Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite

Discours von den Rom.
ster zum Abscheuw vorgestellt wer-
den. Denn wer dises leisten wil/ der
muß einem eifrigen Richter nachfol-
gen/ der auf dem aufgerichten Thea-
ter
nicht die Diebs- und Mörder-
Stücklein vor jedermanns Augen
nachspilen last/ sonder dem schuldigen
das Haupt vor die Füß leget. Man
muß nicht so fast die Laster vormah-
len/ übrig ist/ daß man sie nennen muß/
also die erfolgte Göttliche Rach-
Straffen/ wie es auch vorsichtige
Historici allzeit thun. Man muß die
üppige Wollust-Heiden/ wie s.h. die
Franzosen mit Vorstellung derer/ de-
nen sie die Nase abgefressen/ wie jen-
Seneca
Epist.
100.
ner sagt. Oder wie Seneca lehret:
Jch wil haben/ daß man wider
die Laster ergrimmete Wort
brauche/ muth-volle wider die
Zaghafftigkeit/ verächtlich rede
von dem Glück. Jch wil haben/
daß man mit Ernst herauß bre-
che wider die Ueppigkeit: Die
Geilheit beschäme: Die Ver-
zweifelung verfluche. Es muß
als in einem Traurspiel mit
kräfftigen muhtigen Worten zu-
gehen. etc. Aber deren thun die
Ro-

mans

Diſcours von den Rom.
ſter zum Abſcheuw vorgeſtellt wer-
den. Denn wer diſes leiſten wil/ der
muß einem eifrigen Richter nachfol-
gen/ der auf dem aufgerichten Thea-
ter
nicht die Diebs- und Moͤrder-
Stuͤcklein vor jedermanns Augen
nachſpilen laſt/ ſonder dem ſchuldigen
das Haupt vor die Fuͤß leget. Man
muß nicht ſo faſt die Laſter vormah-
len/ uͤbrig iſt/ daß man ſie nennen muß/
alſo die erfolgte Goͤttliche Rach-
Straffen/ wie es auch vorſichtige
Hiſtorici allzeit thun. Man muß die
uͤppige Wolluſt-Heiden/ wie ſ.h. die
Franzoſen mit Vorſtellung derer/ de-
nen ſie die Naſe abgefreſſen/ wie jen-
Seneca
Epiſt.
100.
ner ſagt. Oder wie Seneca lehret:
Jch wil haben/ daß man wider
die Laſter ergrimmete Wort
brauche/ muth-volle wider die
Zaghafftigkeit/ veraͤchtlich rede
von dem Gluͤck. Jch wil haben/
daß man mit Ernſt herauß bre-
che wider die Ueppigkeit: Die
Geilheit beſchaͤme: Die Ver-
zweifelung verfluche. Es muß
als in einem Traurſpiel mit
kraͤfftigen muhtigen Worten zu-
gehen. ꝛc. Aber deren thun die
Ro-

mans
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0228" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Di&#x017F;cours</hi><hi rendition="#b">von den</hi><hi rendition="#aq">Rom.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ter zum Ab&#x017F;cheuw vorge&#x017F;tellt wer-<lb/>
den. Denn wer di&#x017F;es lei&#x017F;ten wil/ der<lb/>
muß einem eifrigen Richter nachfol-<lb/>
gen/ der auf dem aufgerichten <hi rendition="#aq">Thea-<lb/>
ter</hi> nicht die Diebs- und Mo&#x0364;rder-<lb/>
Stu&#x0364;cklein vor jedermanns Augen<lb/>
nach&#x017F;pilen la&#x017F;t/ &#x017F;onder dem &#x017F;chuldigen<lb/>
das Haupt vor die Fu&#x0364;ß leget. Man<lb/>
muß nicht &#x017F;o fa&#x017F;t die La&#x017F;ter vormah-<lb/>
len/ u&#x0364;brig i&#x017F;t/ daß man &#x017F;ie nennen muß/<lb/>
al&#x017F;o die erfolgte Go&#x0364;ttliche Rach-<lb/>
Straffen/ wie es auch vor&#x017F;ichtige<lb/><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;torici</hi> allzeit thun. Man muß die<lb/>
u&#x0364;ppige Wollu&#x017F;t-Heiden/ wie <hi rendition="#aq">&#x017F;.h.</hi> die<lb/>
Franzo&#x017F;en mit Vor&#x017F;tellung derer/ de-<lb/>
nen &#x017F;ie die Na&#x017F;e abgefre&#x017F;&#x017F;en/ wie jen-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Seneca<lb/>
Epi&#x017F;t.</hi> 100.</note>ner &#x017F;agt. Oder wie <hi rendition="#aq">Seneca</hi> lehret:<lb/><hi rendition="#fr">Jch wil haben/ daß man wider<lb/>
die La&#x017F;ter ergrimmete Wort<lb/>
brauche/ muth-volle wider die<lb/>
Zaghafftigkeit/ vera&#x0364;chtlich rede<lb/>
von dem Glu&#x0364;ck. Jch wil haben/<lb/>
daß man mit Ern&#x017F;t herauß bre-<lb/>
che wider die Ueppigkeit: Die<lb/>
Geilheit be&#x017F;cha&#x0364;me: Die Ver-<lb/>
zweifelung verfluche. Es muß<lb/>
als in einem Traur&#x017F;piel mit<lb/>
kra&#x0364;fftigen muhtigen Worten zu-<lb/>
gehen. &#xA75B;c. Aber deren thun die</hi> <hi rendition="#aq">Ro-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">mans</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0228] Diſcours von den Rom. ſter zum Abſcheuw vorgeſtellt wer- den. Denn wer diſes leiſten wil/ der muß einem eifrigen Richter nachfol- gen/ der auf dem aufgerichten Thea- ter nicht die Diebs- und Moͤrder- Stuͤcklein vor jedermanns Augen nachſpilen laſt/ ſonder dem ſchuldigen das Haupt vor die Fuͤß leget. Man muß nicht ſo faſt die Laſter vormah- len/ uͤbrig iſt/ daß man ſie nennen muß/ alſo die erfolgte Goͤttliche Rach- Straffen/ wie es auch vorſichtige Hiſtorici allzeit thun. Man muß die uͤppige Wolluſt-Heiden/ wie ſ.h. die Franzoſen mit Vorſtellung derer/ de- nen ſie die Naſe abgefreſſen/ wie jen- ner ſagt. Oder wie Seneca lehret: Jch wil haben/ daß man wider die Laſter ergrimmete Wort brauche/ muth-volle wider die Zaghafftigkeit/ veraͤchtlich rede von dem Gluͤck. Jch wil haben/ daß man mit Ernſt herauß bre- che wider die Ueppigkeit: Die Geilheit beſchaͤme: Die Ver- zweifelung verfluche. Es muß als in einem Traurſpiel mit kraͤfftigen muhtigen Worten zu- gehen. ꝛc. Aber deren thun die Ro- mans Seneca Epiſt. 100.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/228
Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/228>, abgerufen am 22.12.2024.