rückkommt, findet er darin nicht den Schmerz seiner Bildung und Zeugung, nicht die Anstrengung seiner Arbeit. Sie mögen das Werk auch noch beurtheilen, oder ihm Opfer bringen, auf welche Art es sey, ihr Be- wusstseyn darein legen, -- wenn sie sich mit ihrer Kenntniss darüber setzen, weiss er, wie viel mehr sei- ne That als ihr Verstehen und Reden ist; -- wenn sie sich darunter setzen und ihr sie beherrschendes Wesen darin erkennen, weiss er sich als den Meister des- selben.
Das Kunstwerk erfodert daher ein anderes Element seines Daseyns, der Gott einen andern Hervorgang, als diesen, worin er aus der Tiefe seiner schöpferischen Nacht in das Gegentheil in die Aeusserlichkeit, die Bestimmung des selbstbewusstlosen Dinges herabfällt. Diss höhere Element ist die Sprache, -- ein Daseyn, das unmittelbar selbstbewusste Existenz ist. Wie das einzelne Selbstbewusstseyn in ihr da ist, ist es eben- so unmittelbar als eine allgemeine Ansteckung; die voll- kommne Besonderung des Fürsichseyns ist zugleich die Flüssigkeit und die allgemein mitgetheilte Einheit der vie- len Selbst; sie ist die als Seele existirende Seele. Der Gott also, der die Sprache zum Elemente seiner Gestalt hat, ist das an ihm selbst beseelte Kunstwerk, das die reine Thätigkeit, die ihm, der als Ding existirte, gegenü- ber war, unmittelbar in seinem Daseyn hat. Oder das Selbstbewusstseyn bleibt in dem gegenständlich wer- den seines Wesens unmittelbar bey sich. Es ist, so
rückkommt, findet er darin nicht den Schmerz ſeiner Bildung und Zeugung, nicht die Anſtrengung ſeiner Arbeit. Sie mögen das Werk auch noch beurtheilen, oder ihm Opfer bringen, auf welche Art es ſey, ihr Be- wuſstseyn darein legen, — wenn ſie ſich mit ihrer Kenntniſs darüber ſetzen, weiſs er, wie viel mehr ſei- ne That als ihr Verſtehen und Reden iſt; — wenn ſie ſich darunter ſetzen und ihr ſie beherrſchendes Weſen darin erkennen, weiſs er ſich als den Meiſter des- ſelben.
Das Kunſtwerk erfodert daher ein anderes Element ſeines Daſeyns, der Gott einen andern Hervorgang, als dieſen, worin er aus der Tiefe ſeiner ſchöpferiſchen Nacht in das Gegentheil in die Aeuſſerlichkeit, die Beſtimmung des ſelbſtbewuſstlosen Dinges herabfällt. Diſs höhere Element iſt die Sprache, — ein Daſeyn, das unmittelbar ſelbſtbewuſste Exiſtenz iſt. Wie das einzelne Selbſtbewuſstſeyn in ihr da iſt, iſt es eben- ſo unmittelbar als eine allgemeine Anſteckung; die voll- kommne Beſonderung des Fürſichſeyns iſt zugleich die Flüſſigkeit und die allgemein mitgetheilte Einheit der vie- len Selbſt; ſie iſt die als Seele exiſtirende Seele. Der Gott alſo, der die Sprache zum Elemente ſeiner Geſtalt hat, iſt das an ihm ſelbſt beſeelte Kunſtwerk, das die reine Thätigkeit, die ihm, der als Ding exiſtirte, gegenü- ber war, unmittelbar in ſeinem Daſeyn hat. Oder das Selbſtbewuſstseyn bleibt in dem gegenſtändlich wer- den ſeines Weſens unmittelbar bey ſich. Es iſt, ſo
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rückkommt, findet er darin nicht den Schmerz ſeiner
Bildung und Zeugung, nicht die Anſtrengung ſeiner
Arbeit. Sie mögen das Werk auch noch beurtheilen,
oder ihm Opfer bringen, auf welche Art es ſey, ihr Be-
wuſstseyn darein legen, — wenn ſie ſich mit ihrer
Kenntniſs darüber ſetzen, weiſs er, wie viel mehr ſei-
ne That als ihr Verſtehen und Reden iſt; — wenn ſie
ſich darunter ſetzen und ihr ſie beherrſchendes Weſen
darin erkennen, weiſs er ſich als den Meiſter des-
ſelben.
Das Kunſtwerk erfodert daher ein anderes Element
ſeines Daſeyns, der Gott einen andern Hervorgang,
als dieſen, worin er aus der Tiefe ſeiner ſchöpferiſchen
Nacht in das Gegentheil in die Aeuſſerlichkeit, die
Beſtimmung des ſelbſtbewuſstlosen Dinges herabfällt.
Diſs höhere Element iſt die Sprache, — ein Daſeyn,
das unmittelbar ſelbſtbewuſste Exiſtenz iſt. Wie
das einzelne Selbſtbewuſstſeyn in ihr da iſt, iſt es eben-
ſo unmittelbar als eine allgemeine Anſteckung; die voll-
kommne Beſonderung des Fürſichſeyns iſt zugleich die
Flüſſigkeit und die allgemein mitgetheilte Einheit der vie-
len Selbſt; ſie iſt die als Seele exiſtirende Seele. Der Gott
alſo, der die Sprache zum Elemente ſeiner Geſtalt hat, iſt
das an ihm ſelbſt beſeelte Kunſtwerk, das die reine
Thätigkeit, die ihm, der als Ding exiſtirte, gegenü-
ber war, unmittelbar in ſeinem Daſeyn hat. Oder
das Selbſtbewuſstseyn bleibt in dem gegenſtändlich wer-
den ſeines Weſens unmittelbar bey ſich. Es iſt, ſo
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/769>, abgerufen am 22.11.2024.
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