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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Rom. oder Liebesgschichten. etc.
Poeten/ Historicum oder Morali-
st
en in die Hand nemmen/ an statt daß
er einen Frantzösischen Roman list.
Aber es soll gleichwol hierauß erschei-
nen/ (widerredete man) daß der Grund
von dem Heydnischen und Abgöt-
tischen Uhrsprung
hergenommen
nicht sonderlich verfange?

XLI. Worüber zur Erklärung
geflossen/ daß ob gleich dises Argu-
ment
allein nicht ohnwidertreiblich/
so wurde es doch in Gesellschafft and-
rer folgender valabel werden: und
da es gleich nicht wider die studierende
und gelehrte Schlüsse/ als mit denen
es allezeit ein anders ist/ da sie wegen
reifferen Uhrtheils weniger Gefahr
haben/ und Heydnische Händel under-
suchen müssen/ die Spracharden Al-
lerthums Gebräuche und andre Nö-
tigkeiten als auß ihrer Quell nutzlich
herauß zugraben etc. so spreche es doch
den Einfältigen und der Jugend das
Roman lesen/ so ohne selbten
Zweck auß lauter Lust geschihet/ kraf-
tig ab/ sonderlich das stetige und ohn-
abläßliche/ da man wol die Bibel
kaum einmahl grüsset/ indem man mit
disen Heydnischen Gedichten gantze

Stun-
D

Rom. oder Liebesgſchichten. ꝛc.
Poeten/ Hiſtoricum oder Morali-
ſt
en in die Hand nemmen/ an ſtatt daß
er einen Frantzoͤſiſchen Roman liſt.
Aber es ſoll gleichwol hierauß erſchei-
nen/ (widerꝛedete man) daß der Grund
von dem Heydniſchen und Abgoͤt-
tiſchen Uhrſprung
hergenommen
nicht ſonderlich verfange?

XLI. Woruͤber zur Erklaͤrung
gefloſſen/ daß ob gleich diſes Argu-
ment
allein nicht ohnwidertreiblich/
ſo wurde es doch in Geſellſchafft and-
rer folgender valabel werden: und
da es gleich nicht wider die ſtudierende
und gelehrte Schluͤſſe/ als mit denen
es allezeit ein anders iſt/ da ſie wegen
reifferen Uhrtheils weniger Gefahr
haben/ und Heydniſche Haͤndel under-
ſuchen muͤſſen/ die Spracharden Al-
lerthums Gebraͤuche und andre Noͤ-
tigkeiten als auß ihrer Quell nutzlich
herauß zugraben ꝛc. ſo ſpreche es doch
den Einfaͤltigen und der Jugend das
Roman leſen/ ſo ohne ſelbten
Zweck auß lauter Luſt geſchihet/ kraf-
tig ab/ ſonderlich das ſtetige und ohn-
ablaͤßliche/ da man wol die Bibel
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[49/0097] Rom. oder Liebesgſchichten. ꝛc. Poeten/ Hiſtoricum oder Morali- ſten in die Hand nemmen/ an ſtatt daß er einen Frantzoͤſiſchen Roman liſt. Aber es ſoll gleichwol hierauß erſchei- nen/ (widerꝛedete man) daß der Grund von dem Heydniſchen und Abgoͤt- tiſchen Uhrſprung hergenommen nicht ſonderlich verfange? XLI. Woruͤber zur Erklaͤrung gefloſſen/ daß ob gleich diſes Argu- ment allein nicht ohnwidertreiblich/ ſo wurde es doch in Geſellſchafft and- rer folgender valabel werden: und da es gleich nicht wider die ſtudierende und gelehrte Schluͤſſe/ als mit denen es allezeit ein anders iſt/ da ſie wegen reifferen Uhrtheils weniger Gefahr haben/ und Heydniſche Haͤndel under- ſuchen muͤſſen/ die Spracharden Al- lerthums Gebraͤuche und andre Noͤ- tigkeiten als auß ihrer Quell nutzlich herauß zugraben ꝛc. ſo ſpreche es doch den Einfaͤltigen und der Jugend das Roman leſen/ ſo ohne ſelbten Zweck auß lauter Luſt geſchihet/ kraf- tig ab/ ſonderlich das ſtetige und ohn- ablaͤßliche/ da man wol die Bibel kaum einmahl gruͤſſet/ indem man mit diſen Heydniſchen Gedichten gantze Stun- D

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/97>, abgerufen am 15.05.2024.