Heine, Heinrich: Ueber den Denunzianten. Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons. Hamburg, 1837.daß beschäftigte Staatsmänner, die eher Literaturblätter als Bücher lesen, ihm auf's Wort glaubten. So viel weiß ich, sein Wort mußte um so lauter erschallen, je ängstlichere Stille damals in Deutschland herrschte . . . Die Stimmführer der Bewegungsparthey hielten sich in einem klugen Schweigen versteckt oder saßen in wohlvergittertem Gewahrsam und harrten ihres Urtheils, vielleicht des Todesurtheils . . . Höchstens hörte man manchmal das Schluchzen einer Mutter, deren Kind in Frankfurt die Constablerwache mit dem Bajonette eingenommen hatte und nicht mehr hinauskonnte, ein Staatsverbrechen, welches gewiß ebenso unbesonnen wie strafwürdig war und den feinöhrigsten Argwohn der Regierungen überall rechtfertigte . . . Herr Menzel hatte sehr gut seine Zeit gewählt zur Denunziazion jener großen Verschwörung, die, unter dem Namen "das junge Deutschland," gegen Thron und Altar gerichtet ist und in dem Schreiber dieser Blätter ihr gefährlichstes Oberhaupt verehrt. daß beschäftigte Staatsmänner, die eher Literaturblätter als Bücher lesen, ihm auf’s Wort glaubten. So viel weiß ich, sein Wort mußte um so lauter erschallen, je ängstlichere Stille damals in Deutschland herrschte . . . Die Stimmführer der Bewegungsparthey hielten sich in einem klugen Schweigen versteckt oder saßen in wohlvergittertem Gewahrsam und harrten ihres Urtheils, vielleicht des Todesurtheils . . . Höchstens hörte man manchmal das Schluchzen einer Mutter, deren Kind in Frankfurt die Constablerwache mit dem Bajonette eingenommen hatte und nicht mehr hinauskonnte, ein Staatsverbrechen, welches gewiß ebenso unbesonnen wie strafwürdig war und den feinöhrigsten Argwohn der Regierungen überall rechtfertigte . . . Herr Menzel hatte sehr gut seine Zeit gewählt zur Denunziazion jener großen Verschwörung, die, unter dem Namen „das junge Deutschland,“ gegen Thron und Altar gerichtet ist und in dem Schreiber dieser Blätter ihr gefährlichstes Oberhaupt verehrt. <TEI> <text> <body> <div type="preface" n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="11"/> daß beschäftigte Staatsmänner, die eher Literaturblätter als Bücher lesen, ihm auf’s Wort glaubten. So viel weiß ich, sein Wort mußte um so lauter erschallen, je ängstlichere Stille damals in Deutschland herrschte . . . Die Stimmführer der Bewegungsparthey hielten sich in einem klugen Schweigen versteckt oder saßen in wohlvergittertem Gewahrsam und harrten ihres Urtheils, vielleicht des Todesurtheils . . . Höchstens hörte man manchmal das Schluchzen einer Mutter, deren Kind in Frankfurt die Constablerwache mit dem Bajonette eingenommen hatte und nicht mehr hinauskonnte, ein Staatsverbrechen, welches gewiß ebenso unbesonnen wie strafwürdig war und den feinöhrigsten Argwohn der Regierungen überall rechtfertigte . . . Herr Menzel hatte sehr gut seine Zeit gewählt zur Denunziazion jener großen Verschwörung, die, unter dem Namen „das junge Deutschland,“ gegen Thron und Altar gerichtet ist und in dem Schreiber dieser Blätter ihr gefährlichstes Oberhaupt verehrt.</p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0012]
daß beschäftigte Staatsmänner, die eher Literaturblätter als Bücher lesen, ihm auf’s Wort glaubten. So viel weiß ich, sein Wort mußte um so lauter erschallen, je ängstlichere Stille damals in Deutschland herrschte . . . Die Stimmführer der Bewegungsparthey hielten sich in einem klugen Schweigen versteckt oder saßen in wohlvergittertem Gewahrsam und harrten ihres Urtheils, vielleicht des Todesurtheils . . . Höchstens hörte man manchmal das Schluchzen einer Mutter, deren Kind in Frankfurt die Constablerwache mit dem Bajonette eingenommen hatte und nicht mehr hinauskonnte, ein Staatsverbrechen, welches gewiß ebenso unbesonnen wie strafwürdig war und den feinöhrigsten Argwohn der Regierungen überall rechtfertigte . . . Herr Menzel hatte sehr gut seine Zeit gewählt zur Denunziazion jener großen Verschwörung, die, unter dem Namen „das junge Deutschland,“ gegen Thron und Altar gerichtet ist und in dem Schreiber dieser Blätter ihr gefährlichstes Oberhaupt verehrt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |