Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.oder Liebesgeschichten. etc. vierten Theil der Romanen sagen/mit Wahrheit aber von gar keinem. Denn erstlich treffen die Roman un- der zehen Leseren nur einen an/ dem jetz zugelassen ist/ von des Liebes-Pfei- len getroffen zuwerden/ zubuhlen oder buhlerischer Einbildungen zupflegen: da es an allen übrigen ohnzeit oder ohnrecht ist. Welches mich von zimli- cher Wichtigkeit seyn beduncket. Dar- nach ist kein Roman, darinn nicht zum Exempel/ seine frömste Persoh- nen wiheln gegen denen Persohnen/ die andren zutheil worden/ oder zu- theil werden sollen/ welches mit Keuschheit/ ja mit dem Gesetz Gottes nicht fortkommen kan. Weiter ist wol zumercken/ daß die Romans dem Le- ser nicht die Persohnen vormahlen/ welche er schuldiger massen lieben sol/ oder ohnschuldiger Weis lieben kan/ sonder ganz andre/ die obwol sie nicht mehr oder niemahl in der Welt ge- west/ doch ein Objectum ohnzimli- cher Begirden seyn können. Warum lassen keine Gesetz zu/ daß die erlaubte Liebe ihre Ceremonien vor andren Augen treiben sol? Darum weil dises den meisten nicht zu keuschen/ wol aber zu K ij
oder Liebesgeſchichten. ꝛc. vierten Theil der Romanen ſagen/mit Wahrheit aber von gar keinem. Denn erſtlich treffen die Roman un- der zehen Leſeren nur einen an/ dem jetz zugelaſſen iſt/ von des Liebes-Pfei- len getroffen zuwerden/ zubuhlen oder buhleriſcher Einbildungen zupflegen: da es an allen uͤbrigen ohnzeit oder ohnrecht iſt. Welches mich von zimli- cher Wichtigkeit ſeyn beduncket. Dar- nach iſt kein Roman, darinn nicht zum Exempel/ ſeine froͤmſte Perſoh- nen wiheln gegen denen Perſohnen/ die andren zutheil worden/ oder zu- theil werden ſollen/ welches mit Keuſchheit/ ja mit dem Geſetz Gottes nicht fortkommen kan. Weiter iſt wol zumercken/ daß die Romans dem Le- ſer nicht die Perſohnen vormahlen/ welche er ſchuldiger maſſen lieben ſol/ oder ohnſchuldiger Weis lieben kan/ ſonder ganz andre/ die obwol ſie nicht mehr oder niemahl in der Welt ge- weſt/ doch ein Objectum ohnzimli- cher Begirden ſeyn koͤnnen. Warum laſſen keine Geſetz zu/ daß die erlaubte Liebe ihre Ceremonien vor andren Augen treiben ſol? Darum weil diſes den meiſten nicht zu keuſchen/ wol aber zu K ij
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vierten Theil der Romanen ſagen/
mit Wahrheit aber von gar keinem.
Denn erſtlich treffen die Roman un-
der zehen Leſeren nur einen an/ dem
jetz zugelaſſen iſt/ von des Liebes-Pfei-
len getroffen zuwerden/ zubuhlen oder
buhleriſcher Einbildungen zupflegen:
da es an allen uͤbrigen ohnzeit oder
ohnrecht iſt. Welches mich von zimli-
cher Wichtigkeit ſeyn beduncket. Dar-
nach iſt kein Roman, darinn nicht
zum Exempel/ ſeine froͤmſte Perſoh-
nen wiheln gegen denen Perſohnen/
die andren zutheil worden/ oder zu-
theil werden ſollen/ welches mit
Keuſchheit/ ja mit dem Geſetz Gottes
nicht fortkommen kan. Weiter iſt wol
zumercken/ daß die Romans dem Le-
ſer nicht die Perſohnen vormahlen/
welche er ſchuldiger maſſen lieben ſol/
oder ohnſchuldiger Weis lieben kan/
ſonder ganz andre/ die obwol ſie nicht
mehr oder niemahl in der Welt ge-
weſt/ doch ein Objectum ohnzimli-
cher Begirden ſeyn koͤnnen. Warum
laſſen keine Geſetz zu/ daß die erlaubte
Liebe ihre Ceremonien vor andren
Augen treiben ſol? Darum weil diſes
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