielmehr ſeine Einzelnheit hat auch ihr
Jenſeits an ihr, kann über ſich ſelbſt hinausgehen und
ſich zerſtören. Hiegegen iſt ihm die Vernunft ein nütz-
liches Mittel, diſs Hinausgehen gehörig zu beſchrän-
ken, oder vielmehr im Hinausgehen über das Beſtimm-
te ſich ſelbſt zu erhalten; denn diſs iſt die Kraft des
Bewuſstſeyns. Der Genuſs des bewuſsten an ſich all-
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Dauer ſelbſt nicht ein beſtimmtes, ſondern allgemein
ſeyn; das Maſs hat daher die Beſtimmung, zu ver-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/619>, abgerufen am 22.11.2024.
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