Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite
XVI.
Liebste, sollst mir heute sagen:
Bist du nicht ein Traumgebild',
Wie's in schwülen Sommertagen
Aus dem Hirn des Dichters quillt?
Aber nein, ein solches Mündchen,
Solcher Augen Zauberlicht,
Solch ein liebes, süßes Kindchen,
Das erschafft der Dichter nicht.
Basilisken und Vampyre,
Lindenwürm' und Ungeheu'r,
Solche schlimme Fabelthiere,
Die erschafft des Dichters Feu'r.
Aber dich und deine Tücke,
Und dein süßes Angesicht,
Und die falschen, frommen Blicke --
Das erschafft der Dichter nicht.

XVI.
Liebſte, ſollſt mir heute ſagen:
Biſt du nicht ein Traumgebild',
Wie's in ſchwülen Sommertagen
Aus dem Hirn des Dichters quillt?
Aber nein, ein ſolches Mündchen,
Solcher Augen Zauberlicht,
Solch ein liebes, ſüßes Kindchen,
Das erſchafft der Dichter nicht.
Baſilisken und Vampyre,
Lindenwürm' und Ungeheu'r,
Solche ſchlimme Fabelthiere,
Die erſchafft des Dichters Feu'r.
Aber dich und deine Tücke,
Und dein ſüßes Angeſicht,
Und die falſchen, frommen Blicke —
Das erſchafft der Dichter nicht.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0132" n="124"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">XVI.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Lieb&#x017F;te, &#x017F;oll&#x017F;t mir heute &#x017F;agen:</l><lb/>
              <l>Bi&#x017F;t du nicht ein Traumgebild',</l><lb/>
              <l>Wie's in &#x017F;chwülen Sommertagen</l><lb/>
              <l>Aus dem Hirn des Dichters quillt?</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Aber nein, ein &#x017F;olches Mündchen,</l><lb/>
              <l>Solcher Augen Zauberlicht,</l><lb/>
              <l>Solch ein liebes, &#x017F;üßes Kindchen,</l><lb/>
              <l>Das er&#x017F;chafft der Dichter nicht.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Ba&#x017F;ilisken und Vampyre,</l><lb/>
              <l>Lindenwürm' und Ungeheu'r,</l><lb/>
              <l>Solche &#x017F;chlimme Fabelthiere,</l><lb/>
              <l>Die er&#x017F;chafft des Dichters Feu'r.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="4">
              <l>Aber dich und deine Tücke,</l><lb/>
              <l>Und dein &#x017F;üßes Ange&#x017F;icht,</l><lb/>
              <l>Und die fal&#x017F;chen, frommen Blicke &#x2014;</l><lb/>
              <l>Das er&#x017F;chafft der Dichter nicht.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0132] XVI. Liebſte, ſollſt mir heute ſagen: Biſt du nicht ein Traumgebild', Wie's in ſchwülen Sommertagen Aus dem Hirn des Dichters quillt? Aber nein, ein ſolches Mündchen, Solcher Augen Zauberlicht, Solch ein liebes, ſüßes Kindchen, Das erſchafft der Dichter nicht. Baſilisken und Vampyre, Lindenwürm' und Ungeheu'r, Solche ſchlimme Fabelthiere, Die erſchafft des Dichters Feu'r. Aber dich und deine Tücke, Und dein ſüßes Angeſicht, Und die falſchen, frommen Blicke — Das erſchafft der Dichter nicht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/132
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/132>, abgerufen am 24.11.2024.