ein zweyfaches Bewusstseyn desselben hervorthut. -- Das reine absolute Wesen ist nur in dem reinen Denken, oder vielmehr es ist das reine Denken selbst, also schlechthin jenseits des endlichen, des Selbst- bewusstseyns, und nur das negative Wesen. Aber auf diese Weise ist es eben das Seyn, das negative des Selbstbewusstseyns. Als negatives desselben ist es auch darauf bezogen; es ist das äussere Seyn, welches auf es, worin die Unterschiede und Bestimmungen fal- len, bezogen die Unterschiede an ihm erhält, ge- schmeckt, gesehen, und so fort zu werden; und das Verhältniss ist die sinnliche Gewissheit und Wahr- nehmung.
Wird von diesem sinnlichen Seyn, worein jenes negative Jenseits nothwendig übergeht, ausgegangen, aber von diesen bestimmten Weisen der Beziehung des Bewusstseyns abstrahirt, so bleibt die reine Ma- terie übrig als das dumpfe Weben und Bewegen in sich selbst. Es ist hiebey wesentlich, dass zu be- trachten, dass die reine Materie nur das ist, was übrig bleibt, wenn wir vom Sehen, Fühlen, Schmecken und so fort abstrahiren, das heisst, sie ist nicht das gesehene, geschmeckte, gefühlte, und so fort; es ist nicht die Materie, die gesehen, gefühlt, geschmeckt wird, sondern die Farbe, ein Stein, ein Salz u. s. f.; sie ist vielmehr die reine Abstraction; und dadurch ist das reine Wesen des Denkens, oder das reine Den- ken selbst vorhanden, als das nicht in sich unter- schiedene, nicht bestimmte, prädicatlose Absolute.
ein zweyfaches Bewuſstseyn desſelben hervorthut. — Das reine abſolute Weſen ist nur in dem reinen Denken, oder vielmehr es ist das reine Denken ſelbſt, alſo ſchlechthin jenseits des endlichen, des Selbſt- bewuſstseyns, und nur das negative Weſen. Aber auf dieſe Weiſe ist es eben das Seyn, das negative des Selbſtbewuſstseyns. Als negatives deſſelben ist es auch darauf bezogen; es ist das äuſsere Seyn, welches auf es, worin die Unterſchiede und Bestimmungen fal- len, bezogen die Unterſchiede an ihm erhält, ge- ſchmeckt, geſehen, und ſo fort zu werden; und das Verhältniſs ist die sinnliche Gewiſsheit und Wahr- nehmung.
Wird von dieſem sinnlichen Seyn, worein jenes negative Jenſeits nothwendig übergeht, ausgegangen, aber von dieſen beſtimmten Weiſen der Beziehung des Bewuſstseyns abſtrahirt, ſo bleibt die reine Ma- terie übrig als das dumpfe Weben und Bewegen in sich ſelbſt. Es ist hiebey weſentlich, daſs zu be- trachten, daſs die reine Materie nur das ist, was übrig bleibt, wenn wir vom Sehen, Fühlen, Schmecken und ſo fort abſtrahiren, das heiſst, sie ist nicht das geſehene, geſchmeckte, gefühlte, und ſo fort; es ist nicht die Materie, die geſehen, gefühlt, geſchmeckt wird, ſondern die Farbe, ein Stein, ein Salz u. ſ. f.; sie ist vielmehr die reine Abſtraction; und dadurch ist das reine Weſen des Denkens, oder das reine Den- ken ſelbſt vorhanden, als das nicht in sich unter- ſchiedene, nicht beſtimmte, prädicatloſe Abſolute.
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ein zweyfaches Bewuſstseyn desſelben hervorthut. —
Das reine abſolute Weſen ist nur in dem reinen
Denken, oder vielmehr es ist das reine Denken
ſelbſt, alſo ſchlechthin jenseits des endlichen, des Selbſt-
bewuſstseyns, und nur das negative Weſen. Aber
auf dieſe Weiſe ist es eben das Seyn, das negative
des Selbſtbewuſstseyns. Als negatives deſſelben ist es
auch darauf bezogen; es ist das äuſsere Seyn, welches
auf es, worin die Unterſchiede und Bestimmungen fal-
len, bezogen die Unterſchiede an ihm erhält, ge-
ſchmeckt, geſehen, und ſo fort zu werden; und das
Verhältniſs ist die sinnliche Gewiſsheit und Wahr-
nehmung.
Wird von dieſem sinnlichen Seyn, worein jenes
negative Jenſeits nothwendig übergeht, ausgegangen,
aber von dieſen beſtimmten Weiſen der Beziehung
des Bewuſstseyns abſtrahirt, ſo bleibt die reine Ma-
terie übrig als das dumpfe Weben und Bewegen in
sich ſelbſt. Es ist hiebey weſentlich, daſs zu be-
trachten, daſs die reine Materie nur das ist, was übrig
bleibt, wenn wir vom Sehen, Fühlen, Schmecken
und ſo fort abſtrahiren, das heiſst, sie ist nicht das
geſehene, geſchmeckte, gefühlte, und ſo fort; es ist
nicht die Materie, die geſehen, gefühlt, geſchmeckt
wird, ſondern die Farbe, ein Stein, ein Salz u. ſ. f.;
sie ist vielmehr die reine Abſtraction; und dadurch
ist das reine Weſen des Denkens, oder das reine Den-
ken ſelbſt vorhanden, als das nicht in sich unter-
ſchiedene, nicht beſtimmte, prädicatloſe Abſolute.
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/634>, abgerufen am 22.11.2024.
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