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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Discours von den Rom.
Proverb.
XXIII.
31.

Und hiemit steht es da/ wie Salomon
von dem Wein sagt: Daß er roth
seye/ und seine Farb in dem Be-
cher gebe/ glatt hinein gehe/
aber sein letstes beisse wie eine
Schlang/ und steche wie ein
Basilisc.

CXV. Dabey ist wol in Acht
zunemmen/ was es mit vorwitzigen
Leuthen/ wie die Roman-Leser sind/
vor eine ohnlaugbare Beschaffenheit
Plutarch.
de Garrul.
p.
919.
hat: Nemlich ihre Ohren (Augen)
sind den Schrepf-Köpfen oder Ven-
tos
en nicht gar ungleich/ dann wie di-
se das fäulste und ungesündste Ge-
blüt abzapfen/ also nemmen jenne nur
das schlimste und schändlichste zube-
halten auf: und/ besser zureden/ wie
die wolangeordnete Stätte einige un-
ehrliche Porten zuhaben pflegen/ da-
durch man die Maleficanten/ oder
auch den Ohnrath der Sprach-Häu-
ser s. h. außführet/ nichts ehrliches/
aber da auß-oder eingehet/ also passiert
durch die Ohren vorwitziger Leuth
nichts fast ehrliches/ sonder allein lose
garstige Erzehlungen/ und Stanck-
werck. Sind Worte eines klugen Hei-
den. Das ist sicher genug/ daß man

Leuthe
Diſcours von den Rom.
Proverb.
XXIII.
31.

Und hiemit ſteht es da/ wie Salomon
von dem Wein ſagt: Daß er roth
ſeye/ und ſeine Farb in dem Be-
cher gebe/ glatt hinein gehe/
aber ſein letſtes beiſſe wie eine
Schlang/ und ſteche wie ein
Baſiliſc.

CXV. Dabey iſt wol in Acht
zunemmen/ was es mit vorwitzigen
Leuthen/ wie die Roman-Leſer ſind/
vor eine ohnlaugbare Beſchaffenheit
Plutarch.
de Garrul.
p.
919.
hat: Nemlich ihre Ohren (Augen)
ſind den Schrepf-Koͤpfen oder Ven-
toſ
en nicht gar ungleich/ dann wie di-
ſe das faͤulſte und ungeſuͤndſte Ge-
bluͤt abzapfen/ alſo nemmen jenne nur
das ſchlimſte und ſchaͤndlichſte zube-
halten auf: und/ beſſer zureden/ wie
die wolangeordnete Staͤtte einige un-
ehrliche Porten zuhaben pflegen/ da-
durch man die Maleficanten/ oder
auch den Ohnrath der Sprach-Haͤu-
ſer ſ. h. außfuͤhret/ nichts ehrliches/
aber da auß-oder eingehet/ alſo paſſiert
durch die Ohren vorwitziger Leuth
nichts faſt ehrliches/ ſonder allein loſe
garſtige Erzehlungen/ und Stanck-
werck. Sind Worte eines klugen Hei-
den. Das iſt ſicher genug/ daß man

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[138/0186] Diſcours von den Rom. Und hiemit ſteht es da/ wie Salomon von dem Wein ſagt: Daß er roth ſeye/ und ſeine Farb in dem Be- cher gebe/ glatt hinein gehe/ aber ſein letſtes beiſſe wie eine Schlang/ und ſteche wie ein Baſiliſc. CXV. Dabey iſt wol in Acht zunemmen/ was es mit vorwitzigen Leuthen/ wie die Roman-Leſer ſind/ vor eine ohnlaugbare Beſchaffenheit hat: Nemlich ihre Ohren (Augen) ſind den Schrepf-Koͤpfen oder Ven- toſen nicht gar ungleich/ dann wie di- ſe das faͤulſte und ungeſuͤndſte Ge- bluͤt abzapfen/ alſo nemmen jenne nur das ſchlimſte und ſchaͤndlichſte zube- halten auf: und/ beſſer zureden/ wie die wolangeordnete Staͤtte einige un- ehrliche Porten zuhaben pflegen/ da- durch man die Maleficanten/ oder auch den Ohnrath der Sprach-Haͤu- ſer ſ. h. außfuͤhret/ nichts ehrliches/ aber da auß-oder eingehet/ alſo paſſiert durch die Ohren vorwitziger Leuth nichts faſt ehrliches/ ſonder allein loſe garſtige Erzehlungen/ und Stanck- werck. Sind Worte eines klugen Hei- den. Das iſt ſicher genug/ daß man Leuthe Plutarch. de Garrul. p. 919.

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/186>, abgerufen am 16.05.2024.