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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.

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diese heißt Weltgeschichte. Wir sprechen also erst
von der Musik, dann von der Welt und endlich
von der Geschichte; letztere aber theilen wir ein in
Positiv und spanische Fliegen --" Und so ging's
weiter mit Sinn und Unsinn.

Ein gemüthlicher Mecklenburger, der seine
Nase im Punschglase hatte, und selig lächelnd den
Dampf einschnupfte, machte die Bemerkung: es
sey ihm zu Muthe, als stände er wieder vor dem
Theater-Büffet in Schwerin! Ein Anderer hielt
sein Weinglas wie ein Perspektiv vor die Augen
und schien uns aufmerksam damit zu betrachten,
während ihm der rothe Wein, über die Backen,
ins hervortretende Maul hinablief. Der Greifs¬
walder, plötzlich begeistert, warf sich an meine Brust
und jauchzte: "O, verständest Du mich, ich bin
ein Liebender, ich bin ein Glücklicher, ich werde
wieder geliebt, und Gott verdamm' mich! es ist
ein gebildetes Mädchen, denn sie hat volle Brüste,
und trägt ein weißes Kleid und spielt Clavier!" --
Aber der Schweizer weinte, und küßte zärtlich

dieſe heißt Weltgeſchichte. Wir ſprechen alſo erſt
von der Muſik, dann von der Welt und endlich
von der Geſchichte; letztere aber theilen wir ein in
Poſitiv und ſpaniſche Fliegen —” Und ſo ging's
weiter mit Sinn und Unſinn.

Ein gemuͤthlicher Mecklenburger, der ſeine
Naſe im Punſchglaſe hatte, und ſelig laͤchelnd den
Dampf einſchnupfte, machte die Bemerkung: es
ſey ihm zu Muthe, als ſtaͤnde er wieder vor dem
Theater-Buͤffet in Schwerin! Ein Anderer hielt
ſein Weinglas wie ein Perſpektiv vor die Augen
und ſchien uns aufmerkſam damit zu betrachten,
waͤhrend ihm der rothe Wein, uͤber die Backen,
ins hervortretende Maul hinablief. Der Greifs¬
walder, ploͤtzlich begeiſtert, warf ſich an meine Bruſt
und jauchzte: “O, verſtaͤndeſt Du mich, ich bin
ein Liebender, ich bin ein Gluͤcklicher, ich werde
wieder geliebt, und Gott verdamm' mich! es iſt
ein gebildetes Maͤdchen, denn ſie hat volle Bruͤſte,
und traͤgt ein weißes Kleid und ſpielt Clavier!” —
Aber der Schweizer weinte, und kuͤßte zaͤrtlich

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[224/0236] dieſe heißt Weltgeſchichte. Wir ſprechen alſo erſt von der Muſik, dann von der Welt und endlich von der Geſchichte; letztere aber theilen wir ein in Poſitiv und ſpaniſche Fliegen —” Und ſo ging's weiter mit Sinn und Unſinn. Ein gemuͤthlicher Mecklenburger, der ſeine Naſe im Punſchglaſe hatte, und ſelig laͤchelnd den Dampf einſchnupfte, machte die Bemerkung: es ſey ihm zu Muthe, als ſtaͤnde er wieder vor dem Theater-Buͤffet in Schwerin! Ein Anderer hielt ſein Weinglas wie ein Perſpektiv vor die Augen und ſchien uns aufmerkſam damit zu betrachten, waͤhrend ihm der rothe Wein, uͤber die Backen, ins hervortretende Maul hinablief. Der Greifs¬ walder, ploͤtzlich begeiſtert, warf ſich an meine Bruſt und jauchzte: “O, verſtaͤndeſt Du mich, ich bin ein Liebender, ich bin ein Gluͤcklicher, ich werde wieder geliebt, und Gott verdamm' mich! es iſt ein gebildetes Maͤdchen, denn ſie hat volle Bruͤſte, und traͤgt ein weißes Kleid und ſpielt Clavier!” — Aber der Schweizer weinte, und kuͤßte zaͤrtlich

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/236>, abgerufen am 04.12.2024.