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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Discours von den Rom.
und seye noch starck zuzweifeln/ ob ih-
nen bey disem Ernst/ oder ob es ihnen
auß Göttlichem Willen/ wider den ih-
rigen/ entfalle? Denn da die rechte
Liebe alle fleischliche Absichten/ gleich
als in einer himlischen Conversa-
tion,
verschlinget/ und undertrittet/ ja
ihro so lang sie disen Namen verdient/
nicht möglich ist einige Lüste aufkom-
men zulassen: So ist der Romanen
Thun auf lauter Brunst und Hold-
schafft abgerichtet/ und bey allem was
sie treiben eine Lybische See voller
ohnrühiger Passionen/ welches sich
daher genugsam erscheint/ daß jedes-
mahl nur Jugend/ Schönheit/
Pracht/ Schwatzhafftigkeit etc. ihr
Zihlschieben ist: Das heißt fürwar
nicht in der Liebe underweisen/ sonder
in den kitzlenden Begirden: Man
Zuingl.
apud Ott.
Mel. I. S.
p.
1.
könte ihnen sagen/ was Weiland ein
geistreicher Mann denen Widertäuf-
feren: Denn da dise in einem Zulauff/
der eine offentliche Disputation be-
troffen/ ein junges/ wol possiertes
Weibgen/ nach ihrer Weis fleissig ge-
halßt und zerkußt/ sagte er ihnen/ wa-
rum thut ihr eben dises nicht dem bey-
stehenden armen Graubart? Erwei-

set

Diſcours von den Rom.
und ſeye noch ſtarck zuzweifeln/ ob ih-
nen bey diſem Ernſt/ oder ob es ihnen
auß Goͤttlichem Willen/ wider den ih-
rigen/ entfalle? Denn da die rechte
Liebe alle fleiſchliche Abſichten/ gleich
als in einer himliſchen Converſa-
tion,
verſchlinget/ und undertrittet/ ja
ihro ſo lang ſie diſen Namen verdient/
nicht moͤglich iſt einige Luͤſte aufkom-
men zulaſſen: So iſt der Romanen
Thun auf lauter Brunſt und Hold-
ſchafft abgerichtet/ und bey allem was
ſie treiben eine Lybiſche See voller
ohnruͤhiger Paſſionen/ welches ſich
daher genugſam erſcheint/ daß jedes-
mahl nur Jugend/ Schoͤnheit/
Pracht/ Schwatzhafftigkeit ꝛc. ihr
Zihlſchieben iſt: Das heißt fuͤrwar
nicht in der Liebe underweiſen/ ſonder
in den kitzlenden Begirden: Man
Zuingl.
apud Ott.
Mel. I. S.
p.
1.
koͤnte ihnen ſagen/ was Weiland ein
geiſtreicher Mann denen Widertaͤuf-
feren: Denn da diſe in einem Zulauff/
der eine offentliche Diſputation be-
troffen/ ein junges/ wol poſſiertes
Weibgen/ nach ihrer Weis fleiſſig ge-
halßt und zerkußt/ ſagte er ihnen/ wa-
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[152/0200] Diſcours von den Rom. und ſeye noch ſtarck zuzweifeln/ ob ih- nen bey diſem Ernſt/ oder ob es ihnen auß Goͤttlichem Willen/ wider den ih- rigen/ entfalle? Denn da die rechte Liebe alle fleiſchliche Abſichten/ gleich als in einer himliſchen Converſa- tion, verſchlinget/ und undertrittet/ ja ihro ſo lang ſie diſen Namen verdient/ nicht moͤglich iſt einige Luͤſte aufkom- men zulaſſen: So iſt der Romanen Thun auf lauter Brunſt und Hold- ſchafft abgerichtet/ und bey allem was ſie treiben eine Lybiſche See voller ohnruͤhiger Paſſionen/ welches ſich daher genugſam erſcheint/ daß jedes- mahl nur Jugend/ Schoͤnheit/ Pracht/ Schwatzhafftigkeit ꝛc. ihr Zihlſchieben iſt: Das heißt fuͤrwar nicht in der Liebe underweiſen/ ſonder in den kitzlenden Begirden: Man koͤnte ihnen ſagen/ was Weiland ein geiſtreicher Mann denen Widertaͤuf- feren: Denn da diſe in einem Zulauff/ der eine offentliche Diſputation be- troffen/ ein junges/ wol poſſiertes Weibgen/ nach ihrer Weis fleiſſig ge- halßt und zerkußt/ ſagte er ihnen/ wa- rum thut ihr eben diſes nicht dem bey- ſtehenden armen Graubart? Erwei- ſet Zuingl. apud Ott. Mel. I. S. p. 1.

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/200>, abgerufen am 22.12.2024.