Heine, Heinrich: Ueber den Denunzianten. Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons. Hamburg, 1837.Sonderbar! Und immer ist es die Religion, und immer die Moral, und immer der Patriotismus, womit alle schlechten Subjecte ihre Angriffe beschönigen! Sie greifen uns an, nicht aus schäbbigen Privatinteressen, nicht aus Schriftstellerneid, nicht aus angebohrnem Knechtsinn, sondern um den lieben Gott, um die guten Sitten und das Vaterland zu retten. Herr Menzel, welcher jahrenlang, während er mit Herrn Gutzkow befreundet war, mit kummervollem Stillschweigen zugesehen, wie die Religion in Lebensgefahr schwebte, gelangt plötzlich zur Erkenntniß, daß das Christenthum rettungslos verloren sey, wenn er nicht schleunigst das Schwert ergreift und dem Gutzkow von hinten ins Herz stößt. Um das Christenthum selber zu retten, muß er freilich ein bischen unkristlich handeln; doch die Engel im Himmel und die Frommen auf der Erde werden ihm die kleinen Verläumdungen und sonstigen Hausmittelchen, die der Zweck heiligt, gern zu Gute halten. Sonderbar! Und immer ist es die Religion, und immer die Moral, und immer der Patriotismus, womit alle schlechten Subjecte ihre Angriffe beschönigen! Sie greifen uns an, nicht aus schäbbigen Privatinteressen, nicht aus Schriftstellerneid, nicht aus angebohrnem Knechtsinn, sondern um den lieben Gott, um die guten Sitten und das Vaterland zu retten. Herr Menzel, welcher jahrenlang, während er mit Herrn Gutzkow befreundet war, mit kummervollem Stillschweigen zugesehen, wie die Religion in Lebensgefahr schwebte, gelangt plötzlich zur Erkenntniß, daß das Christenthum rettungslos verloren sey, wenn er nicht schleunigst das Schwert ergreift und dem Gutzkow von hinten ins Herz stößt. Um das Christenthum selber zu retten, muß er freilich ein bischen unkristlich handeln; doch die Engel im Himmel und die Frommen auf der Erde werden ihm die kleinen Verläumdungen und sonstigen Hausmittelchen, die der Zweck heiligt, gern zu Gute halten. <TEI> <text> <body> <div type="preface" n="1"> <pb facs="#f0013" n="12"/> <p>Sonderbar! Und immer ist es die Religion, und immer die Moral, und immer der Patriotismus, womit alle schlechten Subjecte ihre Angriffe beschönigen! Sie greifen uns an, nicht aus schäbbigen Privatinteressen, nicht aus Schriftstellerneid, nicht aus angebohrnem Knechtsinn, sondern um den lieben Gott, um die guten Sitten und das Vaterland zu retten. Herr Menzel, welcher jahrenlang, während er mit Herrn Gutzkow befreundet war, mit kummervollem Stillschweigen zugesehen, wie die Religion in Lebensgefahr schwebte, gelangt plötzlich zur Erkenntniß, daß das Christenthum rettungslos verloren sey, wenn er nicht schleunigst das Schwert ergreift und dem Gutzkow von hinten ins Herz stößt. Um das Christenthum selber zu retten, muß er freilich ein bischen unkristlich handeln; doch die Engel im Himmel und die Frommen auf der Erde werden ihm die kleinen Verläumdungen und sonstigen Hausmittelchen, die der Zweck heiligt, gern zu Gute halten.</p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0013]
Sonderbar! Und immer ist es die Religion, und immer die Moral, und immer der Patriotismus, womit alle schlechten Subjecte ihre Angriffe beschönigen! Sie greifen uns an, nicht aus schäbbigen Privatinteressen, nicht aus Schriftstellerneid, nicht aus angebohrnem Knechtsinn, sondern um den lieben Gott, um die guten Sitten und das Vaterland zu retten. Herr Menzel, welcher jahrenlang, während er mit Herrn Gutzkow befreundet war, mit kummervollem Stillschweigen zugesehen, wie die Religion in Lebensgefahr schwebte, gelangt plötzlich zur Erkenntniß, daß das Christenthum rettungslos verloren sey, wenn er nicht schleunigst das Schwert ergreift und dem Gutzkow von hinten ins Herz stößt. Um das Christenthum selber zu retten, muß er freilich ein bischen unkristlich handeln; doch die Engel im Himmel und die Frommen auf der Erde werden ihm die kleinen Verläumdungen und sonstigen Hausmittelchen, die der Zweck heiligt, gern zu Gute halten.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. AnmerkungenKommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |