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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.

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die salzlosen, ledernen Stockfische mit ihrem al¬
ten Kohl, die mir in Göttingen vorgesetzt wur¬
den. Nachdem ich meinen Magen etwas beschwich¬
tigt hatte, bemerkte ich in derselben Wirthsstube
einen Herrn mit zwey Damen, die im Begriff
waren abzureisen. Dieser Herr war ganz grün ge¬
kleidet, trug sogar eine grüne Brille, die auf seine
rothe Kupfernase einen Schein wie Grünspan
warf, und sah aus, wie der König Nebukadnezar
in seinen spätern Jahren ausgesehen hat, als er,
der Sage nach, gleich einem Thiere des Waldes,
nichts als Salat aß. Der Grüne wünschte, daß
ich ihm ein Hotel in Göttingen empfehlen möchte,
und ich rieth ihm, dort von dem ersten besten
Studenten das Hotel de Brühbach zu erfragen.
Die eine Dame war die Frau Gemahlin, eine gar
große, weitläuftige Dame, ein rothes Quadrat¬
meilen-Gesicht mit Grübchen in den Wangen, die
wie Spucknäpfe für Liebesgötter aussahen, ein
langfleischig herabhängendes Unterkinn, das eine
schlechte Fortsetzung des Gesichtes zu seyn schien,

die ſalzloſen, ledernen Stockfiſche mit ihrem al¬
ten Kohl, die mir in Goͤttingen vorgeſetzt wur¬
den. Nachdem ich meinen Magen etwas beſchwich¬
tigt hatte, bemerkte ich in derſelben Wirthsſtube
einen Herrn mit zwey Damen, die im Begriff
waren abzureiſen. Dieſer Herr war ganz gruͤn ge¬
kleidet, trug ſogar eine gruͤne Brille, die auf ſeine
rothe Kupfernaſe einen Schein wie Gruͤnſpan
warf, und ſah aus, wie der Koͤnig Nebukadnezar
in ſeinen ſpaͤtern Jahren ausgeſehen hat, als er,
der Sage nach, gleich einem Thiere des Waldes,
nichts als Salat aß. Der Gruͤne wuͤnſchte, daß
ich ihm ein Hotel in Goͤttingen empfehlen moͤchte,
und ich rieth ihm, dort von dem erſten beſten
Studenten das Hotel de Bruͤhbach zu erfragen.
Die eine Dame war die Frau Gemahlin, eine gar
große, weitlaͤuftige Dame, ein rothes Quadrat¬
meilen-Geſicht mit Gruͤbchen in den Wangen, die
wie Spucknaͤpfe fuͤr Liebesgoͤtter ausſahen, ein
langfleiſchig herabhaͤngendes Unterkinn, das eine
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[124/0136] die ſalzloſen, ledernen Stockfiſche mit ihrem al¬ ten Kohl, die mir in Goͤttingen vorgeſetzt wur¬ den. Nachdem ich meinen Magen etwas beſchwich¬ tigt hatte, bemerkte ich in derſelben Wirthsſtube einen Herrn mit zwey Damen, die im Begriff waren abzureiſen. Dieſer Herr war ganz gruͤn ge¬ kleidet, trug ſogar eine gruͤne Brille, die auf ſeine rothe Kupfernaſe einen Schein wie Gruͤnſpan warf, und ſah aus, wie der Koͤnig Nebukadnezar in ſeinen ſpaͤtern Jahren ausgeſehen hat, als er, der Sage nach, gleich einem Thiere des Waldes, nichts als Salat aß. Der Gruͤne wuͤnſchte, daß ich ihm ein Hotel in Goͤttingen empfehlen moͤchte, und ich rieth ihm, dort von dem erſten beſten Studenten das Hotel de Bruͤhbach zu erfragen. Die eine Dame war die Frau Gemahlin, eine gar große, weitlaͤuftige Dame, ein rothes Quadrat¬ meilen-Geſicht mit Gruͤbchen in den Wangen, die wie Spucknaͤpfe fuͤr Liebesgoͤtter ausſahen, ein langfleiſchig herabhaͤngendes Unterkinn, das eine ſchlechte Fortſetzung des Geſichtes zu ſeyn ſchien,

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/136>, abgerufen am 26.11.2024.