Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.V. Poseidon. Die Sonnenlichter spielten
Ueber das weithinrollende Meer; Fern' auf der Rehde glänzte das Schiff, Das mich zur Heimath tragen sollte; Aber es fehlte an gutem Fahrwind, Und ich saß noch ruhig auf weißer Dühne, Am einsamen Strand, Und ich las das Lied vom Odüsseus, Das alte, ewig junge Lied, Aus dessen meerdurchrauschten Blättern Mir freudig entgegenstieg Der Athem der Götter, Und der leuchtende Menschenfrühling, Und der blühende Himmel von Hellas. V. Poſeidon. Die Sonnenlichter ſpielten
Ueber das weithinrollende Meer; Fern' auf der Rehde glaͤnzte das Schiff, Das mich zur Heimath tragen ſollte; Aber es fehlte an gutem Fahrwind, Und ich ſaß noch ruhig auf weißer Duͤhne, Am einſamen Strand, Und ich las das Lied vom Oduͤſſeus, Das alte, ewig junge Lied, Aus deſſen meerdurchrauſchten Blaͤttern Mir freudig entgegenſtieg Der Athem der Goͤtter, Und der leuchtende Menſchenfruͤhling, Und der bluͤhende Himmel von Hellas. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0287" n="275"/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">V</hi>.<lb/><hi rendition="#g">Poſeidon</hi>.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Sonnenlichter ſpielten</l><lb/> <l>Ueber das weithinrollende Meer;</l><lb/> <l>Fern' auf der Rehde glaͤnzte das Schiff,</l><lb/> <l>Das mich zur Heimath tragen ſollte;</l><lb/> <l>Aber es fehlte an gutem Fahrwind,</l><lb/> <l>Und ich ſaß noch ruhig auf weißer Duͤhne,</l><lb/> <l>Am einſamen Strand,</l><lb/> <l>Und ich las das Lied vom Oduͤſſeus,</l><lb/> <l>Das alte, ewig junge Lied,</l><lb/> <l>Aus deſſen meerdurchrauſchten Blaͤttern</l><lb/> <l>Mir freudig entgegenſtieg</l><lb/> <l>Der Athem der Goͤtter,</l><lb/> <l>Und der leuchtende Menſchenfruͤhling,</l><lb/> <l>Und der bluͤhende Himmel von Hellas.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [275/0287]
V.
Poſeidon.
Die Sonnenlichter ſpielten
Ueber das weithinrollende Meer;
Fern' auf der Rehde glaͤnzte das Schiff,
Das mich zur Heimath tragen ſollte;
Aber es fehlte an gutem Fahrwind,
Und ich ſaß noch ruhig auf weißer Duͤhne,
Am einſamen Strand,
Und ich las das Lied vom Oduͤſſeus,
Das alte, ewig junge Lied,
Aus deſſen meerdurchrauſchten Blaͤttern
Mir freudig entgegenſtieg
Der Athem der Goͤtter,
Und der leuchtende Menſchenfruͤhling,
Und der bluͤhende Himmel von Hellas.
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