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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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oder Liebesgschichten etc.
den gezeichnet/ daß sie sagen:
Sehet doch/ wie sie einander
lieben!
Welches unsers Heilands
Worte erkläret/ da er sagt: Daranloh. XIII.
35.

wird jedermann erkennen/ daß
ihr meine Jünger seyt/ wenn ihr
die Liebe under einandern ha-
bet.
Also sagte der Heid Caecilius
von den alten Christen: Sie ken-
nen einandern durch geheime
Merckzeichen/ lieben einandern
bey nahe ehe sie einandern ken-
nen/ und heissen sich durch ein-
Apud Ar-
uob. l.
8.

andern Brüder und Schwöste-
ren.
Wenn/ sag ich/ die Romans di-
ses wider in Gebrauch bringen wol-
len/ so wil ich jedermann rathen Tag
und Nacht darüber zusitzen.

CXXIII. Liebe und Haß sind
gleichsam zwey aufgesteckte Fahnen/
an denen man sehen kan/ wer in die
Burg unsers Herzens logiert seye/
Gott/ oder der Satan? Die wahr-
haffte Liebe ist das Band der Voll-
kommenheit/ die Erfüllung des Ge-
sezes/ ein Abtruck der Göttlichkeit/
ein Vorspiel der himlischen Occu-
pation
en/ da manche andre Tugend
aufhören und die Liebe dauren wird.

Jhr
K iij

oder Liebesgſchichten ꝛc.
den gezeichnet/ daß ſie ſagen:
Sehet doch/ wie ſie einander
lieben!
Welches unſers Heilands
Worte erklaͤret/ da er ſagt: Daranloh. XIII.
35.

wird jedermann erkennen/ daß
ihr meine Juͤnger ſeyt/ wenn ihr
die Liebe under einandern ha-
bet.
Alſo ſagte der Heid Cæcilius
von den alten Chriſten: Sie ken-
nen einandern durch geheime
Merckzeichen/ lieben einandern
bey nahe ehe ſie einandern ken-
nen/ und heiſſen ſich durch ein-
Apud Ar-
uob. l.
8.

andern Bruͤder und Schwoͤſte-
ren.
Wenn/ ſag ich/ die Romans di-
ſes wider in Gebrauch bringen wol-
len/ ſo wil ich jedermann rathen Tag
und Nacht daruͤber zuſitzen.

CXXIII. Liebe und Haß ſind
gleichſam zwey aufgeſteckte Fahnen/
an denen man ſehen kan/ wer in die
Burg unſers Herzens logiert ſeye/
Gott/ oder der Satan? Die wahr-
haffte Liebe iſt das Band der Voll-
kommenheit/ die Erfuͤllung des Ge-
ſezes/ ein Abtruck der Goͤttlichkeit/
ein Vorſpiel der himliſchen Occu-
pation
en/ da manche andre Tugend
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Jhr
K iij
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[149/0197] oder Liebesgſchichten ꝛc. den gezeichnet/ daß ſie ſagen: Sehet doch/ wie ſie einander lieben! Welches unſers Heilands Worte erklaͤret/ da er ſagt: Daran wird jedermann erkennen/ daß ihr meine Juͤnger ſeyt/ wenn ihr die Liebe under einandern ha- bet. Alſo ſagte der Heid Cæcilius von den alten Chriſten: Sie ken- nen einandern durch geheime Merckzeichen/ lieben einandern bey nahe ehe ſie einandern ken- nen/ und heiſſen ſich durch ein- andern Bruͤder und Schwoͤſte- ren. Wenn/ ſag ich/ die Romans di- ſes wider in Gebrauch bringen wol- len/ ſo wil ich jedermann rathen Tag und Nacht daruͤber zuſitzen. loh. XIII. 35. Apud Ar- uob. l. 8. CXXIII. Liebe und Haß ſind gleichſam zwey aufgeſteckte Fahnen/ an denen man ſehen kan/ wer in die Burg unſers Herzens logiert ſeye/ Gott/ oder der Satan? Die wahr- haffte Liebe iſt das Band der Voll- kommenheit/ die Erfuͤllung des Ge- ſezes/ ein Abtruck der Goͤttlichkeit/ ein Vorſpiel der himliſchen Occu- pationen/ da manche andre Tugend aufhoͤren und die Liebe dauren wird. Jhr K iij

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/197>, abgerufen am 15.05.2024.