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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

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Regentropfen oder Stäubchen abwischt, und an die
Stelle der innern Elemente der umgebenden, erzeu-
genden und begeistenden Wirklichkeit des Sittlichen,
das weitläufige Gerüste der todten Elemente ihrer
äusserlichen Existenz, der Sprache, des Geschichtli-
chen u. s. f. errichtet, nicht um sich in sie hinein
zu leben, sondern nur um sie in sich vorzustellen.
Aber wie das Mädchen, das die gepflückten Früch-
te darreicht, mehr ist, als die in ihre Bedingungen
und Elemente, den Baum, Lufft, Licht u. s. f. aus-
gebreitete Natur derselben, welche sie unmittelbar
darbot, indem es auf eine höhere Weise diss alles
in den Strahl des selbstbewussten Auges und der dar-
reichenden Gebehrde zusammenfasst, so ist der Geist
des Schicksals, der uns jene Kunstwerke darbietet,
mehr als das sittliche Leben und Wirklichkeit jenes
Volkes, denn er ist die Erinnerung des in ihnen
noch veräusserten Geistes, -- er ist der Geist des tra-
gischen Schicksals, das alle jene individuelle Göt-
ter und Attribute der Substanz in das Eine Pantheon
versammelt, in den seiner als Geist selbstbewuss-
ten Geist.

Alle Bedingungen seines Hervorgangs sind vor-
handen, und diese Totalität seiner Bedingungen macht
das Werden, den Begriff, oder das ansichseyende Her-
vorgehen desselben aus. -- Der Kreis der Hervorbrin-
gungen der Kunst umfasst die Formen der Entäusse-
rungen der absoluten Substanz, sie ist in der Form der
Individualität, als ein Ding, als seyender Gegenstand

Regentropfen oder Stäubchen abwischt, und an die
Stelle der innern Elemente der umgebenden, erzeu-
genden und begeiſtenden Wirklichkeit des Sittlichen,
das weitläufige Gerüſte der todten Elemente ihrer
äuſſerlichen Exiſtenz, der Sprache, des Geschichtli-
chen u. s. f. errichtet, nicht um sich in sie hinein
zu leben, sondern nur um sie in sich vorzuſtellen.
Aber wie das Mädchen, das die gepflückten Früch-
te darreicht, mehr iſt, als die in ihre Bedingungen
und Elemente, den Baum, Lufft, Licht u. s. f. aus-
gebreitete Natur derselben, welche sie unmittelbar
darbot, indem es auf eine höhere Weise diſs alles
in den Strahl des selbſtbewuſsten Auges und der dar-
reichenden Gebehrde zusammenfaſst, so iſt der Geiſt
des Schicksals, der uns jene Kunſtwerke darbietet,
mehr als das sittliche Leben und Wirklichkeit jenes
Volkes, denn er iſt die Erinnerung des in ihnen
noch veräuſſerten Geiſtes, — er iſt der Geiſt des tra-
gischen Schicksals, das alle jene individuelle Göt-
ter und Attribute der Subſtanz in das Eine Pantheon
versammelt, in den seiner als Geiſt selbſtbewuſs-
ten Geiſt.

Alle Bedingungen seines Hervorgangs sind vor-
handen, und diese Totalität seiner Bedingungen macht
das Werden, den Begriff, oder das ansichseyende Her-
vorgehen deſſelben aus. — Der Kreis der Hervorbrin-
gungen der Kunſt umfaſst die Formen der Entäuſſe-
rungen der absoluten Subſtanz, sie iſt in der Form der
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[704/0813] Regentropfen oder Stäubchen abwischt, und an die Stelle der innern Elemente der umgebenden, erzeu- genden und begeiſtenden Wirklichkeit des Sittlichen, das weitläufige Gerüſte der todten Elemente ihrer äuſſerlichen Exiſtenz, der Sprache, des Geschichtli- chen u. s. f. errichtet, nicht um sich in sie hinein zu leben, sondern nur um sie in sich vorzuſtellen. Aber wie das Mädchen, das die gepflückten Früch- te darreicht, mehr iſt, als die in ihre Bedingungen und Elemente, den Baum, Lufft, Licht u. s. f. aus- gebreitete Natur derselben, welche sie unmittelbar darbot, indem es auf eine höhere Weise diſs alles in den Strahl des selbſtbewuſsten Auges und der dar- reichenden Gebehrde zusammenfaſst, so iſt der Geiſt des Schicksals, der uns jene Kunſtwerke darbietet, mehr als das sittliche Leben und Wirklichkeit jenes Volkes, denn er iſt die Erinnerung des in ihnen noch veräuſſerten Geiſtes, — er iſt der Geiſt des tra- gischen Schicksals, das alle jene individuelle Göt- ter und Attribute der Subſtanz in das Eine Pantheon versammelt, in den seiner als Geiſt selbſtbewuſs- ten Geiſt. Alle Bedingungen seines Hervorgangs sind vor- handen, und diese Totalität seiner Bedingungen macht das Werden, den Begriff, oder das ansichseyende Her- vorgehen deſſelben aus. — Der Kreis der Hervorbrin- gungen der Kunſt umfaſst die Formen der Entäuſſe- rungen der absoluten Subſtanz, sie iſt in der Form der Individualität, als ein Ding, als seyender Gegenſtand

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/813>, abgerufen am 22.11.2024.