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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Discours von den Rom.
[P]laut. Mo-
stell. I.
3.
ren beym Plauto verschwägert war/
der hergegen vor Eifer zur Sauw
werden wollen/ da er gesehen/ daß sein
Mensch dem Spiegel einen Kuß ge-
geben) und wenn man dise und andre
Pößlein/ oder vilmehr viehische Un-
sinnigkeiten noch under dem Titul der
Treuw/ Beständigkeit/ und Liebe he-
rauß streicht/ lieber treufflet man nicht
dem Leser ein/ daß er meint solche Sa-
chen seyen weder Sünd noch Narrheit/
sonder Mode und Anständigkeit?
Iac. I. 15.Lieber lehrt man nicht also den Gelust
empfangen?

CXIV. Wenn man alleweil
komt/ die (irrdische) Liebe seye die Seel
der Welt: Wer Vernunfft habe/ soll
nichts höhers begehren/ als ein Lieb-
haber zuheissen. Ein junges Hertz fang
erst dann an zuleben/ wenn es anfange
zulieben u.d.g. Jtem wenn man aller-
hand Persohnen aufführen darff/ (dann
dise sondere Gelegenheit haben die Ro-
man
) denen erlaubt ist ganz beweg-
lich und scheinlich zu allerhand
Schand-Sachen Satanische Mo-
tion
en außzustreichen/ zusagen (e.g.)
Quod nemo novit, paene non fit:

Was niemand weißt/ ist eben/ als ge-

sche-

Diſcours von den Rom.
[P]laut. Mo-
ſtell. I.
3.
ren beym Plauto verſchwaͤgert war/
der hergegen vor Eifer zur Sauw
werden wollen/ da er geſehen/ daß ſein
Menſch dem Spiegel einen Kuß ge-
geben) und wenn man diſe und andre
Poͤßlein/ oder vilmehr viehiſche Un-
ſinnigkeiten noch under dem Titul der
Treuw/ Beſtaͤndigkeit/ und Liebe he-
rauß ſtreicht/ lieber treufflet man nicht
dem Leſer ein/ daß er meint ſolche Sa-
chen ſeyen weder Suͤnd noch Narꝛheit/
ſonder Mode und Anſtaͤndigkeit?
Iac. I. 15.Lieber lehrt man nicht alſo den Geluſt
empfangen?

CXIV. Wenn man alleweil
komt/ die (irꝛdiſche) Liebe ſeye die Seel
der Welt: Wer Vernunfft habe/ ſoll
nichts hoͤhers begehren/ als ein Lieb-
haber zuheiſſen. Ein junges Hertz fang
erſt dann an zuleben/ wenn es anfange
zulieben u.d.g. Jtem wenn man aller-
hand Perſohnen auffuͤhren darff/ (dañ
diſe ſondere Gelegenheit haben die Ro-
man
) denen erlaubt iſt ganz beweg-
lich und ſcheinlich zu allerhand
Schand-Sachen Sataniſche Mo-
tion
en außzuſtreichen/ zuſagen (e.g.)
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[136/0184] Diſcours von den Rom. ren beym Plauto verſchwaͤgert war/ der hergegen vor Eifer zur Sauw werden wollen/ da er geſehen/ daß ſein Menſch dem Spiegel einen Kuß ge- geben) und wenn man diſe und andre Poͤßlein/ oder vilmehr viehiſche Un- ſinnigkeiten noch under dem Titul der Treuw/ Beſtaͤndigkeit/ und Liebe he- rauß ſtreicht/ lieber treufflet man nicht dem Leſer ein/ daß er meint ſolche Sa- chen ſeyen weder Suͤnd noch Narꝛheit/ ſonder Mode und Anſtaͤndigkeit? Lieber lehrt man nicht alſo den Geluſt empfangen? Plaut. Mo- ſtell. I. 3. Iac. I. 15. CXIV. Wenn man alleweil komt/ die (irꝛdiſche) Liebe ſeye die Seel der Welt: Wer Vernunfft habe/ ſoll nichts hoͤhers begehren/ als ein Lieb- haber zuheiſſen. Ein junges Hertz fang erſt dann an zuleben/ wenn es anfange zulieben u.d.g. Jtem wenn man aller- hand Perſohnen auffuͤhren darff/ (dañ diſe ſondere Gelegenheit haben die Ro- man) denen erlaubt iſt ganz beweg- lich und ſcheinlich zu allerhand Schand-Sachen Sataniſche Mo- tionen außzuſtreichen/ zuſagen (e.g.) Quod nemo novit, pænè non fit: Was niemand weißt/ iſt eben/ als ge- ſche-

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/184>, abgerufen am 15.05.2024.