Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Ueber den Denunzianten. Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons. Hamburg, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

geliebtes Vaterland? Wo ein Stock ist, da ist des Sklaven Vaterland. Seinen unsterblichen Ruhm? Dieser erlischt in derselben Stunde, wo der Contract abläuft, der ihm die Redakzion des stuttgardter Literaturblatte zusichert. Ja, will der Baron Cotta eine kleine Geldsumme als stipulirte Entschädigung springen lassen, so hat die Menzelsche Unsterblichkeit schon heute ein Ende. Oder hätte er etwas für seine Person zu fürchten? Lieber Himmel! wenn die mongolischen Horden nach Stuttgardt kommen, läßt Herr Menzel sich aus der Theatergarderobe ein Amorcostum holen, bewaffnet sich mit Pfeil und Bogen, und die Baschkiren, sobald sie nur sein Gesicht sehen, rufen freudig: das ist unser geliebter Bruder!

Ich habe gesagt, daß bey unseren Teutomanen der affischirte Franzosenhaß ein doppelt falsches Spiel ist. Sie bezwecken dadurch zunächst eine Popularität, die sehr wohlfeil zu erwerben ist, da man dabey weder Verlust des Amtes

geliebtes Vaterland? Wo ein Stock ist, da ist des Sklaven Vaterland. Seinen unsterblichen Ruhm? Dieser erlischt in derselben Stunde, wo der Contract abläuft, der ihm die Redakzion des stuttgardter Literaturblatte zusichert. Ja, will der Baron Cotta eine kleine Geldsumme als stipulirte Entschädigung springen lassen, so hat die Menzelsche Unsterblichkeit schon heute ein Ende. Oder hätte er etwas für seine Person zu fürchten? Lieber Himmel! wenn die mongolischen Horden nach Stuttgardt kommen, läßt Herr Menzel sich aus der Theatergarderobe ein Amorcostum holen, bewaffnet sich mit Pfeil und Bogen, und die Baschkiren, sobald sie nur sein Gesicht sehen, rufen freudig: das ist unser geliebter Bruder!

Ich habe gesagt, daß bey unseren Teutomanen der affischirte Franzosenhaß ein doppelt falsches Spiel ist. Sie bezwecken dadurch zunächst eine Popularität, die sehr wohlfeil zu erwerben ist, da man dabey weder Verlust des Amtes

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0034" n="33"/>
geliebtes Vaterland? Wo ein Stock ist, da ist des Sklaven Vaterland. Seinen unsterblichen Ruhm? Dieser erlischt in derselben Stunde, wo der Contract abläuft, der ihm die Redakzion des stuttgardter Literaturblatte zusichert. Ja, will der Baron Cotta eine kleine Geldsumme als stipulirte Entschädigung springen lassen, so hat die Menzelsche Unsterblichkeit schon heute ein Ende. Oder hätte er etwas für seine Person zu fürchten? Lieber Himmel! wenn die mongolischen Horden nach Stuttgardt kommen, läßt Herr Menzel sich aus der Theatergarderobe ein Amorcostum holen, bewaffnet sich mit Pfeil und Bogen, und die Baschkiren, sobald sie nur sein Gesicht sehen, rufen freudig: das ist unser geliebter Bruder!</p>
        <p>Ich habe gesagt, daß bey unseren Teutomanen der affischirte Franzosenhaß ein doppelt falsches Spiel ist. Sie bezwecken dadurch zunächst eine Popularität, die sehr wohlfeil zu erwerben ist, da man dabey weder Verlust des Amtes
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0034] geliebtes Vaterland? Wo ein Stock ist, da ist des Sklaven Vaterland. Seinen unsterblichen Ruhm? Dieser erlischt in derselben Stunde, wo der Contract abläuft, der ihm die Redakzion des stuttgardter Literaturblatte zusichert. Ja, will der Baron Cotta eine kleine Geldsumme als stipulirte Entschädigung springen lassen, so hat die Menzelsche Unsterblichkeit schon heute ein Ende. Oder hätte er etwas für seine Person zu fürchten? Lieber Himmel! wenn die mongolischen Horden nach Stuttgardt kommen, läßt Herr Menzel sich aus der Theatergarderobe ein Amorcostum holen, bewaffnet sich mit Pfeil und Bogen, und die Baschkiren, sobald sie nur sein Gesicht sehen, rufen freudig: das ist unser geliebter Bruder! Ich habe gesagt, daß bey unseren Teutomanen der affischirte Franzosenhaß ein doppelt falsches Spiel ist. Sie bezwecken dadurch zunächst eine Popularität, die sehr wohlfeil zu erwerben ist, da man dabey weder Verlust des Amtes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_denunzianten_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_denunzianten_1837/34
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Ueber den Denunzianten. Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons. Hamburg, 1837, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_denunzianten_1837/34>, abgerufen am 03.05.2024.