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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Discours von den Rom.
zu schelen ohnbefügten Flammen ge-
Plut. in
Cat. M.
deyen wurde. Also hat Cato einen
Rahts-Herren abgesezt/ der in Ge-
genwart der Tochter/ die Frauw ge-
halßt. Ob mans nun treibe/ oder
schreibe auf die Form/ wie die Roman
thun/ ist bey verständigen eines.

CXXIII. Aber man muß hier
etwas grundlicher discurrieren.
Droben sagten wir etlich wahl der
Romanen Haupt-Thema were die
Liebe/ und dise lehrten sie vornehmlich/
aber wir müssens hier revocieren
und sagen/ daß es nicht Liebe ist/ son-
der Brunst und Holdschafft/ de-
ren man den edlen Titul der Liebe mit
mercklichem Mißbrauch lieferet. Lie-
be ist fürwahr eine herrliche Sach/
wenn sie die Romans lehren/ so sind sie
die beste Bücher in der Welt? Wenn
sie wider zu Stand bringen/ was Wei-
land in der ersten Christenheit so wol
Tertull.
Apologet.
c.
39.
gelautet: Maximae dilectionis o-
peratio,
sagt Tertullianus, notam
nobis meruit penes quosdam;
Vide, inquiunt, ut se invicem di-
ligant!
Das ist: Die grosse sehn-
liche Liebe/ so wir under einan-
der tragen/ hat uns bey den Hei-

den

Diſcours von den Rom.
zu ſchelen ohnbefuͤgten Flammen ge-
Plut. in
Cat. M.
deyen wurde. Alſo hat Cato einen
Rahts-Herꝛen abgeſezt/ der in Ge-
genwart der Tochter/ die Frauw ge-
halßt. Ob mans nun treibe/ oder
ſchreibe auf die Form/ wie die Roman
thun/ iſt bey verſtaͤndigen eines.

CXXIII. Aber man muß hier
etwas grundlicher diſcurrieren.
Droben ſagten wir etlich wahl der
Romanen Haupt-Thema were die
Liebe/ und diſe lehrten ſie vornehmlich/
aber wir muͤſſens hier revocieren
und ſagen/ daß es nicht Liebe iſt/ ſon-
der Brunſt und Holdſchafft/ de-
ren man den edlen Titul der Liebe mit
mercklichem Mißbrauch lieferet. Lie-
be iſt fuͤrwahr eine herꝛliche Sach/
wenn ſie die Romans lehren/ ſo ſind ſie
die beſte Buͤcher in der Welt? Wenn
ſie wider zu Stand bringen/ was Wei-
land in der erſten Chriſtenheit ſo wol
Tertull.
Apologet.
c.
39.
gelautet: Maximæ dilectionis o-
peratio,
ſagt Tertullianus, notam
nobis meruit penes quosdam;
Vide, inquiunt, ut ſe invicem di-
ligant!
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[148/0196] Diſcours von den Rom. zu ſchelen ohnbefuͤgten Flammen ge- deyen wurde. Alſo hat Cato einen Rahts-Herꝛen abgeſezt/ der in Ge- genwart der Tochter/ die Frauw ge- halßt. Ob mans nun treibe/ oder ſchreibe auf die Form/ wie die Roman thun/ iſt bey verſtaͤndigen eines. Plut. in Cat. M. CXXIII. Aber man muß hier etwas grundlicher diſcurrieren. Droben ſagten wir etlich wahl der Romanen Haupt-Thema were die Liebe/ und diſe lehrten ſie vornehmlich/ aber wir muͤſſens hier revocieren und ſagen/ daß es nicht Liebe iſt/ ſon- der Brunſt und Holdſchafft/ de- ren man den edlen Titul der Liebe mit mercklichem Mißbrauch lieferet. Lie- be iſt fuͤrwahr eine herꝛliche Sach/ wenn ſie die Romans lehren/ ſo ſind ſie die beſte Buͤcher in der Welt? Wenn ſie wider zu Stand bringen/ was Wei- land in der erſten Chriſtenheit ſo wol gelautet: Maximæ dilectionis o- peratio, ſagt Tertullianus, notam nobis meruit penes quosdam; Vide, inquiunt, ut ſe invicem di- ligant! Das iſt: Die groſſe ſehn- liche Liebe/ ſo wir under einan- der tragen/ hat uns bey den Hei- den Tertull. Apologet. c. 39.

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/196>, abgerufen am 22.12.2024.