Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.Alte Todeswunden heilt er, Und erneut das alte Recht: Alle Menschen, gleichgeboren, Sind ein adliges Geschlecht. Er verscheucht die bösen Nebel, Und das dunkle Hirngespinst, Das uns Lieb' und Lust verleidet, Tag und Nacht uns angegrinzt. Tausend Ritter, wohlgewappnet, Hat der heil'ge Geist erwählt, Seinen Willen zu erfüllen, Und er hat sie muthbeseelt. Ihre theuern Schwerdter blitzen, Ihre guten Banner weh'n! Ei, du möchtest wohl, mein Kindchen, Solche stolze Ritter seh'n? Nun, so schau' mich an, mein Kindchen, Küsse mich und schaue dreist; Denn ich selber bin ein solcher Ritter von dem heil'gen Geist. Alte Todeswunden heilt er, Und erneut das alte Recht: Alle Menſchen, gleichgeboren, Sind ein adliges Geſchlecht. Er verſcheucht die böſen Nebel, Und das dunkle Hirngeſpinſt, Das uns Lieb' und Luſt verleidet, Tag und Nacht uns angegrinzt. Tauſend Ritter, wohlgewappnet, Hat der heil'ge Geiſt erwählt, Seinen Willen zu erfüllen, Und er hat ſie muthbeſeelt. Ihre theuern Schwerdter blitzen, Ihre guten Banner weh'n! Ei, du möchteſt wohl, mein Kindchen, Solche ſtolze Ritter ſeh'n? Nun, ſo ſchau' mich an, mein Kindchen, Küſſe mich und ſchaue dreiſt; Denn ich ſelber bin ein ſolcher Ritter von dem heil'gen Geiſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0302" n="294"/> <lg n="12"> <l>Alte Todeswunden heilt er,</l><lb/> <l>Und erneut das alte Recht:</l><lb/> <l>Alle Menſchen, gleichgeboren,</l><lb/> <l>Sind ein adliges Geſchlecht.</l><lb/> </lg> <lg n="13"> <l>Er verſcheucht die böſen Nebel,</l><lb/> <l>Und das dunkle Hirngeſpinſt,</l><lb/> <l>Das uns Lieb' und Luſt verleidet,</l><lb/> <l>Tag und Nacht uns angegrinzt.</l><lb/> </lg> <lg n="14"> <l>Tauſend Ritter, wohlgewappnet,</l><lb/> <l>Hat der heil'ge Geiſt erwählt,</l><lb/> <l>Seinen Willen zu erfüllen,</l><lb/> <l>Und er hat ſie muthbeſeelt.</l><lb/> </lg> <lg n="15"> <l>Ihre theuern Schwerdter blitzen,</l><lb/> <l>Ihre guten Banner weh'n!</l><lb/> <l>Ei, du möchteſt wohl, mein Kindchen,</l><lb/> <l>Solche ſtolze Ritter ſeh'n?</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <l>Nun, ſo ſchau' mich an, mein Kindchen,</l><lb/> <l>Küſſe mich und ſchaue dreiſt;</l><lb/> <l>Denn ich ſelber bin ein ſolcher</l><lb/> <l>Ritter von dem heil'gen Geiſt.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [294/0302]
Alte Todeswunden heilt er,
Und erneut das alte Recht:
Alle Menſchen, gleichgeboren,
Sind ein adliges Geſchlecht.
Er verſcheucht die böſen Nebel,
Und das dunkle Hirngeſpinſt,
Das uns Lieb' und Luſt verleidet,
Tag und Nacht uns angegrinzt.
Tauſend Ritter, wohlgewappnet,
Hat der heil'ge Geiſt erwählt,
Seinen Willen zu erfüllen,
Und er hat ſie muthbeſeelt.
Ihre theuern Schwerdter blitzen,
Ihre guten Banner weh'n!
Ei, du möchteſt wohl, mein Kindchen,
Solche ſtolze Ritter ſeh'n?
Nun, ſo ſchau' mich an, mein Kindchen,
Küſſe mich und ſchaue dreiſt;
Denn ich ſelber bin ein ſolcher
Ritter von dem heil'gen Geiſt.
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