Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.IV. Im Traum sah ich ein Männchen klein und putzig, Das ging auf Stelzen, Schritte ellenweit, Trug weiße Wäsche und ein feines Kleid, Inwendig aber war es grob und schmutzig. Inwendig war es jämmerlich, nichtsnutzig, Jedoch von außen voller Würdigkeit; Von der Courage sprach es lang und breit, Und that sogar recht trotzig und recht stutzig. "Und weißt du, wer das ist? Komm her und schau'!" So sprach der Traumgott, und er zeigt mir schlau Die Bilderfluth in eines Spiegels Rahmen. Vor einem Altar stand das Männchen da, Mein Lieb daneben, Beide sprachen: Ja! Und tausend Teufel riefen lachend: Amen! IV. Im Traum ſah ich ein Männchen klein und putzig, Das ging auf Stelzen, Schritte ellenweit, Trug weiße Wäſche und ein feines Kleid, Inwendig aber war es grob und ſchmutzig. Inwendig war es jämmerlich, nichtsnutzig, Jedoch von außen voller Würdigkeit; Von der Courage ſprach es lang und breit, Und that ſogar recht trotzig und recht ſtutzig. „Und weißt du, wer das iſt? Komm her und ſchau'!“ So ſprach der Traumgott, und er zeigt mir ſchlau Die Bilderfluth in eines Spiegels Rahmen. Vor einem Altar ſtand das Männchen da, Mein Lieb daneben, Beide ſprachen: Ja! Und tauſend Teufel riefen lachend: Amen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0020" n="12"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l>Im Traum ſah ich ein Männchen klein und putzig,</l><lb/> <l>Das ging auf Stelzen, Schritte ellenweit,</l><lb/> <l>Trug weiße Wäſche und ein feines Kleid,</l><lb/> <l>Inwendig aber war es grob und ſchmutzig.</l><lb/> <l>Inwendig war es jämmerlich, nichtsnutzig,</l><lb/> <l>Jedoch von außen voller Würdigkeit;</l><lb/> <l>Von der Courage ſprach es lang und breit,</l><lb/> <l>Und that ſogar recht trotzig und recht ſtutzig.</l><lb/> <l>„Und weißt du, wer das iſt? Komm her und ſchau'!“</l><lb/> <l>So ſprach der Traumgott, und er zeigt mir ſchlau</l><lb/> <l>Die Bilderfluth in eines Spiegels Rahmen.</l><lb/> <l>Vor einem Altar ſtand das Männchen da,</l><lb/> <l>Mein Lieb daneben, Beide ſprachen: Ja!</l><lb/> <l>Und tauſend Teufel riefen lachend: Amen!</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [12/0020]
IV.
Im Traum ſah ich ein Männchen klein und putzig,
Das ging auf Stelzen, Schritte ellenweit,
Trug weiße Wäſche und ein feines Kleid,
Inwendig aber war es grob und ſchmutzig.
Inwendig war es jämmerlich, nichtsnutzig,
Jedoch von außen voller Würdigkeit;
Von der Courage ſprach es lang und breit,
Und that ſogar recht trotzig und recht ſtutzig.
„Und weißt du, wer das iſt? Komm her und ſchau'!“
So ſprach der Traumgott, und er zeigt mir ſchlau
Die Bilderfluth in eines Spiegels Rahmen.
Vor einem Altar ſtand das Männchen da,
Mein Lieb daneben, Beide ſprachen: Ja!
Und tauſend Teufel riefen lachend: Amen!
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