Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite

Discours von den
habe ihn also fortgeschleppet: daß er
nicht underziehen können; Zeit/ Hun-
ger/ Durst/ und Witterung hetten
ihm davon geruffen/ aber es habe auß-
gelesen seyn müssen etc. So ergeht es
allen Roman-Lesern. Ein Wind-
Spiel/ daß auff eine Hasenspur gera-
then/ ist vil leichter zuruck zubringen/
als eine Feuchtnas ab seinem Roman.

LIV. Jch kenne einen/ (so under-
redte jemand) der mir sehr nahe ver-
wandt ist; Er ist in seinen Schuler-
Jahren an den Herculem angelauf-
fen/ und ist darüber so vernarret wor-
den/ daß er die zwey abscheuliche To-
mos
biß an den dritten Morgen zu
End gebracht: Nicht hat er mit jenem
emsigen Philosopho seine Diener ge-
fragt ob er gespiesen? Nicht mit
Bernhardo in der hefftigen Verzu-
ckung einen Oehl-vor Weinkrug er-
witscht/ und einen zimlichen Zug dar-
auß gethan; sonder es war ihm um
Speiß und Tranck in diser Zeit gar
nichts/ er zörnte über die so ihm dazu
geruffen/ und wie einst Themisto-
clem
die Sieges-Zeichen deß Mil-
thiadis
nicht wollen schlaffen lassen/
also vergaß er über disen eitelen Possen
deß Schlaffs gäntzlich.

LV.

Diſcours von den
habe ihn alſo fortgeſchleppet: daß er
nicht underziehen koͤnnen; Zeit/ Hun-
ger/ Durſt/ und Witterung hetten
ihm davon geruffen/ aber es habe auß-
geleſen ſeyn muͤſſen ꝛc. So ergeht es
allen Roman-Leſern. Ein Wind-
Spiel/ daß auff eine Haſenſpur gera-
then/ iſt vil leichter zuruck zubringen/
als eine Feuchtnas ab ſeinem Roman.

LIV. Jch kenne einen/ (ſo under-
redte jemand) der mir ſehr nahe ver-
wandt iſt; Er iſt in ſeinen Schuler-
Jahren an den Herculem angelauf-
fen/ und iſt daruͤber ſo vernarꝛet wor-
den/ daß er die zwey abſcheuliche To-
mos
biß an den dritten Morgen zu
End gebracht: Nicht hat er mit jenem
emſigen Philoſopho ſeine Diener ge-
fragt ob er geſpieſen? Nicht mit
Bernhardo in der hefftigen Verzu-
ckung einen Oehl-vor Weinkrug er-
witſcht/ und einen zimlichen Zug dar-
auß gethan; ſonder es war ihm um
Speiß und Tranck in diſer Zeit gar
nichts/ er zoͤrnte uͤber die ſo ihm dazu
geruffen/ und wie einſt Themiſto-
clem
die Sieges-Zeichen deß Mil-
thiadis
nicht wollen ſchlaffen laſſen/
alſo vergaß er uͤber diſen eitelen Poſſen
deß Schlaffs gaͤntzlich.

LV.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0112" n="64"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Di&#x017F;cours</hi><hi rendition="#b">von den</hi></fw><lb/>
habe ihn al&#x017F;o fortge&#x017F;chleppet: daß er<lb/>
nicht underziehen ko&#x0364;nnen; Zeit/ Hun-<lb/>
ger/ Dur&#x017F;t/ und Witterung hetten<lb/>
ihm davon geruffen/ aber es habe auß-<lb/>
gele&#x017F;en &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#xA75B;c. So ergeht es<lb/>
allen <hi rendition="#aq">Roman-</hi>Le&#x017F;ern. Ein Wind-<lb/>
Spiel/ daß auff eine Ha&#x017F;en&#x017F;pur gera-<lb/>
then/ i&#x017F;t vil leichter zuruck zubringen/<lb/>
als eine Feuchtnas ab &#x017F;einem <hi rendition="#aq">Roman.</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LIV</hi>.</hi> Jch kenne einen/ (&#x017F;o under-<lb/>
redte jemand) der mir &#x017F;ehr nahe ver-<lb/>
wandt i&#x017F;t; Er i&#x017F;t in &#x017F;einen Schuler-<lb/>
Jahren an den <hi rendition="#aq">Herculem</hi> angelauf-<lb/>
fen/ und i&#x017F;t daru&#x0364;ber &#x017F;o vernar&#xA75B;et wor-<lb/>
den/ daß er die zwey ab&#x017F;cheuliche <hi rendition="#aq">To-<lb/>
mos</hi> biß an den dritten Morgen zu<lb/>
End gebracht: Nicht hat er mit jenem<lb/>
em&#x017F;igen <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;opho</hi> &#x017F;eine Diener ge-<lb/>
fragt ob er ge&#x017F;pie&#x017F;en? Nicht mit<lb/><hi rendition="#aq">Bernhardo</hi> in der hefftigen Verzu-<lb/>
ckung einen Oehl-vor Weinkrug er-<lb/>
wit&#x017F;cht/ und einen zimlichen Zug dar-<lb/>
auß gethan; &#x017F;onder es war ihm um<lb/>
Speiß und Tranck in di&#x017F;er Zeit gar<lb/>
nichts/ er zo&#x0364;rnte u&#x0364;ber die &#x017F;o ihm dazu<lb/>
geruffen/ und wie ein&#x017F;t <hi rendition="#aq">Themi&#x017F;to-<lb/>
clem</hi> die Sieges-Zeichen deß <hi rendition="#aq">Mil-<lb/>
thiadis</hi> nicht wollen &#x017F;chlaffen la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
al&#x017F;o vergaß er u&#x0364;ber di&#x017F;en eitelen Po&#x017F;&#x017F;en<lb/>
deß Schlaffs ga&#x0364;ntzlich.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">LV.</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0112] Diſcours von den habe ihn alſo fortgeſchleppet: daß er nicht underziehen koͤnnen; Zeit/ Hun- ger/ Durſt/ und Witterung hetten ihm davon geruffen/ aber es habe auß- geleſen ſeyn muͤſſen ꝛc. So ergeht es allen Roman-Leſern. Ein Wind- Spiel/ daß auff eine Haſenſpur gera- then/ iſt vil leichter zuruck zubringen/ als eine Feuchtnas ab ſeinem Roman. LIV. Jch kenne einen/ (ſo under- redte jemand) der mir ſehr nahe ver- wandt iſt; Er iſt in ſeinen Schuler- Jahren an den Herculem angelauf- fen/ und iſt daruͤber ſo vernarꝛet wor- den/ daß er die zwey abſcheuliche To- mos biß an den dritten Morgen zu End gebracht: Nicht hat er mit jenem emſigen Philoſopho ſeine Diener ge- fragt ob er geſpieſen? Nicht mit Bernhardo in der hefftigen Verzu- ckung einen Oehl-vor Weinkrug er- witſcht/ und einen zimlichen Zug dar- auß gethan; ſonder es war ihm um Speiß und Tranck in diſer Zeit gar nichts/ er zoͤrnte uͤber die ſo ihm dazu geruffen/ und wie einſt Themiſto- clem die Sieges-Zeichen deß Mil- thiadis nicht wollen ſchlaffen laſſen/ alſo vergaß er uͤber diſen eitelen Poſſen deß Schlaffs gaͤntzlich. LV.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/112
Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/112>, abgerufen am 22.12.2024.