Reisende, die den Berg erstiegen, ihre Namen schreiben, und die Meisten noch einige Gedanken, und in Ermangelung derselben, ihre Gefühle hinzu notiren. Viele drücken sich sogar in Versen aus. In diesem Buche sieht man, welche Greuel entste¬ hen, wenn der große Philister-Troß bey gebräuchli¬ chen Gelegenheiten, wie hier auf dem Brocken, sich vorgenommen hat, poetisch zu werden. Der Pal¬ last des Prinzen von Pallagonia enthält keine so große Abgeschmacktheiten wie dieses Buch, wo be¬ sonders hervor glänzen die Herren Accise-Einneh¬ mer mit ihren verschimmelten Hochgefühlen, die Comptoir-Jünglinge mit ihren pathetischen Seelen- Ergüssen, die altdeutschen Revolutions-Dilettanten mit ihren Turn-Gemein-Plätzen, die Berliner Schullehrer mit ihren verunglückten Entzückungs- Phrasen u. s. w. Herr Johannes Hagel will sich auch mal als Schriftsteller zeigen. Hier wird des Sonnen-Aufgangs majestätische Pracht beschrieben; dort wird geklagt über schlechtes Wetter, über ge¬ täuschte Erwartungen, über den Nebel, der alle
Reiſende, die den Berg erſtiegen, ihre Namen ſchreiben, und die Meiſten noch einige Gedanken, und in Ermangelung derſelben, ihre Gefuͤhle hinzu notiren. Viele druͤcken ſich ſogar in Verſen aus. In dieſem Buche ſieht man, welche Greuel entſte¬ hen, wenn der große Philiſter-Troß bey gebraͤuchli¬ chen Gelegenheiten, wie hier auf dem Brocken, ſich vorgenommen hat, poetiſch zu werden. Der Pal¬ laſt des Prinzen von Pallagonia enthaͤlt keine ſo große Abgeſchmacktheiten wie dieſes Buch, wo be¬ ſonders hervor glaͤnzen die Herren Acciſe-Einneh¬ mer mit ihren verſchimmelten Hochgefuͤhlen, die Comptoir-Juͤnglinge mit ihren pathetiſchen Seelen- Erguͤſſen, die altdeutſchen Revolutions-Dilettanten mit ihren Turn-Gemein-Plaͤtzen, die Berliner Schullehrer mit ihren verungluͤckten Entzuͤckungs- Phraſen u. ſ. w. Herr Johannes Hagel will ſich auch mal als Schriftſteller zeigen. Hier wird des Sonnen-Aufgangs majeſtaͤtiſche Pracht beſchrieben; dort wird geklagt uͤber ſchlechtes Wetter, uͤber ge¬ taͤuſchte Erwartungen, uͤber den Nebel, der alle
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Reiſende, die den Berg erſtiegen, ihre Namen
ſchreiben, und die Meiſten noch einige Gedanken,
und in Ermangelung derſelben, ihre Gefuͤhle hinzu
notiren. Viele druͤcken ſich ſogar in Verſen aus.
In dieſem Buche ſieht man, welche Greuel entſte¬
hen, wenn der große Philiſter-Troß bey gebraͤuchli¬
chen Gelegenheiten, wie hier auf dem Brocken, ſich
vorgenommen hat, poetiſch zu werden. Der Pal¬
laſt des Prinzen von Pallagonia enthaͤlt keine ſo
große Abgeſchmacktheiten wie dieſes Buch, wo be¬
ſonders hervor glaͤnzen die Herren Acciſe-Einneh¬
mer mit ihren verſchimmelten Hochgefuͤhlen, die
Comptoir-Juͤnglinge mit ihren pathetiſchen Seelen-
Erguͤſſen, die altdeutſchen Revolutions-Dilettanten
mit ihren Turn-Gemein-Plaͤtzen, die Berliner
Schullehrer mit ihren verungluͤckten Entzuͤckungs-
Phraſen u. ſ. w. Herr Johannes Hagel will ſich
auch mal als Schriftſteller zeigen. Hier wird des
Sonnen-Aufgangs majeſtaͤtiſche Pracht beſchrieben;
dort wird geklagt uͤber ſchlechtes Wetter, uͤber ge¬
taͤuſchte Erwartungen, uͤber den Nebel, der alle
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/247>, abgerufen am 22.11.2024.
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