Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.Schnell fortgezaubert stand ich bald In einem düstern, wilden Wald. Die Bäume ragten himmelan; Ich stand erstaunt und sann und sann. Und horch! welch dumpfer Wiederhall! Wie ferner Aextenschläge Schall; Ich eil' durch Busch und Wildniß fort, Und komm' an einen freien Ort. Inmitten in dem grünen Raum, Da stand ein großer Eichenbaum; Und sieh! mein Mägdlein wundersam Haut mit dem Beil den Eichenstamm. Und Schlag auf Schlag, und sonder Weil', Summt sie ein Lied und schwingt das Beil: "Eisen blink, Eisen blank, "Zimmre hurtig Eichenschrank." Ich ging und nahete mich ihr,
Und flüsterte: O sage mir, Du wundersüßes Mägdelein, Wem zimmerst du den Eichenschrein? Schnell fortgezaubert ſtand ich bald In einem düſtern, wilden Wald. Die Bäume ragten himmelan; Ich ſtand erſtaunt und ſann und ſann. Und horch! welch dumpfer Wiederhall! Wie ferner Aextenſchläge Schall; Ich eil' durch Buſch und Wildniß fort, Und komm' an einen freien Ort. Inmitten in dem grünen Raum, Da ſtand ein großer Eichenbaum; Und ſieh! mein Mägdlein wunderſam Haut mit dem Beil den Eichenſtamm. Und Schlag auf Schlag, und ſonder Weil', Summt ſie ein Lied und ſchwingt das Beil: „Eiſen blink, Eiſen blank, „Zimmre hurtig Eichenſchrank.“ Ich ging und nahete mich ihr,
Und flüſterte: O ſage mir, Du wunderſüßes Mägdelein, Wem zimmerſt du den Eichenſchrein? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0016" n="8"/> <lg n="10"> <l>Schnell fortgezaubert ſtand ich bald</l><lb/> <l>In einem düſtern, wilden Wald.</l><lb/> <l>Die Bäume ragten himmelan;</l><lb/> <l>Ich ſtand erſtaunt und ſann und ſann.</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Und horch! welch dumpfer Wiederhall!</l><lb/> <l>Wie ferner Aextenſchläge Schall;</l><lb/> <l>Ich eil' durch Buſch und Wildniß fort,</l><lb/> <l>Und komm' an einen freien Ort.</l><lb/> </lg> <lg n="12"> <l>Inmitten in dem grünen Raum,</l><lb/> <l>Da ſtand ein großer Eichenbaum;</l><lb/> <l>Und ſieh! mein Mägdlein wunderſam</l><lb/> <l>Haut mit dem Beil den Eichenſtamm.</l><lb/> </lg> <lg n="13"> <l>Und Schlag auf Schlag, und ſonder Weil',</l><lb/> <l>Summt ſie ein Lied und ſchwingt das Beil:</l><lb/> <l>„Eiſen blink, Eiſen blank,</l><lb/> <l>„Zimmre hurtig Eichenſchrank.“</l><lb/> </lg> <lg n="14"> <l>Ich ging und nahete mich ihr,</l><lb/> <l>Und flüſterte: O ſage mir,</l><lb/> <l>Du wunderſüßes Mägdelein,</l><lb/> <l>Wem zimmerſt du den Eichenſchrein?</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0016]
Schnell fortgezaubert ſtand ich bald
In einem düſtern, wilden Wald.
Die Bäume ragten himmelan;
Ich ſtand erſtaunt und ſann und ſann.
Und horch! welch dumpfer Wiederhall!
Wie ferner Aextenſchläge Schall;
Ich eil' durch Buſch und Wildniß fort,
Und komm' an einen freien Ort.
Inmitten in dem grünen Raum,
Da ſtand ein großer Eichenbaum;
Und ſieh! mein Mägdlein wunderſam
Haut mit dem Beil den Eichenſtamm.
Und Schlag auf Schlag, und ſonder Weil',
Summt ſie ein Lied und ſchwingt das Beil:
„Eiſen blink, Eiſen blank,
„Zimmre hurtig Eichenſchrank.“
Ich ging und nahete mich ihr,
Und flüſterte: O ſage mir,
Du wunderſüßes Mägdelein,
Wem zimmerſt du den Eichenſchrein?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |