Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.oder Liebesgeschichten/ etc. ein jeder leicht gedencken/ die außführ-liche Beschreibung der Buhlerey und Fleisches-Werck in den Romanen seye auch nichts anders/ als ein kunst- geheime Anpflanzung derselben in dem Gemüth des Lesers: Wenn man in den Romanen die Schönheiten biß auf alle Glidmassen so außführlich/ so beschwazt/ under so vil Sinnen-Bil- deren und Gleichnuß-Reden etc. be- schreibt/ spielt man nicht dem armen Leser quasi Floralia vor/ macht ihm Actaeons-Hörner/ und Gyges-Ge- dancken? Wenn man so artig die Klei- dungen/ Umfangungen/ Abscheide/ Ankunfften/ Liebes-Ohnmachten/ Buhler Stratagemata, Beylager ab- mahlet/ holet man nicht seine Begir- den hinweg/ daß er mit den Traum- Bilderen jaloux wird/ wie ChaereaTerent- Eun. mit dem Juppiter, und in andren Sa- chen Alexander mit Achille, Julius Caesar mit Hercule, da sie ihr Hän- del gesehen und gelesen? Wenn man so närrische Buhler-Passionen be- schreibt/ als zum Exempel/ daß in der Picara einer die Mauren geküßt/ in- nert denen seine Schönheit häußlich gewest/ (welche villeicht jennem Nar- ren J iiij
oder Liebesgeſchichten/ ꝛc. ein jeder leicht gedencken/ die außfuͤhr-liche Beſchreibung der Buhlerey und Fleiſches-Werck in den Romanen ſeye auch nichts anders/ als ein kunſt- geheime Anpflanzung derſelben in dem Gemuͤth des Leſers: Wenn man in den Romanen die Schoͤnheiten biß auf alle Glidmaſſen ſo außfuͤhrlich/ ſo beſchwazt/ under ſo vil Sinnen-Bil- deren und Gleichnuß-Reden ꝛc. be- ſchreibt/ ſpielt man nicht dem armen Leſer quaſi Floralia vor/ macht ihm Actæons-Hoͤrner/ und Gyges-Ge- dancken? Wenn man ſo artig die Klei- dungen/ Umfangungen/ Abſcheide/ Ankunfften/ Liebes-Ohnmachten/ Buhler Stratagemata, Beylager ab- mahlet/ holet man nicht ſeine Begir- den hinweg/ daß er mit den Traum- Bilderen jaloux wird/ wie ChæreaTerent- Eun. mit dem Juppiter, und in andren Sa- chen Alexander mit Achille, Julius Cæſar mit Hercule, da ſie ihr Haͤn- del geſehen und geleſen? Wenn man ſo naͤrꝛiſche Buhler-Paſſionen be- ſchreibt/ als zum Exempel/ daß in der Picara einer die Mauren gekuͤßt/ in- nert denen ſeine Schoͤnheit haͤußlich geweſt/ (welche villeicht jennem Nar- ren J iiij
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oder Liebesgeſchichten/ ꝛc.
ein jeder leicht gedencken/ die außfuͤhr-
liche Beſchreibung der Buhlerey und
Fleiſches-Werck in den Romanen
ſeye auch nichts anders/ als ein kunſt-
geheime Anpflanzung derſelben in dem
Gemuͤth des Leſers: Wenn man in
den Romanen die Schoͤnheiten biß
auf alle Glidmaſſen ſo außfuͤhrlich/ ſo
beſchwazt/ under ſo vil Sinnen-Bil-
deren und Gleichnuß-Reden ꝛc. be-
ſchreibt/ ſpielt man nicht dem armen
Leſer quaſi Floralia vor/ macht ihm
Actæons-Hoͤrner/ und Gyges-Ge-
dancken? Wenn man ſo artig die Klei-
dungen/ Umfangungen/ Abſcheide/
Ankunfften/ Liebes-Ohnmachten/
Buhler Stratagemata, Beylager ab-
mahlet/ holet man nicht ſeine Begir-
den hinweg/ daß er mit den Traum-
Bilderen jaloux wird/ wie Chærea
mit dem Juppiter, und in andren Sa-
chen Alexander mit Achille, Julius
Cæſar mit Hercule, da ſie ihr Haͤn-
del geſehen und geleſen? Wenn man ſo
naͤrꝛiſche Buhler-Paſſionen be-
ſchreibt/ als zum Exempel/ daß in der
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