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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Rom. oder Liebesgschichten. &c.
die Liebe nicht das Haupt Thema
außmachet. Aber wir kommen wi-
drum auff unsere Romans.

XXXVI. Auß oberwendtem ist
klar/ daß die Romans ein Heydnische
Erfindung und in der stockdicken Fin-
sternuß der Abgötterey entsprungen.
Auß Anlaß dero Theologie, so so-
thane Götter vorgemahlt/ daß wenn
sie auff Erden gewest/ man sie mit
Prüglen hätte todschmeissen sollen.
Das war deß Satans Kunst-stück/
denn wie hätte er die Leuth zur Leicht-
fertigkeit kräfftiger erbauen können/
als durch Stifftung einer so ärgerli-
chen Theologie, wie es ihm gelun-
gen/ wird an seinem Ohrt erzehlet.
Disen Ursprung verhehlen in War-Rom. cap.
1.

heit auch die heutige Roman sehr hin-
lässig. Es wird ja Heydnisch/ und
Abgöttisch gnug lauten/ wann es zum
Exempel heißt: Ma tres adorable
Deesse,
Die Gottheit Euerer
Persohn; Einiger Auffenthalt
meiner biß in den Tod verwun-
deten Seele/ Himmlisches An-
gesicht/ eine Himmlische Hande
etc.
dergleichen Lappereyen durch alle
Roman ohnzehlich majestäten. Dann

behal-
C v

Rom. oder Liebesgſchichten. &c.
die Liebe nicht das Haupt Thema
außmachet. Aber wir kommen wi-
drum auff unſere Romans.

XXXVI. Auß oberwendtem iſt
klar/ daß die Romans ein Heydniſche
Erfindung und in der ſtockdicken Fin-
ſternuß der Abgoͤtterey entſprungen.
Auß Anlaß dero Theologie, ſo ſo-
thane Goͤtter vorgemahlt/ daß wenn
ſie auff Erden geweſt/ man ſie mit
Pruͤglen haͤtte todſchmeiſſen ſollen.
Das war deß Satans Kunſt-ſtuͤck/
denn wie haͤtte er die Leuth zur Leicht-
fertigkeit kraͤfftiger erbauen koͤnnen/
als durch Stifftung einer ſo aͤrgerli-
chen Theologie, wie es ihm gelun-
gen/ wird an ſeinem Ohrt erzehlet.
Diſen Urſprung verhehlen in War-Rom. cap.
1.

heit auch die heutige Roman ſehr hin-
laͤſſig. Es wird ja Heydniſch/ und
Abgoͤttiſch gnug lauten/ wann es zum
Exempel heißt: Ma tres adorable
Deeſſe,
Die Gottheit Euerer
Perſohn; Einiger Auffenthalt
meiner biß in den Tod verwun-
deten Seele/ Himmliſches An-
geſicht/ eine Himmliſche Hande
ꝛc.
dergleichen Lappereyen durch alle
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[41/0089] Rom. oder Liebesgſchichten. &c. die Liebe nicht das Haupt Thema außmachet. Aber wir kommen wi- drum auff unſere Romans. XXXVI. Auß oberwendtem iſt klar/ daß die Romans ein Heydniſche Erfindung und in der ſtockdicken Fin- ſternuß der Abgoͤtterey entſprungen. Auß Anlaß dero Theologie, ſo ſo- thane Goͤtter vorgemahlt/ daß wenn ſie auff Erden geweſt/ man ſie mit Pruͤglen haͤtte todſchmeiſſen ſollen. Das war deß Satans Kunſt-ſtuͤck/ denn wie haͤtte er die Leuth zur Leicht- fertigkeit kraͤfftiger erbauen koͤnnen/ als durch Stifftung einer ſo aͤrgerli- chen Theologie, wie es ihm gelun- gen/ wird an ſeinem Ohrt erzehlet. Diſen Urſprung verhehlen in War- heit auch die heutige Roman ſehr hin- laͤſſig. Es wird ja Heydniſch/ und Abgoͤttiſch gnug lauten/ wann es zum Exempel heißt: Ma tres adorable Deeſſe, Die Gottheit Euerer Perſohn; Einiger Auffenthalt meiner biß in den Tod verwun- deten Seele/ Himmliſches An- geſicht/ eine Himmliſche Hande ꝛc. dergleichen Lappereyen durch alle Roman ohnzehlich majeſtaͤten. Dañ behal- Rom. cap. 1. C v

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/89>, abgerufen am 15.05.2024.