Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite

oder Liebesgeschichten. etc.
vierten Theil der Romanen sagen/
mit Wahrheit aber von gar keinem.
Denn erstlich treffen die Roman un-
der zehen Leseren nur einen an/ dem
jetz zugelassen ist/ von des Liebes-Pfei-
len getroffen zuwerden/ zubuhlen oder
buhlerischer Einbildungen zupflegen:
da es an allen übrigen ohnzeit oder
ohnrecht ist. Welches mich von zimli-
cher Wichtigkeit seyn beduncket. Dar-
nach ist kein Roman, darinn nicht
zum Exempel/ seine frömste Persoh-
nen wiheln gegen denen Persohnen/
die andren zutheil worden/ oder zu-
theil werden sollen/ welches mit
Keuschheit/ ja mit dem Gesetz Gottes
nicht fortkommen kan. Weiter ist wol
zumercken/ daß die Romans dem Le-
ser nicht die Persohnen vormahlen/
welche er schuldiger massen lieben sol/
oder ohnschuldiger Weis lieben kan/
sonder ganz andre/ die obwol sie nicht
mehr oder niemahl in der Welt ge-
west/ doch ein Objectum ohnzimli-
cher Begirden seyn können. Warum
lassen keine Gesetz zu/ daß die erlaubte
Liebe ihre Ceremonien vor andren
Augen treiben sol? Darum weil dises
den meisten nicht zu keuschen/ wol aber

zu
K ij

oder Liebesgeſchichten. ꝛc.
vierten Theil der Romanen ſagen/
mit Wahrheit aber von gar keinem.
Denn erſtlich treffen die Roman un-
der zehen Leſeren nur einen an/ dem
jetz zugelaſſen iſt/ von des Liebes-Pfei-
len getroffen zuwerden/ zubuhlen oder
buhleriſcher Einbildungen zupflegen:
da es an allen uͤbrigen ohnzeit oder
ohnrecht iſt. Welches mich von zimli-
cher Wichtigkeit ſeyn beduncket. Dar-
nach iſt kein Roman, darinn nicht
zum Exempel/ ſeine froͤmſte Perſoh-
nen wiheln gegen denen Perſohnen/
die andren zutheil worden/ oder zu-
theil werden ſollen/ welches mit
Keuſchheit/ ja mit dem Geſetz Gottes
nicht fortkommen kan. Weiter iſt wol
zumercken/ daß die Romans dem Le-
ſer nicht die Perſohnen vormahlen/
welche er ſchuldiger maſſen lieben ſol/
oder ohnſchuldiger Weis lieben kan/
ſonder ganz andre/ die obwol ſie nicht
mehr oder niemahl in der Welt ge-
weſt/ doch ein Objectum ohnzimli-
cher Begirden ſeyn koͤnnen. Warum
laſſen keine Geſetz zu/ daß die erlaubte
Liebe ihre Ceremonien vor andren
Augen treiben ſol? Darum weil diſes
den meiſten nicht zu keuſchen/ wol aber

zu
K ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0195" n="147"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">oder Liebesge&#x017F;chichten. &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
vierten Theil der <hi rendition="#aq">Roman</hi>en &#x017F;agen/<lb/>
mit Wahrheit aber von gar keinem.<lb/>
Denn er&#x017F;tlich treffen die <hi rendition="#aq">Roman</hi> un-<lb/>
der zehen Le&#x017F;eren nur einen an/ dem<lb/>
jetz zugela&#x017F;&#x017F;en i&#x017F;t/ von des Liebes-Pfei-<lb/>
len getroffen zuwerden/ zubuhlen oder<lb/>
buhleri&#x017F;cher Einbildungen zupflegen:<lb/>
da es an allen u&#x0364;brigen ohnzeit oder<lb/>
ohnrecht i&#x017F;t. Welches mich von zimli-<lb/>
cher Wichtigkeit &#x017F;eyn beduncket. Dar-<lb/>
nach i&#x017F;t kein <hi rendition="#aq">Roman,</hi> darinn nicht<lb/>
zum Exempel/ &#x017F;eine fro&#x0364;m&#x017F;te Per&#x017F;oh-<lb/>
nen wiheln gegen denen Per&#x017F;ohnen/<lb/>
die andren zutheil worden/ oder zu-<lb/>
theil werden &#x017F;ollen/ welches mit<lb/>
Keu&#x017F;chheit/ ja mit dem Ge&#x017F;etz Gottes<lb/>
nicht fortkommen kan. Weiter i&#x017F;t wol<lb/>
zumercken/ daß die <hi rendition="#aq">Romans</hi> dem Le-<lb/>
&#x017F;er nicht die Per&#x017F;ohnen vormahlen/<lb/>
welche er &#x017F;chuldiger ma&#x017F;&#x017F;en lieben &#x017F;ol/<lb/>
oder ohn&#x017F;chuldiger Weis lieben kan/<lb/>
&#x017F;onder ganz andre/ die obwol &#x017F;ie nicht<lb/>
mehr oder niemahl in der Welt ge-<lb/>
we&#x017F;t/ doch ein <hi rendition="#aq">Objectum</hi> ohnzimli-<lb/>
cher Begirden &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen. Warum<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en keine Ge&#x017F;etz zu/ daß die erlaubte<lb/>
Liebe ihre Ceremonien vor andren<lb/>
Augen treiben &#x017F;ol? Darum weil di&#x017F;es<lb/>
den mei&#x017F;ten nicht zu keu&#x017F;chen/ wol aber<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">K ij</hi></fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0195] oder Liebesgeſchichten. ꝛc. vierten Theil der Romanen ſagen/ mit Wahrheit aber von gar keinem. Denn erſtlich treffen die Roman un- der zehen Leſeren nur einen an/ dem jetz zugelaſſen iſt/ von des Liebes-Pfei- len getroffen zuwerden/ zubuhlen oder buhleriſcher Einbildungen zupflegen: da es an allen uͤbrigen ohnzeit oder ohnrecht iſt. Welches mich von zimli- cher Wichtigkeit ſeyn beduncket. Dar- nach iſt kein Roman, darinn nicht zum Exempel/ ſeine froͤmſte Perſoh- nen wiheln gegen denen Perſohnen/ die andren zutheil worden/ oder zu- theil werden ſollen/ welches mit Keuſchheit/ ja mit dem Geſetz Gottes nicht fortkommen kan. Weiter iſt wol zumercken/ daß die Romans dem Le- ſer nicht die Perſohnen vormahlen/ welche er ſchuldiger maſſen lieben ſol/ oder ohnſchuldiger Weis lieben kan/ ſonder ganz andre/ die obwol ſie nicht mehr oder niemahl in der Welt ge- weſt/ doch ein Objectum ohnzimli- cher Begirden ſeyn koͤnnen. Warum laſſen keine Geſetz zu/ daß die erlaubte Liebe ihre Ceremonien vor andren Augen treiben ſol? Darum weil diſes den meiſten nicht zu keuſchen/ wol aber zu K ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/195
Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/195>, abgerufen am 22.12.2024.