Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.XLIV. Nun ist es Zeit, daß ich mit Verstand Mich aller Thorheit entled'ge; Ich hab' so lang als ein Comödiant Mit dir gespielt die Comödie. Die prächt'gen Coulissen, sie waren bemalt Im hochromantischen Style, Mein Rittermantel hat goldig gestrahlt, Ich fühlte die feinsten Gefühle. Und nun ich mich gar säuberlich Des tollen Tands entled'ge. Noch immer elend fühl' ich mich, Als spielt' ich noch immer Comödie. Ach Gott! im Scherz und unbewußt Sprach ich was ich gefühlet; Ich hab' mit dem eignen Tod in der Brust Den sterbenden Fechter gespielet. XLIV. Nun iſt es Zeit, daß ich mit Verſtand Mich aller Thorheit entled'ge; Ich hab' ſo lang als ein Comödiant Mit dir geſpielt die Comödie. Die prächt'gen Couliſſen, ſie waren bemalt Im hochromantiſchen Style, Mein Rittermantel hat goldig geſtrahlt, Ich fühlte die feinſten Gefühle. Und nun ich mich gar ſäuberlich Des tollen Tands entled'ge. Noch immer elend fühl' ich mich, Als ſpielt' ich noch immer Comödie. Ach Gott! im Scherz und unbewußt Sprach ich was ich gefühlet; Ich hab' mit dem eignen Tod in der Bruſt Den ſterbenden Fechter geſpielet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0229" n="221"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">XLIV.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Nun iſt es Zeit, daß ich mit Verſtand</l><lb/> <l>Mich aller Thorheit entled'ge;</l><lb/> <l>Ich hab' ſo lang als ein Comödiant</l><lb/> <l>Mit dir geſpielt die Comödie.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Die prächt'gen Couliſſen, ſie waren bemalt</l><lb/> <l>Im hochromantiſchen Style,</l><lb/> <l>Mein Rittermantel hat goldig geſtrahlt,</l><lb/> <l>Ich fühlte die feinſten Gefühle.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Und nun ich mich gar ſäuberlich</l><lb/> <l>Des tollen Tands entled'ge.</l><lb/> <l>Noch immer elend fühl' ich mich,</l><lb/> <l>Als ſpielt' ich noch immer Comödie.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Ach Gott! im Scherz und unbewußt</l><lb/> <l>Sprach ich was ich gefühlet;</l><lb/> <l>Ich hab' mit dem eignen Tod in der Bruſt</l><lb/> <l>Den ſterbenden Fechter geſpielet.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [221/0229]
XLIV.
Nun iſt es Zeit, daß ich mit Verſtand
Mich aller Thorheit entled'ge;
Ich hab' ſo lang als ein Comödiant
Mit dir geſpielt die Comödie.
Die prächt'gen Couliſſen, ſie waren bemalt
Im hochromantiſchen Style,
Mein Rittermantel hat goldig geſtrahlt,
Ich fühlte die feinſten Gefühle.
Und nun ich mich gar ſäuberlich
Des tollen Tands entled'ge.
Noch immer elend fühl' ich mich,
Als ſpielt' ich noch immer Comödie.
Ach Gott! im Scherz und unbewußt
Sprach ich was ich gefühlet;
Ich hab' mit dem eignen Tod in der Bruſt
Den ſterbenden Fechter geſpielet.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/229>, abgerufen am 16.02.2025. |